Wenn es plötzlich Liebe ist
Penthouse-Wohnung
ausreichend Personal hatte, sich um all seine Bedürfnisse zu kümmern und fast jeden Abend Gäste zum Essen zu haben, selbst als sie ganztags arbeitete und er nicht. All das wurde ohne einen Dank seinerseis entgegengenommen, weil es in seinen Augen ihre Pflicht war.
In diese Falle würde sie nicht noch einmal geraten.
Grace sah auf ihr Tagebuch und das Datum oben auf der Seite. Morgen würde sie dreißig. Genauer gesagt, um fünf nach sieben.
Aus einer Laune heraus schrieb sie: »Zu meinem Geburtstag wünsche ich mir nichts anderes als John Smith. In meinem Bett mit einer Schleife um den Hals und sonst völlig nackt.«
Grace lachte leise und schob Buch und Stift beiseite. Das war natürlich lachhaft, aber eine lustige Vorstellung. Sicher besser als vieles andere, woran sie in letzter Zeit gedacht hatte. Sie starrte hinaus in die Nacht und malte sich Dinge aus, bei denen sie errötete. Schließlich schlenderte sie wieder in die Diele, blieb kurz vor Smiths offener Tür stehen, spielte einen Moment mit dem Gedanken, hineinzugehen und ihn im Dunkeln zu ertasten, zwang sich aber dann, weiterzugehen in ihr Schlafzimmer.
Nach dem Duschen am Morgen suchte sie Smith. Sie hatten ein kleines Ritual entwickelt. Sie benutzte das Bad zuerst und kleidete sich an, wenn er anschließend darin verschwand.
»John?« Sie spähte in sein Zimmer. Das Bett war gemacht, wie immer, und nichts lag herum. Die Gewohnheiten eines ehemaligen Soldaten. Als sie sich umdrehte, sah sie eine schwarze Stange im Türrahmen zu seinem Bad. Für Klimmzüge wie gemacht. So hielt er sich also in Form.
Als sie ins Wohnzimmer ging, stand er dort vor dem
großen Fenster und blickte in den Morgenhimmel. Nach tagelangem Regen war er endlich wieder blau. Schon ging die Sonne über der Stadt auf.
»Das Bad ist frei.«
Er zeigte sich nicht von ihr überrascht, auch wenn sie bewusst leise gegangen war. Sie hatte sich an seine scharfe Wahrnehmung gewöhnt und an die Tatsache, dass er immer genau zu wissen schien, wo sie war. Jetzt betrachtete er ihr Spiegelbild in der Glasscheibe.
Als er stumm blieb, räusperte sie sich. »Äh … das Bad …?«
Sie deutete mit dem Daumen hinter sich.
Noch immer keine Antwort. Er starrte sie bloß weiter in der Scheibe an.
Grace spürte ein Prickeln auf der Haut. Er war so anders heute Morgen.
Als er sich endlich umdrehte, traf sie sein Anblick wie ein Schock. Es schien eine Begierde von ihm auszugehen, eine brennende Intensität, die sie seit dem Abend, als sie sich ihm entzog, nicht mehr gesehen hatte. Sie dachte wieder an seinen Körper ganz dicht an ihrem und an seine Berührungen. Er blickte auf ihren Mund, als dächte er genau das Gleiche.
Als er mit langen Schritten den Raum durchquerte, machte sie sich auf die Berührung gefasst und war bereit dazu.
»Ich beeile mich«, sagte er nur.
Grace war unendlich enttäuscht. Sie hatte fest damit gerechnet, dass er sie umarmen würde, aber sie versuchte, ihre Enttäuschung hinter einem Lächeln zu verbergen.
Doch dann blieb er neben ihr stehen und beugte sich zu ihrem Ohr. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Grace.«
Sein Atem glitt über ihre Wange. Dann strich er mit dem Zeigefinger über ihre Schläfe.
Ein Stromstoß durchfuhr sie. Laut keuchte sie auf.
Doch zu ihrer Enttäuschung ging er nur an ihr vorbei auf den Gang hinaus.
Grace fühlte sich wie nach einem Angriff und musste sich setzen.Was hatte das nur zu bedeuten? Warum hatte er nicht wahrgemacht, was sein Blick versprochen hatte?
Sie runzelte die Stirn. Woher wusste er, dass heute ihr Geburtstag war?
Unuhig und verwirrt fuhr ihr Blick durch den Raum. Dann sah sie das aufgeschlagen Tagebuch auf dem Sofa.
O Gott.
Sie sah auf die Sätze hinab, die er bestimmt gelesen hatte.
Genau. Ihr kleiner Geburtstagswunsch.
Grace schnitt ein Gesicht und fühlte sich unendlich verlegen.
Ein Zeitloch, dachte sie und schloss das Buch. Genau das brauche ich. Damit sie um drei Uhr in der Frühe zurück ins Wohnzimmer gehen konnte, um das Tagebuch zu holen.
Vielleicht brauchte sie auch nur ein bisschen gesunden Menschenverstand.
12
S mith stand unter der Dusche und genoss, wie das Wasser ihm den Rücken herabrann. Es war so heiß, dass es fast wehtat, aber er brauchte Ablenkung, und körperlicher Schmerz diente dazu immer recht gut.
Nachdem er gestern Abend ihr Zimmer verlassen hatte, hatte er noch lange wachgelegen und an die Decke gestarrt. Dann war sie an seiner Tür vorbeigegangen und
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