Wenn es plötzlich Liebe ist
es Grace.
Als Smith die Tür öffnete, lächelte er.
»John?«
Er drehte sich in Richtung ihrer Stimme um.
Sie stand in der Tür zu ihrem Ankleidezimmer, eine Seidenbluse teilweise in den Bund eines schwarzen Rocks gesteckt. Sie hatte offensichtlich auf ihn gewartet.
»Was du … da gelesen hast …« Sie wollte ihn dabei fest ansehen, aber es gelang ihr nicht, und sie wandte errötend den Blick ab.
»Ich habe zu spät gemerkt, dass es dein Tagebuch war.« Er konnte sein Lächeln kaum unterdrücken.
»Äh … ja … ähm …«
Smith trat auf sie zu und blieb erst stehen, als er die gelblichen Flecken in ihrer grünen Iris sah.
»Mir gefiel dein Geburtstagswunsch«, sagte er. Seine Stimme klang noch tiefer als sonst.
Sie riss die Augen auf.
Dann beugte er sich so weit vor, dass er ihr ins Ohr hauchen konnte: »Selbst wenn ich das nicht darf, es gefällt mir, dass du mich begehrst.«
Dann streckte er die Hand aus und berührte mit dem Daumen den Puls, der in ihrer Kehle pochte. Ihr Herz raste so sehr, dass die einzelnen Schläge ineinander übergingen.
»Ich glaube, ich habe mich über uns beide geirrt«, sagte er dann und ließ die Finger über ihr Schlüsselbein gleiten. Ihre Haut war sehr warm und glatt.
»Inwiefern?«, krächzte sie.
Ihre Augen glänzten. Sie sah ihn fest an, voller Angst, aber auch erwartungsvoll.
Er legte die Lippen wieder an ihr Ohr.
»Sag mir«, flüsterte er, »was ich mit dir machen soll.«
Sie keuchte auf.
Dann strich er ihr Haar beiseite und fasste langsam und zärtlich ihr Ohrläppchen mit den Zähnen. »Was willst du von mir?«
Doch sie hob die Hand und schob ihn von sich.
»John«, murmelte sie. Dann räusperte sie sich. Er sah, wie sie um Beherrschung kämpfte und das heiße Aufwallen in sich unterdrückte, doch er respektierte es. Als sie schließlich wieder sprach, klang ihre Stimme klar: »Warum sagst du mir nicht, was du meinst?«
Er trat einen Schritt zurück und steckte beide Hände in die Taschen.
»Ich glaube nicht, dass es irgendeinen guten Grund gibt, warum wir beide nicht …« Er wollte »ficken« sagen, aber das erschien ihm zu gewöhnlich. »… uns nicht lieben sollten.«
Und zwar sofort. Reißen wir uns die Kleider vom Körper. Stürzen wir uns aufeinander.
Grace’ Hand fuhr an die Kehle. »Wie kommt es, dass du deine Meinung geändert hast?«
»Weil ich dich begehre wie keine andere Frau, die mir jemals begegnet ist«, stieß er heiser hervor.
Noch ehe sie etwas erwidern konnte, sprach er weiter, denn er erinnerte sich nun daran, was er ihr sagen wollte.
»Ich kann dich befriedigen. Aber du solltest auch wissen, dass ich aus deinem Leben wieder verschwinden werde, wenn mein Auftrag beendet ist. Nichts von Dauer, kein Happy End.« Dann starrte er sie an und wünschte sich, sie würde ihn ernst nehmen, aber immer noch mit ihm ins Bett gehen. »Ich kann dir versprechen, dass niemand deinen Körper besser lieben wird als ich.«
Er merkte, wie die Lust seine Stimme zittern ließ.
»Denk darüber nach«, sagte er noch, ehe er zurücktrat. »Und lass mich deine Entscheidung wissen.«
Grace sah ihm nach.
Er hätte sie kaum mehr überraschen können, wenn er ihr mitgeteilt hätte, er wäre Superman.
Sie hatte angenommen, er hätte vergessen, was in ihrem Schlafzimmer an jenem Abend passiert war, dass er mit der gleichen Überheblichkeit darüber hinweggegangen wäre wie über die meisten anderen Dinge. Aber offensichtlich war das nicht geschehen.
Zu wissen, dass er sie begehrte, befriedigte sie zutiefst. Was er ihr vorschlug weniger.
Konnte sie sich wirklich eine solche Affäre leisten? Eine kurze, intensive Beziehung, die auf nichts anderem beruhte als reiner Körperlichkeit?
Sie dachte daran, wie seine Stimme ganz dicht an ihrem Ohr geklungen hatte, und glaubte, es zu können.
Dann ging sie zurück in ihr Ankleidezimmer, setzte sich vor den Frisiertisch und bürstete sich die Haare.
Aber wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, wusste sie, dass es ihrerseits nicht bloß auf körperlicher Anziehung beruhen würde. Sie fühlte sich sehr von ihm erregt, aber auch emotional angezogen.
Es würde kein Happy End geben.
Sie legte die Haarbürste ab, schlang das Haar um die Hand und steckte es zu einem Knoten auf.
Vor ihrer Hochzeit mit Ranulf hatte sie noch an ein Happy End geglaubt. Zumindest an eine bescheidene, stabile Art von Glück. Doch das war vorbei.
Die Frage lautete wohl, ob sie mit Smith zusammen sein konnte, ohne gleich
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