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Wenn Eltern es zu gut meinen

Titel: Wenn Eltern es zu gut meinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Young-Eisendrath
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dass die Kinder, die ihnen in der Öffentlichkeit begegneten, »respektvoll
gegenüber Erwachsenen« seien. 5 Das ist ein sehr negatives Feedback, was unsere Kinder angeht.
    Klein- und Vorschulkinder hegen ihr Anspruchs denken vielleicht noch ganz unschuldig. Sie kennen die Grenzen dessen, was sie dürfen, noch nicht. Sie lernen aus der Rückmeldung, die sie bei jeder neuen Gelegenheit erhalten. Wenn wir davon ausgehen, dass wir ihren Forderungen nachgeben sollten, »weil sie ohnmächtig und verletzlich sind«, wie manche Eltern sagen, bringen wir ihnen bei, dass ihre impulsiven Aggressionen und Forderungen akzeptabel und möglicherweise das sind, was man von ihnen erwartet, um sich durchsetzen. Wenn »Ich bin okay, du bist okay«-Eltern eingreifen, um ein Kind vor dem konstruktiven Feedback eines Fremden zu schützen, werden diese Eltern zum Problem, wie Jeannie Norris sagt. Irgendwann wird sich das respektlose Benehmen, das andere verärgert hat, gegen die Eltern kehren, oft wenn das Kind in die Pubertät kommt.
    Es ist entscheidend, diese Gelegenheiten der unschuldigen Anspruchsäußerung zu nutzen, um den Kindern die Hauptregeln eines gut funktionierenden Gewissens und der Fürsorge für andere zu vermitteln. Bringen Sie Ihrem Kind einen grundlegenden Moral kodex und Höflichkeit bei, und fordern Sie es auf, beides anzuwenden, um reibungslose Beziehungen zu ermöglichen, wann immer Menschen zusammen sind. Wenn Sie selbst keine guten Manieren gelernt haben, kaufen Sie sich ein Buch, und halten Sie es griffbereit. Eines Tages können Sie das Buch zusammen mit dem Kind lesen und den Sinn guter Manieren und deren Rolle dabei erörtern, für einen reibungslosen Ablauf in der Welt zu sorgen.

    Machen Sie auch Ihren kleinen Kindern klar, dass ihre Bedürfnisse und Wünsche nicht immer im Mittelpunkt stehen. Die Bedürfnisse Älterer und Kranker haben meistens Vorrang vor denen eines Kleinkindes, und selbst sehr kleine Kinder können lernen, Menschen zu respektieren, die gebrechlich oder verletzlich sind. Den größten Teil unseres Lebens als Erwachsene bringen wir in Hierarchien oder sozialen Gruppen zu, in denen wir herausfinden müssen, wie wir intelligent auf die Bedürfnisse anderer und unsere eigenen rea gieren.
    Diese Art Früherziehung findet in vielen Kulturen statt. Ich bin beispielsweise in den letzten zehn Jahren öfter in Japan gewesen und bin immer wieder überrascht, dass Kinder, selbst sehr kleine Kinder, in der Öffentlichkeit Rücksicht auf meine Bequemlichkeit nehmen. Unlängst brach sich eine meiner Freundinnen (eine Frau in den Sechzigern) auf der Reise den Arm. Wenn sie und ich uns einen Weg durch die Menge bahnten, um öffentliche Verkehrsmittel zu besteigen oder durch den Flughafen zu gehen - sie mit dem Arm in einer improvisierten Schlinge, die sie im Krankenhaus von Kyoto bekommen hatte -, wurden wir mit Respekt behandelt, selbst von kleinen Kindern, die ihre Verletzung und ihr Alter sofort zum Anlass nahmen, ihr Platz zu machen oder ruhig zu sein. Uns erwartete ein riesiger Gegensatz, als wir auf dem Flughafen von Chicago landeten und meine Freundin von amerika nischen Highschool-Schülern angerempelt wurde, die an ihr vorbeieilten, während sie eifrig miteinander schwatzten.
    Anspruchsdenken, unverdiente Privilegien und übertriebene elterliche Einmischung untergraben heutzu
tage die Motivationen, die das Gewissen junger Menschen in der Vergangenheit geschärft haben. Da ich mehr über die heutigen College-Studenten wissen wollte, führte ich ein langes Gespräch mit Dr. David Landers, Psychologieprofessor am Saint Michael’s College in Colchester, Vermont. Saint Michael’s ist ein katholisches College für Geisteswissenschaften, und ich begann mit der Frage, ob ein religiöses Umfeld sich positiv auf Probleme auswirke, die mit dem besonderen Selbst einhergehen. Landers antwortete: »Nein, ich glaube nicht. Katholische Studenten sind nicht anders als alle anderen.«
    23 Jahre lang war Sanders der Leiter des studen tischen Beratungszentrums auf dem Campus, aber inzwischen hat er seinen Posten aufgegeben und ist Gastprofessor für Psychologie geworden. Landers, ein heiterer, korpulenter, sportlich wirkender Mann Anfang 60, hat eine herzliche, schwungvolle Art. Als wir uns kennenlernten, gab er sofort eine seiner Lieblingsszenen aus einer Folge der Bill Cosby Show zum Besten: »In der Show sagt Bill Cosbys Sohn zu seinen Eltern: ›Wir sind reich!‹, und Cosby antwortet: ›Nein, du bist nicht

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