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Wenn es plötzlich Liebe ist

Titel: Wenn es plötzlich Liebe ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Bird
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Gemeinsam gingen sie den Gang entlang zu seinem Zimmer, wo er sich stumm von ihr löste und sie stehen ließ.
    Grace hatte ihr Negligee übergestreift und lag im Dunkeln in ihrem Bett. Sie hörte Smith im Bad verschwinden. Kurz und gedämpft vernahm sie das Wasserrauschen.Wenige Minuten später tauchte er wieder auf.
    »John?«
    »Ja?« Seine Stimme klang in der Dunkelheit sehr weich.
    »Ich bin froh, dass du hier bist.«
    Daraufhin folgte Schweigen, und sie nahm schon an, dass er wieder in sein Zimmer gegangen war.
    »Ich auch«, sagte er dann sehr leise.
    Überrascht von seiner Antwort, rollte Grace sich auf die Seite, doch sie war allein.
    Stunden später war sie imer noch wach. Unter all den Decken und Kissen fühlte sie sich dem Ersticken nahe. Sie nahm ihr Tagebuch und einen Stift und ging ins Wohnzimmer. In Smiths Zimmer war es dunkel.
    Sie setzte sich mit untergeschlagenen Beinen auf das Sofa, merkte aber, dass ihr eigentlich nicht nach Schreiben zumute war, sondern nach Nachdenken. Als Smith ihr die Hand gereicht hatte, war sie sehr überrascht gewesen. In der Erinnerung, wie seine Hand sich angefühlt hatte, merkte sie, dass er sie auch in anderer Hinsicht mehrfach überrascht hatte.
    Neulich war sie morgens nach einem anstrengenden Lauf
erst viel später aus dem Bad gekommen. Als sie in die Küche lief, um ihm Bescheid zu geben, dass das Bad nun frei sei, hatte er ihr einen dampfend heißen Becher mit Kaffee in die Hand gedrückt und auf einen Teller mit Toast gedeutet, den er für sie zubereitet hatte.
    Sie hatte ihn völlig verwirrt angesehen.
    »Das ist Frühstück«, hatte er geknurrt. »Sie erkennen das vielleicht nicht auf den ersten Blick, weil Sie in der letzten Woche nicht viel gegessen haben.«
    »Natürlich habe ich …«
    »Der Salat neulich statt eines Abendessens zählt nicht. Sie haben abgenommen, und das können Sie sich kaum erlauben.«
    Sie hatte an sich herabgeblickt. Er hatte Recht. Ihre Röcke waren in der Taille alle etwas weiter geworden.
    »Hier.« Er schob den Toast auf sie zu.
    Sie hatte eine Scheibe genommen und gesehen, dass er Erdbeermarmelade darauf gestrichen hatte. »Das habe ich schon jahrelang nicht mehr gegessen.«
    Schon nach einem Bissen war ihr Appetit zurückgekehrt. Nach vier Scheiben Toast mit Konfitüre und einem großen Becher Kaffee seufzte sie zufrieden. Sie hatte schon so lange von praktisch nichts gelebt, dass sie vergessen hatte, wie man sich satt fühlte.
    Sie wusste noch, wie sie ihn danach angeblickt hatte. Er hatte die ganze Zeit über an die Anrichte gelehnt, dagestanden und ihr zugesehen.
    »Ich möchte mich bedanken«, hatte sie trocken gemeint. »Wenn ich darf.«
    Er hatte die Achseln gezuckt, und als er keine sarkastische Bemerkung von sich gab, hatte sie ihn angelächelt.
    »Danke.«

    Seine scharfen Augen hatten den leeren Teller überflogen. »Ich kümmere mich immer gut um meine Klienten.«
    Grace lächelte in Gedanken daran, wie er da ausgesehen hatte. Die Vorstellung, er könnte auch einmal verlegen wirken, war eigentlich absurd, aber so hatte er ausgesehen. Ihre schlichte Dankbarkeit für seine Fürsorglichkeit war für ihn schwer zu akzeptieren, aber er hatte sich auch nicht gewehrt.
    Das war ein Fortschritt, dachte sie. Genau wie gestern Abend, als er ihre Hand nahm.
    Aber Fortschritt in welcher Richtung?
    In ihrem Herzen wollte sie ihn. Mit jeder Faser.
    Je besser sie ihn kennen lernte, desto stärker begehrte sie ihn.
    Zuerst hatte sie sich gefragt, ob er eine andere Seite hatte, ein Gegengewicht zu seiner aggressiven Ausstrahlung. Sie wusste inzwischen, dass er auch anders sein konnte, weniger grob. Er verbarg das meistens hinter einer Maske der Selbstkontrolle, verriet sich aber in seinen Gesten, seiner schlichten Höflichkeit, die besagte, dass er an andere dachte. Dass er sie wahrnahm.
    Das Frühstück war nur ein Beispiel, wie fürsorglich er sein konnte. Er gab sich auch Mühe, freundlicher zu Kat zu sein. Er kochte sich seine Mahlzeiten selbst, räumte in der Küche anschließend auf und schaffte es auch irgendwie, selbst an Regentagen den Teppich nicht mit seinen schmutzigen Schuhen zu verdrecken.
    Das alles waren Kleinigkeiten, aber sie bedeuteten für Grace eine Menge. Einen Mann im Haus zu haben, der nicht ständig Aufmerksamkeit verlangte oder ihr eine lange Liste von Aufgaben zuteilte, war für sie neu. Ranulf hatte von ihr erwartet, ihren gesellschaftlichen Terminkalender zu führen, dafür zu sorgen, dass die

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