Wenn es Nacht wird in Manhattan
leise.
Sie liebte es, seine Finger in ihrem Haar zu spüren. Es war wie im Paradies, neben ihm im Schatten eines Baumes liegen und seinen Herzschlag spüren zu können, seinen Atem, der über ihre Stirn strich, die Kraft und Stärke seines Körpers. Sie hatte sich nie sicherer gefühlt.
“Ich habe mir übrigens Ringe angeschaut”, murmelte sie schläfrig.
“Wirklich?”, fragte er ebenso träge zurück.
Sie gähnte. “Aber ich habe nichts gefunden, von dem ich glaubte, dass es dir gefallen könnte”, fuhr sie mit einem boshaften Unterton fort.
“Du bist ganz schön hartnäckig, was?”, meinte er.
“Wenn ich mir mal etwas in den Kopf gesetzt habe … Sandie sagt, du bist mit den Harts verwandt. Stimmt das?”
“Sie sind Vettern zweiten Grades”, antwortete er.
“Sie seien auch mit dem Vizepräsidenten verwandt. Und um ein paar Ecken auch mit eurem Gouverneur, hat sie erzählt.”
“Richtig.”
“Du sprichst nie über deine Verwandtschaft.”
“Da gibt’s nicht viel zu erzählen”, meinte er. “Mein Vater ist Grundstücksmakler; er kümmert sich vor allem um Industriegebiete. Er ist mehrfacher Millionär. Mein zweitältester Bruder führt die Viehranch in West-Texas, und der älteste ist beim FBI. Der jüngste arbeitet in der staatlichen Wild- und Fischereibehörde.” Er wandte ihr den Kopf zu. “Warum willst du das alles wissen?”
Sie lächelte, ihr Mund ganz nah an seinem Hemd. “Wenn ich dich in ein Gespräch verwickle, bleibst du vielleicht ein bisschen länger. Das ist nämlich sehr gemütlich.”
“Das finde ich auch”, gab er zu.
Sie sah ihm ins Gesicht. Er lächelte zwar, aber seine dunklen Augen blickten verschleiert.
“Du bist sehr schön”, sagte er. “Du riechst gut, und du fühlst dich weich wie ein Federkissen an. Ich würde mich gern über dich rollen und dich küssen, bis du keine Luft mehr kriegst.”
Vernehmlich hielt sie den Atem an. In ihrem Blick lag unverhülltes Verlangen.
“Aber das ist gefährlich”, flüsterte er und schaute auf ihren Mund. “Alle Welt kann uns sehen. Stell dir vor, ich würde blindlings meinem Instinkt gehorchen!”
“Was würde denn passieren?”, fragte sie provozierend, ohne seinen Mund aus den Augen zu lassen.
“Reporter tauchen gewöhnlich aus dem Nichts auf. Zwei meiner Streifenbeamten könnten vor dem Garten stehen bleiben – rein dienstlich natürlich. Vorbeifahrende Autofahrer könnten die Scheiben herunterkurbeln und uns mit Videokameras filmen.”
“Du machst doch nur wieder deine Witze”, sagte sie halb scherzend, halb vorwurfsvoll.
“Ganz und gar nicht. Ich habe gehört, dass Micah Steele und Callie, als sie gerade frisch verliebt waren, sich mal um Mitternacht in ihrer Einfahrt geküsst haben. Prompt kam eine ältere Nachbarin aus dem Haus, um ihre Rosen zu beschneiden, zwei Paare machten ihren Mitternachtsspaziergang am Haus vorbei, und ein anderer Nachbar beobachtete die beiden von seinem Fenster aus. Dabei war Micah nicht mal der Polizeichef.”
“Ah, ich verstehe”, sagte sie. “Du bist eine bekannte Größe in der Gemeinde, also will jeder wissen, was du tust.”
Er schüttelte den Kopf. “Du bist ein berühmtes Model und ein Filmstar. Nicht ich bin die Attraktion, sondern du”, fügte er hinzu. Der Gedanke schien im offensichtlich sehr gut zu gefallen.
“Ein schöner Star”, spottete sie und berührte ihr Gesicht. “Ich sehe doch aus wie Frankensteins Monster.”
Er ergriff ihre Hand und führte sie an seinen Mund. Zärtlich berührte er die Knöchel mit seinen Lippen. “Wunden der Ehre”, flüsterte er. “Du könntest überhaupt nicht hässlich sein, selbst wenn du dir die größte Mühe geben würdest.”
Sie lächelte. “Danke.”
Sehnsüchtig schaute er sie an. Ihr Körper lag so dicht neben ihm, dass er die Seife riechen konnte, die sie benutzte. Der Wind spielte mit Strähnen ihres roten Haares, das ihr Gesicht rahmte. Sie verzehrte sich nach ihm, und er schalt sich, weil ihn sein eigenes Verlangen zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt überwältigte.
Sie sah das Begehren in seinen Augen und dehnte sich träge und verführerisch. Ihre Augen waren zwei unergründliche warme, grüne Seen.
“Lass das”, sagte er heiser.
Unwillkürlich bewegte sie ihre Hüften. “Ich kann nichts dafür”, sagte sie, während es ganz warm in ihrem Körper wurde. “Ich will dich.”
Er schauderte.
Sie wäre seiner Reaktion gerne auf den Grund gegangen. Etwas unbeholfen, denn es war
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