Wenn Eltern es zu gut meinen
originelle Ansicht, dass das hohe Fliegen eine Metapher für übersteigerten Selbstwert sei: »Ikarus’ Problem war nicht, dass er zu hoch flog, sondern dass er nicht schwimmen konnte!« So ist es. Wenn wir hoch fliegen, sollten wir darauf achten, dass wir im Falle eines Absturzes in der Lage sind, die dunklen Gewässer - Blamage, Enttäuschung, Ärger und Depression - zu durchqueren.
Wenn Menschen glauben, sie seien besonders oder sollten es sein, neigen sie dazu, sich zurückzuhalten, sobald sie auf Herausforderungen stoßen, die sie auf den Boden holen könnten. Wenn sie glauben oder gehört haben, sie seien die Besten, Klügsten, Schnellsten oder Witzigsten, werden sie eine panische Versagensangst haben. Da immer die Möglichkeit des Scheiterns bei etwas besteht, was man noch nicht getan hat, werden sie neues oder schwieriges Terrain meiden. In der Annahme, dass sie nur sich selbst trauen können, versuchen sie, alle potenziellen Probleme zu durchdenken, bevor sie handeln. Das ist wieder nur eine virtuelle Realität. Es hilft nicht.
Ich habe sehr früh im Leben gelernt, dass ich Schwie rigkeiten standhalten konnte. Das war das Geschenk einer benachteiligten Kindheit. Aber selbst wenn wir als Kinder oder Erwachsene ein privilegiertes Leben haben, ist es uns möglich, unser Selbstvertrauen zu stärken, indem wir einfach Entscheidungen treffen und uns darauf einlassen, Probleme zu lösen, anstatt darauf zu warten, dass wir das Beste, Größte und Sicherste finden.
Zusätzlich dazu, sich zurückzuhalten, wenn das Kind mit einem normalen Problem konfrontiert ist, können Eltern auch einmal in der Woche eine Fami lienkonferenz einberufen, um mit ihren Kindern familiäre und persönliche Probleme zu besprechen. 5 Selbst Vorschulkinder sollten mit einbezogen werden. Nach einer Eingangsphase, in der jeder das Neueste aus der vergangenen Woche erzählt, sollten die Beteiligten aufgefordert werden, Schwierigkeiten auf den Tisch zu bringen. Eltern sollten sich an die von Jeannie Norris skizzierten Regeln halten und einfach Fragen zu den Gedanken des Kindes stellen, anstatt seine Probleme zu lösen. Aber bei schwerwiegenden Familienproblemen - wie etwa, dass das Geld für eine notwendige Anschaffung fehlt, ein Haustier krank ist oder man sich Sorgen über erkrankte Großeltern oder Nachbarn macht -, sollte jedes Mitglied aufgefordert werden, in einer Art Brainstorming Vorschläge dazu zu äußern, was man als Gemeinschaft tun könnte. Bei diesem Prozess lässt sich viel über Idealismus, Fehler und Prob lemlösungen lernen. Darüber hinaus können Familienkonferenzen Kindern die einmalige Chance bieten, etwas von den normalen Schwierigkeiten des Lebens zu hören.
Normale Unzufriedenheit und notwendiges Leiden
Im ersten Kapitel habe ich den Gedanken eingeführt, dass das menschliche Leben immer auch Unzufriedenheit und Schwierigkeiten beinhaltet. Der ursprüng liche, von Buddha verwendete Begriff dafür heißt auf Sanskrit duhkha . Ich erwähne ihn hier, weil es im Eng lischen keine Entsprechung dazu gibt, obwohl duhkha gewöhnlich mit »Leiden« übersetzt wird. Tatsächlich meint duhkha eine Erfahrungsqualität, die wir alle kennen. Es ist das Gefühl, aus der Bahn geworfen zu werden, wie ein Rad, das aus dem Gleis springt oder ein Knochen, der aus dem Gelenk rutscht. Menschen können sich leicht aus der Bahn geworfen fühlen, und dann erscheint alles als irgendwie verkehrt. Wir sind aufgewühlt und reizbar, es sei denn, wir wissen, wie wir uns selbst zur Ruhe bringen. Diese Art Erfahrung tritt ständig auf. Heute fuhr ich beispielsweise in die Stadt, ohne mein Portemonnaie einzustecken, sodass ich keine Besorgungen machen konnte; unser Heißwassergerät ging kaputt und rostiges Wasser kam heraus; im Kühlschrank gab es nichts mehr zu essen; und ich war von dem Gespräch mit einem Freund enttäuscht. Auf einer noch etwas weniger bedeutsamen Ebene hatte ich verschiedene kleine Beschwerden, Schmerzen und ein leichtes Magendrücken. Und das war ein guter Tag! Das sind die normalen Verstimmungen, die damit einhergehen, am Leben zu sein.
Bemerkenswerter sind die großen Verluste und Enttäuschungen: wenn uns ein geliebter Mensch hin tergeht, wenn der Arzt eine schwere Erkrankung bei uns feststellt, wenn uns die Möglichkeit genommen
wird, ein Ziel zu verfolgen, auf das wir lange hinge arbeitet haben, wenn jemand, den wir lieben, stirbt oder eine Tragödie erlebt, und dergleichen mehr. Einiges davon haben Sie und auch ich
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