Wenn Eltern es zu gut meinen
eigenen Intuitionen und Einsichten und die Erkenntnisse anderer offen bleiben. Stellen Sie Fragen mit offenem Ausgang, wie etwa »Was geschieht nach dem Tod?« Wenn Sie beim Nachdenken über den Tod eine innere Blockade wahrnehmen, verharren Sie bei der Blockade und schauen Sie sich an, welche Gefühle und Bilder auftauchen. Seien Sie versichert, dass der Tod für jeden eine Bedeu tung hat. Dr. Robert Thurman, Professor für buddhis tische Studien an der Columbia-Universität, ermahnt uns in der Einleitung zu seiner Übersetzung des Tibetischen Totenbuchs , unsere materialistische Gleichsetzung des Todes mit dem Schlaf oder dem endgültigen Ende zu überdenken oder sogar anzuzweifeln.
Diese Gleichsetzung macht uns sofort verständlich, warum Materialisten sich geringschätzig über spirituelle und religiöse Formen der Befreiung äußern.
Wozu sollten sie ihnen dienen? Sie haben sich selbst bereits die ewige Ruhe garantiert. Sie haben ein garantiertes Nichts, das sie erwartet, ohne das geringste Bemühen ihrerseits, ohne ethisches Opfer, ohne Einsicht, ohne dass sie irgendeine Befähigung oder Erkenntnis zu entwickeln brauchen. Sie müssen nichts weiter tun als einschlafen, eine Fähigkeit, die sie bereits in Tausenden von Nächten geübt haben. 5
Erlaubt man Jugendlichen und Kindern, offen über das zu sprechen, was ihrer Meinung nach nach dem Tod geschieht, formulieren fast alle von ihnen irgendeine Version von einem Leben nach dem Tod oder zumindest Fragen, die in diese Richtung gehen. 6
Dr. Landers leitete eineinhalb Jahre lang eine Trauerunterstützungsgruppe in Saint Michael’s. »Wir trafen uns jede Woche, und es kamen Studenten, Lehrende und das Personal. Alle Studenten hatten jemanden verloren. Dann stieß eine Frau zu unserer Gruppe mit Krebs im Endstadium. Es war für alle sehr bewegend. Sie konnte den Studenten helfen zu verstehen, wie es ist, Krebs zu haben und dem Tod ins Auge zu blicken, und die Studenten konnten darüber sprechen, wie es ist, einen Angehörigen zu verlieren. Es war sehr be eindruckend. Vielleicht eine der beeindruckendsten Arbeiten, die ich je am College gemacht habe. Es war erstaunlich, verschiedene Generationen zusammenzubringen, die über den Tod sprachen, und gleichzeitig mit anzusehen, wie er langsam eintrat.«
Alle 18 Minuten begeht jemand in den USA Selbstmord, und nach Aussagen der Psychologin Jean Twenge rangiert Selbstmord unter den Todesursachen von Menschen zwischen 15 und 24 an dritter Stelle. 7 Viele
Eltern kennen jemanden mit einem Kind, das Selbstmord begangen hat. Eltern würden alles tun, um ihr Kind vor Selbstmord zu schützen, aber höchst selten bedenken sie, dass eine Haltung der Achtung vor dem Leben, die dadurch entsteht, dass man etwas über den Tod weiß, einen solchen Schutz bieten könnte.
Wenn ich bei einem Klienten in der Psychotherapie auf Selbstmordgedanken, -wünsche oder -pläne stoße, frage ich immer: »Was wollen Sie damit erreichen, sich selbst umzubringen?« Unweigerlich bekomme ich die Antwort, die Robert Thurman die »materialistische Gleichsetzung« von Schlaf und Tod nennt. Menschen wollen Selbstmord begehen, um ihr Leiden zu beenden - kein Wunder. Aber wenn wir Sterbende begleiten, wird uns deutlich, dass der Tod kein simples Ende ist. Zunächst erfahren wir, dass viele oder die meisten Sterbenden ihr Leben noch einmal Revue passieren lassen - eine Art Rückschau, wie sie mit anderen umgegangen sind und welchen Beitrag sie in Form von Güte und Fürsorge geleistet haben. Der Übergang vom Leben in den Tod bringt eine Rechenschaft über das Leben mit sich, das sie gelebt haben. Darüber hinaus berichten viele Sterbende, dass sie bei diesem Prozess von bereits verstorbenen Angehörigen unterstützt werden. Nichts beeinträchtigt den Wunsch, sich umzubringen, stärker, als sich ernsthaft vorzustellen, dass er vielleicht nichts weiter ist als das - nämlich ein Wunsch - und dass das Leiden möglicherweise nach dem Tod weitergeht, verschlimmert durch den Selbstmord.
Die natürlichen Grenzen des Lebens verwandeln die Ansprüche, die mit der Selbstwertfalle einhergehen. Zwanghafte Selbstbezogenheit, rastlose Unzufriedenheit und unrealistische Erfolgs- oder Kontrollwünsche
fallen angesichts von schwerer Krankheit, von Tod und Sterben (unseres eigenen oder dem anderer) einfach weg. Achtung vor dem Leben - die sich in der Gegenwart des Todes oft rasch einstellt - kann dem Gefühl, besonders oder unvollkommen zu sein, auf einen Schlag die Macht
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