Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)
Druckerei, der brandneue Broschüren vom Refuge Beach enthielt – bereit für den nächsten Sommer.
»Was ist denn das für ein Geruch?«, fragte O’Casey, als er vom Sandparkplatz fuhr.
Shane wusste, dass er nach Kerosin stank, aber er starrte O’Casey wortlos an. Sein Blick war ungläubig und herausfordernd zugleich: Ungläubig, weil ihm der Ranger eine so läppische Frage stellte, während ein Mädchen verletzt am Straßenrand lag, und herausfordernd, weil es seine Sache war, herauszufinden, was Shane als Nächstes plante.
»Du hast Bewährung«, sagte O’Casey. »Was mich betrifft, hätten sie dir dein Brett wegnehmen sollen.«
»Nur weil ich beim Surfen war? Am Schwanzende eines Hurrikans?«
»Denk mal an die Wasserwacht, die gezwungen gewesen wäre, rauszufahren, um dich aus dem Wasser zu fischen.« Auf dieses Argument wusste Shane nichts zu erwidern. Er spürte, wie er feuerrot wurde. »Meilenstein 3, sagtest du?«, fragte der Ranger, den Blick auf die Straße gerichtet.
»Dort drüben!« Shane deutete auf die Stelle.
Doch die Szenerie hatte sich während seiner Abwesenheit verändert: Die Straße war leer, das verbeulte Fahrrad lag am Straßenrand, und Mickey und Jenna hatten sich gemeinsam unter Shanes Parka gekauert. Shane wusste nicht genau, wann er sich jemals so erleichtert gefühlt hatte: Sie war nicht gelähmt.
Er sprang aus dem Truck und lief zu ihr. Die braunen Zöpfe, die ihr Gesicht umrahmten, waren blutverschmiert von einer Platzwunde am Haaransatz. Das Gesicht war kreidebleich, und sie umklammerte ihren linken Arm mit der rechten Hand. Beim Anblick von Shane – oder vielleicht auch des Rangers – brach sie wie ein kleines Mädchen in Tränen aus.
»Lass mal sehen.« O’Casey ging neben ihr in die Hocke, den Erste-Hilfe-Kasten unter den Ellbogen geklemmt, und schob behutsam ihre Haare zurück, um die Wunde in Augenschein zu nehmen. Dabei war er wohl an ihren Arm gestoßen, denn sie stöhnte vor Schmerz auf.
»Hey, passen Sie doch auf!«, schrie Shane. »Sehen Sie nicht, dass sie sich den Arm gebrochen hat?«
»Stimmt das?«, erkundigte sich O’Casey.
»Das Handgelenk, glaube ich«, erklärte Mickey.
»Die Hand hängt völlig schlaff herunter!«, warf ihre Freundin ein. »Sie kann sie nicht bewegen!«
Mickey schob Shanes Jacke zurück, damit O’Casey ihren Arm begutachten konnte. Shane sah, dass der Nylonparka voller Blut war, aber es freute ihn, dass es ihm gelungen war, sie warm zu halten. Sie schien keinen Schock erlitten zu haben, und sie konnte sitzen: beides war ein gutes Zeichen.
»Ich habe mich bewegt«, gestand sie und sah Shane an.
»Solange du dich selbst bewegst, ist das okay«, erwiderte er und blickte in ihre grünen Augen. »Es ist nur problematisch, wenn andere die Lage eines Verletzten verändern.«
O’Casey hatte seinen Erste-Hilfe-Kasten geöffnet. Er schob Shane beiseite, presste Mull auf die noch immer blutende Kopfwunde. Er beobachtete Mickeys Augen, während er den Druck sanft verstärkte. Mickey sah den Ranger mit einem so kindlichen Vertrauen an, dass es Shane schier das Herz brach und eine Lawine von Gefühlen in ihm auslöste.
»Können wir endlich losfahren?«, jammerte Jenna. »Es ist eiskalt und wir müssen Mickey ins Krankenhaus bringen, in die Notaufnahme.«
»Sofort«, sagte O’Casey, und in dem Moment preschte ein Konvoi, bestehend aus einer Ambulanz und zwei Streifenwagen, die Straße entlang auf sie zu.
»Die brauche ich nicht«, rief Mickey erschrocken, Panik in den Augen. Shane war sich nicht sicher, ob sie den Krankenwagen oder die Polizei meinte.
Zwei Polizisten und die Sanitäter liefen herbei. Einer der Polizisten sah ihn an, schien ihn wiederzuerkennen. Shane hatte ein flaues Gefühl im Magen, doch der Polizist wandte den Blick ab – er musterte Mickey.
»Hallo«, sagte er. »Alles in Ordnung?«
»Es geht mir gut«, flüsterte sie.
Shane konzentrierte sich auf den Glanz in ihren Augen. Er hätte gerne den Arm um sie gelegt, ihr in den Krankenwagen geholfen. Wollten die sie noch lange auf dem kalten Boden sitzen lassen?
Die Sanitäter machten sich an die Arbeit, während O’Casey sie über die Notversorgung der Kopfwunde und das gebrochene Handgelenk ins Bild setzte. Endlich hoben sie Mickey hoch und trugen sie in den Krankenwagen, wickelten sie in Decken und gaben Shane den Parka zurück. Jenna wurde aufgefordert, in einem der beiden Streifenwagen Platz zu nehmen, die Fahrräder wurden auf der Ladefläche von
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