Wenn ein Reisender in einer Winternacht
und grinste. Ob Wing of Light oder Wing of Shadow, für beide Flügel bin ich der Große Verräter, der liquidiert werden muß, aber hier können sie mir nichts anhaben, seit Präsident Butamatari, der ihnen Asylrecht gewährt, mich unter seinen persönlichen Schutz genommen hat. ..«
Aber warum waren die Luftpiraten der OAP so scharf auf das Manuskript? Du überfliegst die Briefe auf der Suche nach einer Erklärung, findest aber zunächst nur die Prahlereien Maranas, der sich rühmt, kraft seiner diplomatischen Kunst das Abkommen ausgehandelt zu haben, demzufolge Butamatari nach Entwaffnung und Inbesitznahme des Flanneryschen Manuskriptes dessen Rückgabe an den Autor garantiert, wenn dieser sich dafür verpflichtet, einen dynastischen Roman zu schreiben, der die Kaiserkrönung des Großen Leaders und dessen Annektionsgelüste auf die Nachbargebiete rechtfertigt.
»Ich war es, der die Formel für das Abkommen vorgeschlagen und die Verhandlungen geführt hat. Ich brauchte mich nur als Repräsentant der auf die Vermarktung literarischer und philosophischer Werke spezialisierten Agentur >Merkur und die Musen< vorzustellen, und schon kam die Sache ins richtige Gleis. Als ich dann das Vertrauen des afrikanischen Diktators gewonnen und das des keltischen Schriftstellers wiedergewonnen hatte (durch die Entwendung seines Manuskripts hatte ich ihn vor den Entführungsplänen diverser Geheimorganisationen bewahrt), fiel es mir nicht mehr schwer, die Parteien zu einer beiderseits vorteilhaften Vereinbarung zu überreden.«
Ein früherer Brief, datiert in Liechtenstein, gibt Einblicke in die Vorgeschichte der Beziehungen zwischen Flannery und Marana: »Glauben Sie nicht den Gerüchten, daß in diesem alpinen Fürstentum nur der Verwaltungs- und Steuersitz jener Aktiengesellschaft zu finden sei, die das Copyright des produktiven Bestsellerautors innehat und seine Verträge abschließt, während angeblich niemand weiß, wo er selber steckt und ob er überhaupt existiert. Freilich schienen meine ersten Kontakte (mit Sekretären, die mich zu Prokuristen schickten, die mich zu Geschäftsführern schickten) Ihre Informationen zu bestätigen. Diese AG, die Flannerys grenzenlosen verbalen Ausstoß von Thrill & Sex & Crime verwertet, hat die Struktur einer effizienten Geschäftsbank. Doch es herrschte dort eine Atmosphäre von Bedrückung und nervöser Beklommenheit, wie am Vorabend eines Börsenkrachs.
. Die Gründe hatte ich bald heraus: Seit einigen Monaten steckt Flannery in einer Krise; er schreibt keine Zeile mehr; die vielen angefangenen Romane, für die er Vorschüsse von Verlegern aus aller Welt erhalten hat, wozu internationale Finanztransaktionen notwendig waren, diese Romane, für welche die Marken der von den Personen zu trinkenden Spirituosen, die zu besuchenden Ferienorte, die Haute-Couture-Modelle, Einrichtungen und Gadgets alle schon von spezialisierten Werbeagenturen vertraglich festgelegt worden sind, bleiben unvollendet, Fragment, Opfer einer unvorhergesehenen, unerklärlichen Schaffenskrise. Eine Schar von Ghostwritern steht bereit, trainiert auf den Stil des Meisters in allen seinen Nuancen und Manierismen, um einzugreifen und die Lecks abzudichten, die Halbfabrikate zu bearbeiten und zu vollenden, so daß kein Leser mehr unterscheiden könnte, welche Teile von welcher Hand stammen (anscheinend war ihr Beitrag schon in der letzten Produktion des Titanischen nicht ganz unbeträchtlich gewesen). doch Er läßt sie alle warten, verschiebt die Termine, kündigt Programmänderungen an, verspricht baldmöglichst Wiederaufnahme der Arbeit, lehnt Hilfsangebote ab. Ganz pessimistischen Stimmen zufolge soll er ein Tagebuch zu schreiben begonnen haben, ein Selbstbesinnungsjournal, in dem nie etwas geschieht, nur Schilderungen seiner Gemütszustände und Beschreibungen der Landschaft, die er stundenlang von seinem Balkon aus durch ein Fernglas betrachtet. «
Schon euphorischer klingt, was Marana ein paar Tage später aus der Schweiz berichtet: »Nehmen Sie zur Kenntnis: Wo alle scheitern, hat Ermes Marana Erfolg! Es ist mir gelungen, mit Flannery höchstpersönlich zu sprechen! Er stand gerade auf der Terrasse seines Chalets und goß die Zinnien in den Töpfen. Er ist ein rüstiger alter Herr, still und freundlich, solange er nicht von einem seiner nervösen Ausbrüche überfallen wird. Ich könnte Ihnen allerhand Neuigkeiten berichten, die hochinteressant für Ihre Verlagsgeschäfte sein dürften, und ich werde es
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