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Wenn es Nacht wird in Manhattan

Wenn es Nacht wird in Manhattan

Titel: Wenn es Nacht wird in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Palmer
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schmerzvoll. Sie wandte den Blick ab.
    Ehe sie zwei Schritte gehen konnte, stand er hinter ihr. “Jetzt bist du zugeschnappt wie eine Auster. Warum?”
    “Es ist nichts”, erwiderte sie rasch.
    Seine Hände streichelten ihre nackten Arme. “Du hast an das Baby gedacht”, murmelte er mit belegter Stimme.
    Sie bemühte sich, die Tränen zurückzuhalten. “Das hast du nur geraten”, sagte sie angespannt.
    “Ich glaube nicht.” Sie spürte den Druck seiner Hände und die Berührung seiner Lippen auf ihrem Haar. “Ich hätte den Tod verdient für die Art und Weise, wie ich mit dir gesprochen habe, als du mich angerufen hast. Ich erwarte stets das Schlimmste von den Menschen. Das ist eine schlechte Angewohnheit, die ich einfach nicht loswerden kann.”
    Wieder musste sie schlucken, um sich zu beherrschen. Die Wärme seines Körpers an ihrem Rücken war verführerisch. Unwillkürlich lehnte sie sich an ihn und stieß einen Seufzer aus. “So bin ich immer schon gewesen. Es ist nicht leicht, den Menschen zu vertrauen, wenn man einmal betrogen worden ist.”
    “Ja.”
    Sie sah starr geradeaus. Beim Anblick des Hauses kam ihr ein Gedanke. “Warum hast du ein Haus gekauft und nicht gemietet?”, wollte sie wissen.
    Er zögerte. “Schon seltsam, nicht wahr?”, überlegte er laut. “Ich weiß es selber nicht.”
    “Ein unbewusster Versuch, Wurzeln zu schlagen?”, forschte sie weiter.
    Eine Weile sagte er gar nichts. Sie konnte nicht sehen, dass er die Stirn runzelte. “Ich habe mich nie bemüht, zu irgendjemandem oder irgendwohin zu gehören”, sagte er schließlich. “Schon als Kind war ich der geborene Außenseiter. Ich mag es nicht, den Menschen zu nahe zu kommen. Vor allem Frauen nicht”, fügte er knapp hinzu.
    “Na ja, das ist ja auch wirklich kein Wunder”, meinte sie verständnisvoll.
    “Du hast mir nie einen Grund gegeben, dir nicht zu vertrauen”, sagte er nach einer Weile.
    “Das werde ich auch niemals tun”, sagte sie. “Nichts, was du jemals getan oder gesagt hast, könnte mich dazu bringen, dich zu hassen.”
    “Glaubst du?” Er lachte zynisch. “Vielleicht erzähle ich dir eines Tages meine Lebensgeschichte, und dann überlegst du es dir bestimmt noch mal.”
    Sie drehte sich um und schaute ihn zärtlich an. Sein Gesichtsausdruck war verschlossen. “Wenn du jemanden magst, dann nicht deswegen, weil derjenige etwas getan oder nicht getan hat”, sagte sie. “Vielmehr magst du einen Menschen um seiner selbst willen. Taten sind keine Charakterzüge.”
    Sein Blick war finster, denn sie vermittelte ihm ein merkwürdiges Gefühl. Irgendwie jung. Sie schaffte es, dass er so etwas wie Hoffnung empfand.
    Lächelnd legte sie die Finger auf seinen Mund und streichelte ihn. “Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich dich nicht für fähig halte, etwas mit böser Absicht zu tun.”
    “Ich – bin nicht mehr der Mann, der ich mal war”, sagte er stockend. “Ich habe einige unverzeihliche Dinge getan …”
    Sie sah ihm in die Augen. “Nichts ist unverzeihlich.”
    “Ich wünschte, es wäre so”, murmelte er.
    In seinem Blick spiegelten sich schreckliche Erinnerungen – ebenso wie in ihrem eigenen. Wenn er etwas vor ihr verheimlichte, dann verbarg auch sie etwas vor ihm. Aber offen darüber zu reden bedeutete, dem anderen sehr viel mehr Vertrauen zu schenken, als sie es zum jetzigen Zeitpunkt vermochten. Es war einfach noch zu früh.
    “Eins nach dem anderen”, sagte sie leise. “So ist es am besten für uns.”
    Seine kräftige Hand fasste nach ihrer Wange und streichelte die Wunden und Prellungen, die schon fast nicht mehr zu sehen waren. “Wir hatten beide kein leichtes Leben, nicht wahr, Honey?”, überlegte er laut.
    “Für Glück müssen wir mit Leid bezahlen”, meinte sie philosophisch. “Wenn ich so meine eigene Vergangenheit betrachte, würde ich sagen, dass ich mit den glücklichen Momenten ziemlich im Rückstand bin.”
    Beide mussten lachen. “Wahrscheinlich trifft das auf uns beide zu.”
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn flüchtig. “Sandie macht Hühnchen mit Klößen zum Abendessen.”
    “Die mag ich.”
    “Ich weiß”, erwiderte sie listig. “Ich hab’s ihr ja deshalb auch vorgeschlagen.”
    Er hob den Kopf und sah sie tadelnd an. “Mit Klößen kann man mich nicht verführen, egal, wie gut sie sind.”
    “Fängst du schon wieder an?”, sagte sie vorwurfsvoll.
    “Andererseits kann ein Mann nur bis zu einem gewissen Maß der

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