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Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Titel: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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mit sieben.
    Ich weiß, dass niemand sonst auf dem Gang das verstehen wird, aber es ist mir trotzdem peinlich und ich spüre, wie mir die Hitze den Nacken hochsteigt. Solche Sachen macht er andauernd: so zu tun, als würde er mich besser kennen als alle anderen, nur weil wir vor hundert Jahren zusammen im Sandkasten gespielt haben. So zu tun, als hätte nichts, was in den vergangenen zehn Jahren passiert ist, irgendetwas verändert, obwohl es alles verändert hat.
    Mein Handy summt in meiner Hosentasche und bevor ich zum Mittagessen gehe, klappe ich es auf. Ich habe eine neue Nachricht von Lindsay: party bei kent mcfreaky heut abend. bist du dabei?
    Ich halte nur einen Augenblick inne und stoße einen langen Atemzug aus, bevor ich zurücksimse: ok.
    Es gibt drei akzeptable Sachen, die man in der Schulmensa der Thomas-Jefferson-Highschool essen kann:
    1.  Einen Bagel, pur oder mit Frischkäse.
    2.  Pommes frites.
    3.  Ein selbst belegtes Sandwich vom Buffet.
    Â Â Â Â Â Â a.  Aber nur mit Thunfisch, Schinken oder Hühnchenbrust. Salami und Lyoner sind eindeutig unzulässig und Roastbeef ist grenzwertig. Was schade ist, weil Roastbeef mein Lieblingsessen ist.
    Rob steht mit ein paar seiner Freunde an der Kasse. Er trägt ein riesiges Tablett mit Pommes. Die isst er jeden Tag. Er begegnet meinem Blick und nickt mir zu. (Er ist nicht die Art Typ, der gut mit Gefühlen umgehen kann, weder mit seinen noch mit meinen. Daher das »Hab Dich lieb« in der Nachricht, die er mir geschickt hat.)
    Es ist komisch. Bevor wir miteinander gingen, mochte ich ihn so lange so sehr, dass mich jedes Mal, wenn er auch nur in meine Richtung sah, dieses starke brodelnde, sprudelnde Gefühl überkam, von dem mir ganz schwummerig wurde. Ungelogen: Manchmal wurde ich ganz benommen, wenn ich an ihn dachte, und musste mich hinsetzen.
    Aber jetzt, wo wir offiziell ein Paar sind, kommen mir manchmal die eigenartigsten Gedanken, wenn ich ihn ansehe, zum Beispiel, ob all diese Pommes seine Arterien verstopfen oder ob er Zahnseide benutzt oder wie lange es her ist, dass er sein Yankees-Basecap zum letzten Mal gewaschen hat, das er praktisch täglich trägt. Manchmal mache ich mir Sorgen, dass irgendetwas mit mir nicht stimmt. Wer würde schließlich nicht gerne mit Rob Cokran gehen?
    Es ist ja nicht so, als wäre ich nicht total glücklich – das bin ich –, aber es kommt mir fast so vor, als müsste ich mir manchmal immer und immer wieder in Gedanken vorsagen, warum ich ihn früher eigentlich mochte, als würde ich es sonst vergessen. Glücklicherweise gibt es eine Million gute Gründe: die Tatsache, dass er schwarze Haare und eine Milliarde Sommersprossen hat, die an ihm aber irgendwie nicht doof aussehen; dass er laut ist, aber auf witzige Art; dass alle ihn kennen und mögen und wahrscheinlich die Hälfte aller Mädchen auf der Schule in ihn verknallt ist; dass er in seinem Lacrossetrikot gut aussieht; dass er seinen Kopf auf meine Schulter legt und einschläft, wenn er richtig müde ist. Das ist das, was ich am liebsten an ihm mag. Ich liege gern neben ihm, wenn es spät, dunkel und so still ist, dass ich meinen eigenen Herzschlag hören kann. In diesen Momenten bin ich mir sicher, verliebt zu sein.
    Ich beachte Rob nicht weiter, als ich mich anstelle, um meinen Bagel zu bezahlen – ich kann ebenfalls auf unnahbar machen –, und gehe dann in die Zwölftklässlerecke. Der Rest der Schulmensa ist rechteckig. Die Sonderschulkinder sitzen am anderen Ende, an den Tischen, die den Klassenzimmern am nächsten liegen, dann kommen die Neuntklässlertische, dann die Zehntklässler- und dann die Elftklässlertische. Die Zwölftklässlerecke ist ganz oben in der Schulmensa. Es ist ein komplett verglastes Achteck. Okay, es geht nur auf den Parkplatz raus, aber nehmt’s mir nicht übel, es ist trotzdem immer noch besser, als die Behinderten im Blick zu haben, die mit Apfelmus sabbern.
    Ally sitzt bereits an einem kleinen runden Tisch direkt am Fenster, unserem Lieblingsplatz.
    Â»Hallo.« Ich stelle mein Tablett ab und lege die Rosen daneben. Allys Strauß liegt auch auf dem Tisch und ich zähle schnell durch.
    Â»Neun Rosen.« Ich zeige auf ihren Strauß und schüttele dann meinen. »Genau wie ich.«
    Sie zieht eine Grimasse. »Eine von meinen zählt nicht. Ethan Shlosky hat mir eine

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