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Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Titel: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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stattdessen flüstert er: Ich durchschaue dich.
    Du kennst mich doch überhaupt nicht. Du weißt rein gar nichts von mir.
    Gott sei Dank.
    Ich bohre mir die Fingernägel in die Handflächen.
    Â»Ich habe nie gesagt, dass die Rose von mir ist«, sagt er. Es erschreckt mich, dass seine Stimme so leise und ernst klingt. Ich begegne seinem Blick; seine Augen sind leuchtend grün. Ich erinnere mich daran, dass meine Mutter, als ich klein war, immer sagte, dass Gott das Gras und Kents Augen aus derselben Farbe gemischt hätte.
    Â»Ja, klar. Das ist ja wohl ziemlich offensichtlich.« Ich will nur, dass er aufhört, mich so anzusehen.
    Er holt tief Luft. »Hör mal. Ich gebe heute Abend eine Party …«
    Da sehe ich Rob die Schulmensa betreten. Normalerweise würde ich darauf warten, dass er mich bemerkt, aber heute geht das nicht.
    Â»Rob!«, rufe ich.
    Er dreht sich um und sieht mich, winkt mir halbherzig zu und will sich wieder umdrehen.
    Â»Rob! Warte!« Ich laufe den Gang entlang. Ich renne nicht wirklich – Lindsay, Ally, Elody und ich haben vor Jahren einen Pakt geschlossen, auf dem Schulgelände niemals zu rennen, noch nicht mal in Sport (sehen wir den Tatsachen ins Auge: Schwitzen und keuchen ist nicht gerade attraktiv) –, aber viel fehlt nicht.
    Â»Hui, Slamster. Wo brennt’s denn?«
    Rob legt den Arm um mich und ich vergrabe meine Nase in seiner Fleecejacke. Sie riecht ein bisschen nach alter Pizza – nicht gerade der beste Geruch, vor allem nicht vermischt mit Zitronenmelisse –, aber das macht mir nichts aus. Meine Beine zittern so sehr, dass ich befürchte, sie könnten unter mir wegknicken. Ich will einfach für immer da stehen bleiben und mich an ihm festhalten.
    Â»Ich habe dich vermisst«, sage ich zu seiner Brust.
    Einen Augenblick verkrampfen sich seine Arme um mich. Aber als er mein Gesicht zu sich hochdreht, lächelt er.
    Â»Hast du mein Valogramm gekriegt?«, fragt er.
    Ich nicke. »Danke.« Mein Hals ist geschwollen und ich habe Angst, dass ich anfange zu weinen. Es fühlt sich so gut an, von ihm umarmt zu werden, als wäre er das Einzige, das mich aufrecht hält. »Hör mal, Rob, wegen heute Nacht …«
    Ich weiß gar nicht genau, was ich sagen will, aber er unterbricht mich.
    Â»Ja. Was ist es denn diesmal?«
    Ich löse mich nur ein bisschen von ihm, damit ich ihn ansehen kann. »Ich … ich will … ich bin nur … heute ist alles total verquer. Ich glaube, ich bin vielleicht krank oder … oder so was.«
    Er lacht und kneift mir mit zwei Fingern in die Nase. »O nein. Diesmal kommst du mir nicht davon.« Er lehnt seine Stirn an meine und flüstert: »Ich freue mich schon so lange darauf.«
    Â»Ich weiß, ich auch …« Ich habe es mir so oft vorgestellt: wie der Mond hinter den Bäumen sinkt, durchs Fenster scheint und Dreieckeund Quadrate an die Wand wirft; wie seine Fleecedecke sich auf meiner nackten Haut anfühlt, wenn ich mich ausziehe.
    Und dann habe ich mir den Moment danach vorgestellt, nachdem Rob mich geküsst und mir gesagt hat, dass er mich liebt, woraufhin er mit leicht geöffnetem Mund eingeschlafen ist und ich mich ins Bad schleiche, um Elody, Lindsay und Ally eine SMS zu schreiben.
    Ich hab’s getan.
    Nur den Mittelteil kann ich mir nicht so leicht ausmalen.
    Ich spüre, wie das Handy in meiner Hosentasche summt: eine neue SMS. Ich zucke zusammen. Ich weiß bereits, was drinsteht.
    Â»Du hast Recht«, sage ich zu Rob und drücke ihn. »Vielleicht sollte ich gleich nach der Schule zu dir kommen. Dann haben wir den ganzen Nachmittag, die ganze Nacht Zeit.«
    Â»Du bist süß.« Rob löst sich von mir und rückt sein Basecap und seinen Rucksack zurecht. »Aber meine Eltern verschwinden nicht vor dem Abendessen.«
    Â»Das macht nichts. Wir könnten einen Film gucken oder so …«
    Â»Außerdem«, Rob blickt jetzt über meine Schulter hinweg, »habe ich von einer Party bei dem Typ mit der Melone gehört, wie heißt er gleich? Ken?«
    Â»Kent«, sage ich mechanisch. Auf dem Gang werden Stimmen lauter und Leute gehen an uns vorbei. Ich spüre, wie sie uns anstarren. Wahrscheinlich hoffen sie auf einen Streit.
    Â»Genau, Kent. Da gehe ich vielleicht kurz vorbei. Wir könnten uns doch dort treffen.«
    Â»Willst du da echt hin?« Ich versuche

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