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Wenn Es Dunkel Wird

Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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wollte in den Laden einbrechen, dachte ich noch, als die Scheibe an der Fahrertür herunterfuhr und ich Yannis ins Gesicht blickte. Sein schwarzes Haar und die spitzen Koteletten waren unverwechselbar.
    »Bonjour! Mal die Höhen der Villa verlassen?«, fragte er mit einem diabolischen Grinsen.
    »Eigentlich hab ich mir gerade überlegt, ob ich hier einbrechen soll«, spaßte ich und zeigte auf das Schaufenster.
    »Würde ich Ihnen nicht raten, der Laden gehört meiner Schwester. Und ich könnte Sie gleich hier verhaften.«
    »Richtig mit Handschellen und so?«
    »Ja, natürlich.«
    »Klingt gut.« Ich grinste ihn unverhohlen an. Es machte mir Spaß, ihn in Verlegenheit zu bringen – was mir, wie ich mit Genugtuung feststellte, mit Leichtigkeit gelang.
    Seine Miene verdüsterte sich. »Es gab schon wieder Probleme in der Villa, hat Vincent gesagt. Jemand hat das Stromkabel gekappt?«
    »Ja, war ziemlich nervig.«
    »Und Sie haben keine Ahnung, wer dahinterstecken könnte, wer Sie ärgern oder in Angst versetzen will?«, fragte er und fixierte mich mit seinen schwarzen Augen, als würde ich etwas vor ihm verbergen.
    »Mais non! Was denken Sie? Ich bin gerade mal ein paar Tage hier!«
    »Oui, oui, bien sûr«, sagte er rasch. »Trotzdem sollte ich vorbeikommen und die Sache aufnehmen. Ist doch schon sehr merkwürdig.«
    »Haben denn die Wagners – oder Tammy und Julian schon mal Ärger gehabt mit Nachbarn oder Leuten aus dem Ort?« Ich versuchte, meine Neugier zu verbergen.
    »Nein, da ist noch nie etwas vorgefallen«, er strich sich nachdenklich über sein Ziegenbärtchen, »das ist wirklich mysteriös.«
    Ich hätte ihm jetzt auch die Sache mit dem Bikini erzählen können, aber etwas hielt mich davon ab.
    »Sie halten weiterhin die Augen offen, ja?«, sagte er.
    »Bien sûr!«, sagte ich. Er wollte schon losfahren, doch er zögerte und fragte dann: »Gefällt es Ihnen noch da oben – mit den dreien?«
    Ahnte er, dass es Stress gab? Oder warum fragte er so etwas? Ich hatte jedenfalls nicht die Absicht, ihn in irgendetwas einzuweihen.
    »Ja, klar, ist alles super. Man hat einen tollen Ausblick aufs Meer und die Villa ist schön«, sagte ich ausweichend.
    Falls er sich über meine Antwort ärgerte, dann zeigte er es nicht, sondern fuhr im Plauderton fort: »Ja, sie war sehr lange unbewohnt. Wahrscheinlich hoffte Madame Paige auch nach Jahren noch, dass ihr Mann wieder auftauchen würde. Na ja, irgendwann gab sie dann doch die Hoffnung auf – und außerdem brauchte sie wohl Geld.«
    »Und bis heute ist er verschollen?«
    »Ja.«
    »Wie ist er eigentlich verschwunden?«
    »Er ist angeblich mit seinem Auto losgefahren und nicht mehr gekommen. Mein Kollege – er ist längst pensioniert – hat erzählt, wie man hier die Schluchten nach seinem Auto und ihm abgesucht hat.« Er schüttelte den Kopf. »Das Auto hat man gefunden, völlig zertrümmert. Aber ihn … nie. Mein Kollege meint, das sei alles ein großer Betrug. In Wirklichkeit würde er sich irgendwo mit seiner Frau und seinen Geliebten von der Versicherungssumme, die seiner Frau nach drei Jahren ausbezahlt wurde, ein schönes Leben machen.«
    »Er hatte Frau und Geliebte?« Ich heuchelte ein wenig Empörung, um ihn zum Weitererzählen zu animieren.
    »Nicht nur das, er war ein Junkie – Kokain, Heroin, LSD, Alkohol –, mein Kollege ist öfter von einer Nachbarin, die eine Villa da oben hat, gerufen worden. Die haben richtige Orgien gefeiert. Mit Drogen, Sex und okkulten Ritualen. Er wurde mehrmals für eine Nacht eingesperrt, aber man musste ihn immer wieder laufen lassen. Paige hatte so eine Art Sekte gegründet und einige Anhänger.«
    Yannis sah mich misstrauisch an – oder schien mir das nur so, weil ich ihm nicht alles erzählte? Oder wusste er wirklich mehr, als er zugab?
    »Aber das ist vorbei, er lebt ja wahrscheinlich längst nicht mehr. Wir sind ihn los und Sie können Ihre Ferien in dieser schönen Villa verbringen.«
    Wie elegant er den Bogen wieder zu mir geschlagen hat, dachte ich. Er ließ nicht locker und ich fragte mich, ob es eine Polizistenangewohnheit war, grundsätzlich davon auszugehen, dass das Gegenüber log oder nicht alles erzählte. Doch bevor ich etwas erwidern konnte, fragte er: »Und, was machen Sie da oben den ganzen Tag?«
    Aber ich war noch nicht fertig.
    »Meinen Sie, er hat ein Verbrechen begangen?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie sagten doch selbst, er habe eine Sekte angeführt.«
    »Na ja«, er zögerte, »es gab da

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