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Wenn du mich brauchst

Wenn du mich brauchst

Titel: Wenn du mich brauchst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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Briefkuvert auf. Ihre Stirn war gerunzelt.
    »Wie war dein Ball, Prinzessin?«, fragte mein Dad und reichte mir meine Lieblingsschokolade.
    »Soll ich auf der Terrasse decken?«, rief Oma Dorothea von draußen dazwischen, wo Godot und die beiden Nachbarshunde gerade ein Bellduell begonnen hatten.
    »Was will das Weib?«, erkundigte Leek sich, der zwar Deutsch versteht, aber immer erst eine Anlaufphase braucht, und Godots Gebell trug auch nicht gerade zur Völkerverständigung bei.
    »Frühstück machen …«, sagte ich und verdrehte die Augen, aber genau in diesem Moment fing Rosie laut an zu weinen.
    »Leek! Leek! Leek!«, rief sie unartikuliert zwischen ihren heftigen Schluchzern.
    »Rosie, um Himmels willen«, rief Leek und schlang eilig seine Arme um meine Mom, die in sich zusammensackte. »Was ist passiert? Ist etwas mit Old Niall?«
    »Lies …«, flüsterte Rosie und reichte meinem Dad ein amtlich aussehendes Schreiben.
    So war es also.
    »Vertauscht«, sagte Kendra und betrachtete mich kopfschüttelnd.
    »Was ist passiert?«, fragte meine deutsche Großmutter.
    Rosie saß mit schreckensbleicher Miene da und starrte immer noch den Briefbogen in ihrer Hand an.
    »Was ist los?«, rief Moon durch das halb hochgeschobene Fenster aus seinem Zimmer.
    »Das wüssten wir auch zu gerne«, sagte Oma Dorothea gereizt und betrachtete wenig begeistert das Stück Brot auf ihrem Teller. Sie hat eine Aversion gegen jegliches amerikanische Brot.
    Leek hatte Tee gekocht und frischen Kaffee aufgebrüht, gleichzeitig hatte er das Klinikschreiben studiert, Rosie beruhigt, den Terrassentisch gedeckt und Godot gefüttert.
    »Familie Greenberg – aus Beverlywood«, murmelte er nachdenklich. »Greenberg … Eine jüdische Familie, nehme ich an.«
    Die Treppe im Haus knarrte unter Moons Schritten, dann kam er in den Garten. »Große Versöhnung?«, fragte er in sarkastischem Tonfall, aber ich kannte ihn gut genug, um zu sehen, dass er sich nur zu schützen versuchte.
    »Im Moment wohl eher großes Durcheinander«, murmelte Leek und starrte immer noch auf das unheimliche Schreiben in Rosies Hand. Sie studierten es Seite an Seite, ihre Schultern eng aneinandergeschmiegt.
    »Wieso? Was ist los?«, fragte Moon misstrauisch und schob Godot, der ihn begrüßte, als habe er ihn seit Jahren nicht gesehen, zur Seite.
    »Könntet ihr uns den Gefallen tun und ab und zu Deutsch sprechen?«, bat Dorothea nachdrücklich.
    »Dann versteht Kendra nichts«, sagte Moon knapp auf Deutsch und setzte sich auf den letzten freien Stuhl.
    »Der Anrufer von gestern Nachmittag«, sagte Kendra. »Doch kein Irrer, wie es scheint.«
    »Sondern?«
    Leek sagte es ihm, und so wie er es sagte, war es nicht die große Katastrophe, nach der Rosies geschwollene rote Augen aussahen. Ihre Hände flogen, während sie ihren Energietee mit Honig süßte und umrührte.
    »Vertauscht?«, wiederholte Moon hinterher. »Ihr meint, Sky ist gar nicht Sky – sondern die geheimnisvolle Unbekannte?«
Er starrte mich an.
    »Es ist nicht witzig«, sagte ich leise.
    »Nein, das ist es nicht«, stimmte Moon zu und schob seinen Teller zurück. »Mir hat es jedenfalls den Appetit verdorben. Puh. – Vielleicht war es aber auch der gigantische McDonald’s-Fraß von heute Nacht«, fügte er der Ehrlichkeit halber hinzu.
    »Ich denke, wir müssen übersetzen«, sagte Leek mit einem Seitenblick auf seine Schwiegereltern. »Hochwürden Dorothy flippt sonst in Kürze aus, schätze ich.« Er nickte Rosie zu. »Übersetze, Darling«, bat er.
    Meine Mutter schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht«, flüsterte sie. »Ich kann einfach nicht.«
    »Ich könnte nur spanisch oder japanisch«, erklärte Kendra achselzuckend. Leek lächelte ihr zu.
    »Und ich habe keinen Bock, diesen Despoten diese Neuigkeit, wenn sie denn wahr ist, weiterzuleiten«, murmelte Moon.
    »Soll ich?«, bot ich leise an. Wie sollte ich je wieder in den Spiegel sehen können? Wer war ich? Mein Herz pochte wild von innen gegen meinen Brustkorb.
    Da hob Rosie den Kopf und legte ihre Hand auf meine. »Nein, Baby, das musst du nicht!«, sagte sie heftig. »Du vor allen Dingen nicht.«
    »Rosie! Es ist keiner gestorben!«, sagte Leek streng. »Es ist nicht der Weltuntergang … Sky bleibt Sky, alles andere wird sich finden.«
    »Es ist … aber scheußlich«, flüsterte meine Mom. Halt – meine Mom? Sie war – wenn dieser Brief die Wahrheit sagte – gar nicht meine wirkliche Mom! Ich war nicht in ihr gewesen. Ich war nicht aus

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