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Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Titel: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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könnte.
    Es war Lindsay, die beim Pfadfinderinnen-Campingausflug in der Fünften mitbekam, dass Juliet in ihren Schlafsack gepinkelt hatte, und Lindsay war es auch, die ihr daraufhin den Spitznamen Piss-Miss verlieh. Alle Welt hat Juliet ewig so genannt – bis zum Ende der Neunten,ist das zu glauben? – und sie gemieden, weil es hieß, sie würde nach Pisse stinken.
    Ich gucke aus dem Fenster und sehe Juliets Haare in der Sonne aufblitzen, als hätten sie Feuer gefangen. Am Horizont ist ein dunkler Fleck, dort, wo sich das Unwetter zusammenbraut. Mir wird zum ersten Mal bewusst, dass ich gar nicht genau weiß, warum Lindsay eigentlich angefangen hat, Juliet zu hassen, oder wann. Ich mache den Mund auf, um sie danach zu fragen, aber sie haben bereits das Thema gewechselt.
    Â»â€¦Â Höllenstreit«, schließt Elody und Ally kichert.
    Â»Ich hab echt tierischen Schiss«, sagt Lindsay ironisch. Ganz offensichtlich habe ich was verpasst.
    Â»Was ist los?«, frage ich.
    Elody wendet sich an mich. »Sarah Grundel verbreitet überall, dass Lindsay ihr Leben ruiniert hätte.« Ich warte, während Elody fachmännisch eine Fritte in ihrem Mund zusammenfaltet. »Sie darf nicht im Viertelfinale mitschwimmen. Und du weißt, dass dieser Scheiß ihr Leben ist. Wisst ihr noch, als sie mal vergessen hat, nach dem Morgentraining ihre Schwimmbrille abzusetzen, und sie bis zur zweiten Stunde aufhatte?«
    Â»Wahrscheinlich hat sie all ihre Medaillen in ihrem Zimmer an der Wand hängen«, sagt Ally.
    Â»Das hatte Sam früher auch. Stimmt’s, Sam? Die ganzen Auszeichnungen dafür, dass du so schön mit den Pferdchen gespielt hast.« Lindsay stößt mir den Ellbogen in die Seite.
    Â»Können wir zur Sache kommen?« Ich winke mit den Händen, zum einen, weil ich hören will, wie die Geschichte weitergeht, zum anderen, um die Aufmerksamkeit von mir und der Tatsache, dass ich früher so uncool war, abzulenken. In der fünften Klasse habe ich mehrZeit mit Pferden als mit Vertretern meiner eigenen Spezies verbracht. »Ich kapier immer noch nicht, warum Sarah sauer auf Lindsay ist.«
    Elody verdreht die Augen, als gehörte ich an den Tisch zu den Sonderschülern. »Sarah musste nachsitzen – sie ist ungefähr zum fünften Mal in zwei Wochen zu spät zur ersten Stunde gekommen.« Ich kapier’s immer noch nicht und sie stößt einen Seufzer aus. »Sie ist zu spät zur ersten Stunde gekommen, weil sie auf dem oberen Parkdeck parken und die ganze Strecke rennen musste – genau …«
    Â»354 Meter!«
    Wir prusten es alle gleichzeitig heraus und fangen dann wie verrückt an zu kichern.
    Â»Keine Sorge, Lindz«, sage ich. »Wenn ihr zwei aufeinander losgeht, setze ich auf jeden Fall auf dich.«
    Â»Ja, wir halten zu dir«, sagt Elody.
    Â»Ist es nicht seltsam, wie solche Sachen passieren?«, sagt Ally mit dieser schüchternen Stimme, die sie hat, wenn sie versucht, etwas Ernstes zu sagen. »Wie sich eins aus dem anderen ergibt? Wenn Lindsay ihr nicht diesen Parkplatz weggenommen hätte …«
    Â»Ich hab ihn ihr nicht weggenommen. Ich hab ihn mit Fug und Recht ergattert«, protestiert Lindsay und schlägt zur Betonung mit der Hand auf den Tisch. Elodys Cola light schwappt aus der Dose und durchweicht ein paar Pommes. Darüber müssen wir erneut lachen.
    Â»Ich mein’s ernst!« Ally hebt die Stimme, um uns zu übertönen. »Das ist wie ein Netz, wisst ihr? Alles ist miteinander verbunden.«
    Â»Bist du wieder an Dads Vorräten gewesen, Al?«, fragt Elody.
    Mehr braucht es nicht, um uns zum Brüllen zu bringen. Das ist ein Witz, den sich Ally schon seit Jahren anhören muss, weil ihr Vater in der Musikbranche arbeitet. Er ist Anwalt, nicht Produzent oder Manager oder Musiker oder so was, und er trägt immer einen Anzug (sogarim Sommer, wenn er ins Schwimmbad geht), aber Lindsay behauptet, er sei ein heimlicher Hippie und Kiffer.
    Während wir uns schlapplachen, läuft Ally rot an. »Ihr hört mir nie zu«, sagt sie, aber sie versucht sich ein Lächeln zu verkneifen. Sie nimmt eine Fritte und bewirft Elody damit. »Ich hab mal gelesen, dass ein Schwarm Schmetterlinge, der in Thailand auffliegt, ein Gewitter in New York verursachen kann.«
    Â»Na klar, und einer deiner Fürze könnte einen landesweiten Stromausfall in

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