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Wenn er mich findet, bin ich tot

Wenn er mich findet, bin ich tot

Titel: Wenn er mich findet, bin ich tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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zurück. »Ich war nicht drin und hab gerufen: Ist da jemand?«
    »Aber deine Melanie hat gesagt, dass es unbewohnt ist?«
    »Und spukt.« Ich hab eiskalte Hände. »Findest du nicht, dass es total verlassen aussieht?«
    »Ja, von allen guten Geistern.« Er grinst schief.
    »Also los«, sagt Paolo.
    Wir schleichen uns im großen Bogen an und nähern uns von hinten dem Holzzaun. Von der Straße aus kann man uns nicht sehen. Wir klettern rüber. Paolo schiebt an der vorderen Ecke Wache, ich an der hinteren, und Kolja knackt die Seitentür zum Herrenhaus. Er ist leise, vorsichtig, verharrt ein paar Sekunden und lauscht. Dann winkt er uns ran. Doch kaum ist Kolja in der dunklen Türöffnung verschwunden, geht die Alarmanlage los. Hektisch schließt er wieder zu und wir hauen Hals über Kopf ab. Ohne es verabredet zu haben, rennen wir den gleichen Weg zurück, obwohl wir dazu die Straße überqueren müssen, was nicht ungefährlich ist. Auf der Anhöhewerfen wir uns ins Gras. Kurze Zeit später rauscht ein Wagen an.
    »Zwei Männer mit Hunden.« Paolo hat das Fernglas. »Sie schließen die Eingangstür auf.«
    Das kann ich auch erkennen, aber: »Was steht auf dem Auto?«, frage ich ihn. Mein Herz klopft bis zum Hals. Gänsehaut richtet alle Härchen auf meinem Arm auf.
    »GDS. Groß und fett. Und drunter steht kleiner Gesamtdeutsche Security .« Paolo gibt das Fernglas an Kolja weiter.
    »Irrtum ausgeschlossen«, bestätigt Kolja.
    Paolo hält meine Hand. »Du schlotterst.«
    Ich flüstere: » Gesamtdeutsche Security . Einer von denen hat die Alte angerufen und sie mit Fragen nach mir gelöchert. Und das kann nur Pseudo-Ingo Feist gewesen sein. Er hat nämlich noch mal angerufen, mit der gleichen Nummer. Das hat mir Daniela erzählt. Er hat sie gefragt, ob sie wüsste, dass ich tot sei.«
    »Was?« Paolo lässt das Herrenhaus nicht aus den Augen und flüstert so laut, dass es klingt wie Gebrüll. »Wieso hast du uns das nicht gesagt?«
    »Hab ich nicht?«, stottere ich.
    »Nein, verdammt! Wir können hier alle bei draufgehen! Wann vertraust du uns endlich?« Er ist völlig außer sich.
    »So bin ich zu der Nummer gekommen, von der du rausgefunden hast, dass sie der GDS-Firma gehört.« Ich bin ganz leise. »Du hast nicht gefragt, woher ich sie hab.«
    Paolo schüttelt erschüttert den Kopf.
    »Aber ich …«, sagt Kolja. »Die Papiere von Ingo Feist sind aus der Staatsanwaltschaft Frankfurt verschwunden.Der Chef erzählt dem Staatsanwalt von dem Anrufer bei deinen Alten. Und kurz darauf werden wir überfallen. Der Typ wollte dich. Nur dich. Uns hat er nur außer Gefecht gesetzt.«
    »Du weißt nichts über Goedel. Du hast keine Ahnung, was der für Kontakte hat.« Paolo sieht mich an.
    Jetzt sehe ich Schemen hinter der Scheibe im erleuchteten Erdgeschoss.
    »Die sichern das Gebäude nicht im Auftrag von Form-Beauty. Das sind Goedels Leute.« Paolo sieht mich an.
    Goedel? Mein Vater??? Lässt er mich verfolgen? Will er mich umbringen?
    Meine Gedanken geraten völlig durcheinander und ich verstehe Koljas Worte nicht. »Was?«
    »Die Alarmanlage. Hast du irgendeine Erinnerung an die Alarmanlage hinter der Seitentür?«, wiederholt er.
    Hab ich das? Ich schließe die Augen, spüre Hände unter meiner Achsel und höre eine Stimme: Ein X. Eins, fünf, neun, sieben, fünf, drei. Ganz einfach.
    »Ganz einfach, ein X, eins, fünf, neun, sieben, fünf, drei. Aufschließen, Licht an. Der Kasten hängt gleich rechts neben der Seitentür. Das X eintippen, man hat zehn Sekunden Zeit zum Abschalten.« Meine Lippen fühlen sich taub an, meine Stimme ist rau. »So war das damals zumindest.«
    Paolos Druck um meine Hand verstärkt sich.
    »Die Wachleute kommen raus«, sagt Kolja. »Wenn sie weg sind, gehen wir rein.«
    »Aber wieso denn?« Ich kann nicht verhindern, dass meine Stimme kiekst. »Im Haus ist nichts, wie’s mal war. Wozu sollen wir reingehen?«
    Kaum sind die Schlusslichter des Wachschutz-Wagens verschwunden, steht Kolja auf.
    Ich nicht. Jeder Muskel in mir will in die entgegengesetzte Richtung.
    »Ein Versuch, Tilly«, sagt Paolo. »Vielleicht fällt dir ein, was damals passiert ist. Es kann doch nur besser werden.«
    Damit ist es entschieden.
    Kurz darauf sind wir drin und die Alarmanlage ist deaktiviert. Außer dem Taubheitsgefühl spüre ich nichts, als wir durch die leere Halle gehen. Ich kenne mich aus, kein Zweifel. Aber es ist nicht anders als auf einem Bahnhof, auf dem ich schon mal war. Nur im Flur im zweiten Stock

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