Wenn Eltern es zu gut meinen
umzugehen und die gewöhnlichen Probleme des Lebens zu lösen. Die Kinder von Helikopter-Eltern fühlen sich so verloren und ängstlich wie Adrienne, besonders wenn sie sich von ihren Eltern trennen und versuchen,
mithilfe ihrer eigenen Entscheidungen zurechtzukommen.
Erik Thompson, Präsident des Vermont Center for Family Studies , Psychologe und Erziehungsberater, hat viel Erfahrung mit heutigen Eltern, die ständig Aus reden für das Verhalten ihrer Kinder haben. Er nennt es »die Steine aus dem Weg räumen«. »Wenn wir unsere Kinder durch die Brille der Besorgnis betrachten, machen wir unsere größten Fehler in dem Versuch, das zu korrigieren, was in unserer eigenen Kindheit falsch gelaufen ist. Das geht völlig an der tatsächlichen Situation vorbei; es ist die Übertragung eines Problems. Wenn ich mein Kind als schwach betrachte, kommt mir der Gedanke, dass ich es stärken muss, aber ganz gleich, was ich dafür zu tun beschließe, ich treffe diese Entscheidungen aus meiner eigenen Besorgnis und dem Gefühl heraus, dass mein Kind schwach ist.«
Wenn wir Kindern hingegen erlauben, ihre eigenen Probleme anzupacken, vermeiden wir diese Übertragung von Besorgnis. Es ist verblüffend, dass Eltern ihren Kindern nicht zutrauen, ihre eigenen Probleme zu lösen, und dennoch wollen, dass sie Selbstvertrauen entwickeln. Als Analogie zieht Thompson die Beinmuskulatur heran, die wir stärken, wenn wir uns bewe gen. Wenn Eltern sich zu sehr einmischen, indem sie Probleme für ihre Kinder lösen, während die Kinder es sich bequem machen und nichts tun, werden die Eltern stärker; die Kinder hingegen werden schwächer und stürzen, sobald sie versuchen, selbständig zu laufen.
Im Jahre 2000 stellte ich bei einer Tagung in Dublin mein Buch Frauen und Verlangen vor. Ich sprach vor einem Publikum von etwa hundert Fachleuten aus dem therapeutischen Bereich und ganz normalen Müttern
- Menschen, die wissen wollten, was bei Auseinandersetzungen zwischen Müttern und Kindern hilft und was nicht.
Eine lebhafte Diskussion war im Gange, als eine etwa 50-jährige Frau aufstand und sagte: »Warum sollten wir einer Amerikanerin zutrauen, uns Ratschläge über Kindererziehung zu geben? In Amerika verlangt man nichts von den Kindern, nicht mal von den Jugendlichen, und dann erwartet man, dass sie plötzlich erwachsen sind, wenn sie aus dem Haus gehen. Hier in Irland fordern wir viel mehr von unseren Kindern als drüben. Wir erwarten, dass sie schon als Jugendliche ernst zu nehmende Pflichten übernehmen.« Ich stimmte ihr zu und dankte ihr für ihren Beitrag.
Ich wusste schon damals, dass wir amerikanischen Eltern einen bedenklichen blinden Fleck haben und dafür zahlen, indem unsere Kinder verspätet erwach sen werden. 3 Aber ich konnte das, was falsch lief, noch nicht in einen größeren Zusammenhang einordnen. Thompsons Bemerkung, dass wir unsere Kinder schwächen, indem wir ihnen die Steine aus dem Weg räumen und immer versuchen, sie vor den Schwierigkeiten des Lebens und ihren eigenen Verletzlichkeiten oder Begrenzungen zu schützen, brachte das Problem für mich auf den Punkt.
Ironischerweise ist Erik Thompson selbst ein Beispiel für jemanden, der spät erwachsen wurde. Er ist ein jugendlicher Enddreißiger mit strahlenden blauen Augen und lächelte wehmütig, als ich ihn fragte, ob er selbst Kinder habe. »Ich habe kleine Kinder, wie die meisten meiner Freunde. Wir sind alle Ende 30. Ich finde, es hinterlässt einen armseligen Eindruck von uns als Gesellschaft, dass viele gebildete Erwachsene erst
im allerletzten Augenblick Eltern werden. Wir bringen keine gebildeten jungen Menschen hervor, die bereit sind, mit 25 Eltern zu werden, das Alter, in dem mein Vater Kinder hatte. Ich kannte vor meinem 35. Lebensjahr keine Verantwortung in dem Ausmaß, wie mein Vater sie mit 25 hatte. In meinen Zwanzigern wollte ich mein Selbstwertgefühl entwickeln, aber jetzt begreife ich, dass man nur Selbstwert entwickeln kann, wenn man Probleme löst.« Ich glaube, dass viele junge Erwachsene wie Adrienne und Jason sagen würden, dass sie sich noch nicht bereit fühlen, richtig erwachsen zu sein. Es macht sie unsicher, auf eigenen Beinen zu stehen.
Jeannie Norris pflichtet Erik Thompson voll und ganz bei und zieht noch eine weitere Analogie heran, die das Problem des übermäßigen elterlichen Ein greifens deutlich macht. »Stellen Sie sich vor, Ihr Kind steht rechts von Ihnen, und das Problem, das es lösen muss, befindet sich zu Ihrer
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