Wenn Eltern es zu gut meinen
Linken. Wenn Sie zwischen dem Kind und dem Problem stehen, werden Sie zum Problem . Das Kind kann nicht an Ihnen vorbeischauen und die Lösung sehen. Gehen Sie aus dem Weg.«
Viele fürsorgliche Eltern fragen sich, warum ihre Kinder so häufig mit ihnen in Streit geraten über Probleme, die eigentlich nur die Kinder selbst betreffen. Wiederholt haben mir Eltern von Jugendlichen gesagt: »Wenn ich versuche, mit meinem Kind über die Auseinandersetzungen zu reden, die es mit seinen Freunden hat, fängt es mit mir einen Streit an und verteidigt sich. Ich möchte dann einfach sagen: ›Halt mal, wie bin ich denn hier zum Problem geworden?‹«
Kinder entwickeln eine Abwehrhaltung gegen Eltern,
wenn ihre Eltern sich zwischen das Kind und ein Problem, wie Misserfolg, Ärger mit Autoritäten oder Schwierigkeiten mit Freunden, stellen. Wenn diese Kinder später erwachsen sind, haben sie kein Ver trauen, dass sie mit den an sie gestellten Anforde rungen umgehen können, und landen leicht in der Selbstwertfalle. Als junge Erwachsene, die noch lebens unerfahren sind, tendieren sie dazu, eine Mischung aus Idealismus - der Überzeugung, die Welt sollte ihren Forderungen und Werten entsprechen - und Zynismus zu empfinden - dem Gefühl, dass sie »ohnehin schon alles kennen«. Diese widersinnige Mischung rührt daher, dass sie überbehütet und zu viel gelobt wurden und zu sehr der »virtuellen Realität« der Medien ausgesetzt waren, die nur scheinbar die Lebenserfahrung ersetzen kann. Helikopter-Eltern werden allzu oft zur falschen Zielscheibe der Angst und Wut des heranwachsenden Kindes, was die Aufmerksamkeit des Kindes von den eigentlichen Wirkungen seiner Handlungen ablenkt und zu einer nebulösen Unsicherheit und Unwirklichkeit im Umgang mit den Problemen führt.
Ich stelle bei heutigen Eltern oft eine Weigerung fest, den Dingen ihren Lauf zu lassen, wenn ihre Kinder in Schwierigkeiten geraten. Nehmen wir das Problem von Alkohol oder Drogen am Steuer. 4 Wenn ich in der Therapie erfahre, dass ein Jugendlicher beim Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss erwischt wurde, haben meine Klienten (die Eltern) meistens schon einen Rechtsanwalt eingeschaltet, um herauszufinden, was man tun kann, um das Verfahren abzuwenden, beson ders wenn es hart oder ungerecht erscheint. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Kind den Fehler wie derholt, wenn das Verfahren durch das Eingreifen der
Eltern gemildert oder fallen gelassen wurde. Obwohl ich Mitgefühl mit den Eltern haben möchte, sage ich in Gedanken auch: »Selber schuld!« Das Kind hat die Folgen seiner Handlungen nicht konkret erfahren. Was hat es also gelernt? Dass seine Eltern ihm aus der Patsche helfen können, das ist alles. Selbst wenn ein Jugendlicher reumütig sagt: »Es tut mir leid« oder »Ich weiß, ich habe einen Fehler begangen«, wird er nicht aus den von ihm verursachten Schwierigkeiten lernen, wenn er nicht die Erfahrung macht, angezeigt zu werden und ein Bußgeld (von seinen eigenen Ersparnissen) zu zahlen oder die Strafe abzubüßen.
Als Mutter weiß ich, was für eine Versuchung es ist, Entschuldigungen für Jugendliche zu suchen: »Aber die Anzeige war ungerecht« oder »Seine Lehrerin hat etwas gegen Jungs. Sie begreift gar nicht, wie sehr er sich langweilt und dass sein schlechtes Benehmen nur ein Ausdruck davon ist.« Was man bei diesen Entschuldigungen übersieht, ist, dass eine negative Rückmeldung eine Chance ist, sehr viel zu lernen. Erstens ist es eine Chance beispielsweise für ein Grundschulkind, auf eine Autorität zu reagieren, selbst wenn die Autorität sich irrt. Später im Leben wird das Kind mit Sicherheit mit vielen anderen Autoritäten konfrontiert werden, die noch viel fehlerhafter und problematischer als die jetzigen sind. Wenn es zu einer Auseinander setzung mit einer Autorität (anders als mit einem nachgiebigen Elternteil) kommt, weiß jeder verantwortungsbewusste Erwachsene, dass sorgfältig abzuwägen gilt, wie weit man sich darauf einlassen will, weil man sehr viel Energie auf einen Streit über triviale Angelegenheiten verschwenden kann. Wie finden wir heraus, was trivial ist und was nicht? Indem wir eine Reihe von
Auseinandersetzungen hinter uns bringen und erleben, was dabei herauskommt. Vielleicht will ein Kind schon im Kindergarten oder der Grundschule beginnen, die Autorität zu bekämpfen, und wenn dem so ist, sollten die Eltern es kämpfen lassen. Es wird daraus lernen. Wie gesagt: Wenn Eltern einspringen und versuchen,
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