Wenn Eltern es zu gut meinen
sie noch nicht den starken und heftigen Erschütterungen begegnet ist, die das Leben uns allen schließlich liefert, wenn wir erwachsen sind.
Erin hatte Laissez-faire-Eltern: sehr unterstützend und physisch präsent, aber nicht als Autoritäten. »Mama und Papa waren zu Hause wirklich unterstützend,
sodass mein Bruder und ich viel Zeit und Energie auf anderen Gebieten investieren konnten. Für meine persönlichen Bedürfnisse war weitestgehend gesorgt, und so war ich in der Lage, mich in anderen Bereichen hervorzutun.«
Erins Eltern lobten beide Kinder nicht über Gebühr. »Wir hatten bereits so hohe Maßstäbe, dass sie den Druck auf uns nicht noch vergrößern wollten. Wir redeten jedoch nicht über realistische Lebenswege. Ich weiß gar nicht, ob wir je über das Gründen einer Familie, Heiraten oder Kinderkriegen gesprochen haben. Wir hatten ein gutes Zuhause, aber wir haben uns nie darüber unterhalten, wie es im Leben weitergeht oder wie man Entscheidungen trifft.«
Erin behauptet, sie sei in der Kindheit nie durch schlechtes Benehmen oder schlechte schulische Leistungen aufgefallen. Wie ich weiter vorn bereits erwähnte, muss das eine idealisierte Erinnerung sein, denn wir alle geraten in Schwierigkeiten. Im wirklichen Leben gibt es tagtäglich Frustrationen, Konflikte und Enttäuschungen. Wenn man sich an nichts Derartiges in der Kindheit erinnert, dann wurde man wahrscheinlich von jemandem davor geschützt.
Lernen, in der rauen Wirklichkeit zurechtzukommen
Das Leben stellt uns alle tagtäglich vor Herausforderungen und Konflikte. Fürsorgliche Eltern schwächen unabsichtlich die Fähigkeit ihrer Kinder, sich mit dem notwendigen Leiden im Leben auseinanderzusetzen, wenn sie ihnen über Gebühr die Steine aus dem Weg
räumen. Das heißt nicht, dass Eltern ihre Kinder den Wölfen zum Fraß vorwerfen sollten, doch sollten sie darauf achten, dass ihre Kinder lernen, selbst gegen die Wölfe zu kämpfen, bevor sie aus dem Haus gehen.
Jeannie Norris hat mir einiges von dem Material zukommen lassen, das sie an die Eltern ihrer Schülerinnen verteilt. Ich finde, dass diese Hinweise kluge Ratschläge für Eltern von Kindern in der Grundschule, der Mittelstufe und darüber hinaus enthalten - selbst für Eltern von jungen Erwachsenen. Ich habe sie zusam mengefasst und für meine Zwecke etwas abgeändert.
Eltern sollten ihren Kindern und deren Fähigkeit vertrauen, mit der Welt umzugehen, die sich ihnen präsentiert. Das Leben besteht aus einer Reihe von wiederholten Anpassungen an den Wandel. Kinder profitieren davon, zu wissen, dass ihre Eltern ihnen zutrauen, die erforderlichen Anpassungen vorzunehmen, die sich aus den Lebensumständen des Kindes ergeben.
Kindern sollte nicht erlaubt werden, ihre negativen Emotionen einfach auf ihre Eltern zu übertragen. Ist ein Kind wütend, frustriert, einsam oder traurig, ist es weder für die Eltern noch das Kind hilfreich, wenn das Kind seine Emotionen einfach bei seinen Eltern ablädt. Wenn dies geschieht, geht das Kind ohne Sorgen und Frustrationen daraus hervor, während sich die Eltern schlecht fühlen. Die Eltern können ein aufgeregtes Kind selbstverständlich trösten, ohne dabei das Gefühl selbst wegzureden. Sie können zum Beispiel sagen: »Ich weiß, dass es dir jetzt schlecht geht, aber ich bin sicher, du schaffst es.«
Eltern müssen Kindern in der Mittelstufe und darüber hinaus grundlegende lebenspraktische Fertigkeiten vermitteln, etwa auf sich selbst zu achten, sich zu organisieren, mit Geld und Zeit umzugehen und alles sonst, was lebensklugem Verhalten entspricht, während sie sich davor hüten sollten, die konkreten Probleme zu lösen, mit denen das Kind konfrontiert ist.
Anstatt dem Kind zu sagen, was es in einer Problem situation tun sollte, sollten sie zum Beispiel sagen: »Ich kann verstehen, dass du aufgeregt bist. Was ist deiner Meinung nach in diesem Fall ein erster guter Schritt?« Es ist höchst effektiv, einem Kind nicht die Lektionen abzunehmen, die das Problemlösen lehrt, und daher sollten Eltern das Vermitteln von lebensklugem Verhalten davon trennen, Probleme für ein Kind zu lösen.
Eltern sollten immer daran denken, nur von der Zuschauertribüne Zuspruch zu spenden, statt Besitz ansprüche auf den Erfolg ihres Kindes zu erheben. Wenn ein Kind eine Schwierigkeit erfolgreich meistert oder ein von ihm gewünschtes Ziel erreicht, sollten Eltern wie Zuschauer Beifall spenden und das unabhängige Problemlösen noch weiter stärken.
Weitere Kostenlose Bücher