Wenn es Nacht wird in Manhattan
Verführung widerstehen”, fügte er versöhnlich hinzu.
“Schön. Ich schau mal nach, was ich an sexy Nachthemden und Parfüms dabeihabe.”
“Ich gehe mal besser wieder zurück zur Arbeit, solange es noch Zeit ist”, sagte er mit fester Stimme und schob sie von sich fort.
“Und ich sehe mir einen Film an.”
“Braves Mädchen”, sagte er mit heiserer Stimme. Dabei betrachtete er sie liebevoll und zärtlich.
Sie hatte das Gefühl zu schweben. Ihr Körper war ganz warm, als würden schützende Arme ihn umfassen. Sehnsüchtig schauten sie einander in die Augen, und sie hätte vor Glück singen können.
“Ach, zum Teufel!”, murmelte er schließlich. “Ein kleiner Kuss kann doch nichts schaden, oder?”
Kaum hatte er den Satz ausgesprochen, da berührten seine Lippen schon ihren Mund, und obwohl er es nicht wagte, sie aus Sorge um ihre gequetschten Rippen zu fest an sich zu ziehen, war sein Kuss heiß und fordernd. Sie seufzte und zerfloss vor Glückseligkeit, und als seine Lippen drängender wurden, hatte sie das Gefühl, in der Luft zu schweben.
Plötzlich spürte Cash die merkwürdige Stille, die um sie herum entstanden war. Irritiert und ungeachtet der Lust, die er empfand, trennte er sich von ihr und sah sich um.
Ein Streifenwagen hielt auf dem Standstreifen in der Mitte der Fahrbahn, und ein Zivilfahrzeug mit Judd am Steuer parkte vor seinem Haus. Ein Feuerwehrwagen hielt auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die Arbeitstruppe einer Telefongesellschaft hatte Kegel um ihren Wagen aufgebaut, stand aber ansonsten untätig herum. Und auf dem Gehweg waren zwei ältere Damen in eine Unterhaltung vertieft, die allerdings ins Stocken geraten war. Sie schauten lächelnd über den Gartenzaun.
“Das kommt davon, wenn man einen berühmten Filmstar in aller Öffentlichkeit küsst”, rief Judd zu Cash hinüber.
“Ich küsse sie gar nicht!”, schrie Cash zurück. “Sie küsst mich.”
“Das kannst du deiner Großmutter erzählen”, konterte Judd mit einem ungläubigen Grinsen auf den Lippen.
“Sie hat angeboten, mir einen Ring zu kaufen.”
Als Antwort hörte er ein paar amüsierte Hochrufe.
“Das sind alles meine Zeugen”, meinte Tippy keck.
Kopfschüttelnd ließ Cash sie los. “Da hatte ich ja im Ausbildungslager mehr Privatsphäre”, murmelte er.
“Wegen uns brauchen Sie nicht aufzuhören, Boss”, rief einer der Feuerwehrmänner, während sie wieder auf ihren Wagen kletterten. “Wir wollten sowieso gerade losfahren …”
Cash hob abwehrend die Arme, beugte sich zu Tippy hinunter und küsste sie auf die erhitzten Wangen. Dann eilte er zurück zu seinem Einsatzwagen.
Am nächsten Morgen war sie mutig genug, einkaufen zu gehen. Mit ihrem Geld bezahlte sie die Zutaten für eine Lasagne, die sie für Cash zubereiten wollte. Sie kleidete sich unauffällig und hatte ein Kopftuch umgebunden. Ohne Make-up und in ihrem schlichten Mantel wirkte sie ganz und gar nicht wie ein berühmter Filmstar.
Als sie an der Kasse anstand, fiel ihr Blick auf die reißerischen Schlagzeilen einer Boulevardzeitung: “Schauspielerin taucht nach vorgetäuschter Entführung unter, um Mitleid für ihr verlorenes Baby zu wecken”, las sie. Darunter war ein Bild, das Tippy zeigte, wie sie bei der Entlassung aus dem Krankenhaus die Fotografen abzuwimmeln versuchte.
Vorgetäuscht! Wie konnten sie nur so etwas behaupten? Sie wäre fast umgebracht worden. Und die Zeitungen behaupteten, es sei vorgetäuscht!
Während sie den Schock noch verarbeitete, hörte sie, wie zwei Frauen hinter ihr miteinander tuschelten.
“Sie wohnt jetzt beim Polizeichef”, berichtete die eine der anderen. “Erst opfert sie ihr Baby, um den Job zu behalten, und dann verbreitet sie Lügen über eine angebliche Entführung, um ihr Gesicht zu wahren. Und dann zieht sie auch noch mit einem Mann zusammen. Ausgerechnet in Jacobsville. Es ist ein Skandal, sage ich Ihnen.”
“Manche Frauen mögen eben keine Kinder”, erwiderte die andere traurig. “Ihr Aussehen muss ihr sehr wichtig sein …”
Sie verstummte, als sie sich plötzlich dabei ertappte, wie sie in Tippy Moores zornblitzende grüne Augen sah.
“Ich habe das Kind verloren, weil ein Regieassistent behauptet hat, der Stunt sei absolut ungefährlich. Und außerdem konnte ich es mir nicht leisten, arbeitslos zu werden. Soviel verdiene ich nämlich im Moment nicht. Und können Sie sich auch vorstellen warum?” Mit diesen Worten riss sie sich das Kopftuch ab und wischte sich
Weitere Kostenlose Bücher