Wenn es plötzlich Liebe ist - An unforgettable Lady
schwarz. Die Revers waren mit roten Biesen eingefasst, und wenn sie es trug, fühlte sie sich jedes Mal gleich viel stärker. Dazu hohe Absätze und einen Hauch hellroten Lippenstift - es war, als hätte sie ihre Rüstung für diesen Tag angelegt.
Als sie in den Flur trat, telefonierte Smith. Dabei schritt er zwischen Wohnzimmer und Esszimmer auf und ab. Er wirkte verbissen, als er sie anblickte.
»Nein, überlass das mir«, sagte er noch, ehe er auflegte.
Grace sah ihn kühl an.
»Isadora Cunis ist gestern Abend angegriffen worden.«
Grace schluckte.
Sie merkte, wie sich ihr Trotz verflüchtigte, weil sie zu zittern begann. »Ich dachte, sie wäre mit ihrem Mann verreist. Was ist passiert?«
»Sie ist für ihre Galaveranstaltung zurückgekommen. Sie wurde in der Eingangshalle ihres Wohnhauses gefunden. Offensichtlich ist sie in ihrer Wohnung attackiert worden,
konnte sich aber irgendwie noch zum Lift schleppen - ein Wunder mit ihren Verletzungen. Jetzt liegt sie im Koma im Krankenhaus.«
Grace streckte eine Hand aus, um sich irgendwo abzustützen, bis sie die kühle Wand spürte. »Wie ist er an sie herangekommen?«
Smith zuckte die Achseln. »Es gibt nur eine Erklärung. Sie kannte ihn und ließ ihn in die Wohnung.«
Grace fingerte an den Knöpfen ihrer Kostümjacke, streifte sie ab und legte sie über die Sofalehne. Auf dem hellbeigen Untergrund wirkte das Schwarz krass und herausfordernd.
»Gütiger Gott«, flüsterte sie und setzte sich. Sie kreuzte die Beine und legte die Hände in den Schoß.
Irgendwie ordneten sich ihre Gedanken, wenn sie ihren Köper so kontrollierte.
»Ich glaube … ich fahre heute nicht nach Connecticut«, sagte sie.
»Ich sage Eddie Bescheid.«
Sie hörte das elektronische Piepen seines Telefons, als er die Nummer eingab, dann seine tiefe Stimme.
Sie sah Isadora vor sich, wie sie im Krankenhaus lag, und trauerte um die Freundin.
»Grace?«
Als sie ihren Namen hörte, blickte sie hoch und sah, dass Smith vor ihr kniete.
»Grace, soll ich Kat anrufen, dass du heute nicht ins Büro kommst?«
Grace wollte nicken, doch dann sah sie sich in ihrer Wohnung um. Angesichts der Tatsache, dass sämtliche Frauen in ihrem eigenen Heim angegriffen worden waren, fühlte sie sich hier nicht mehr sicher.
»Nein, ich gehe lieber zur Arbeit.«
Als Grace aufstehen wollte, reichte John ihr hilfsbereit eine Hand.
Sie zwang sich, sie nicht zu ergreifen.
»Ich muss eine Weile allein sein«, sagte sie und ging in ihr Schlafzimmer. »Bitte entschuldige mich.«
Auf eine Antwort wartete sie nicht.
Als sie später an diesem Morgen auf Kats Schreibtisch zuging, hatte sie ein strahlendes Lächeln aufgesetzt, von dem das Mädchen sich allerdings nicht beeindrucken ließ.
»Alles okay?«, fragte sie.
»Ja, ja, wunderbar.«
»Und Connecticut?«
»Ich musste umplanen.« Ehe Kat weitere Fragen stellen konnte, fügte sie hinzu: »Könnten Sie mir einen Gefallen tun und sämtliche Termine heute absagen? Ich muss mich auf den Ball vorbereiten und will ungestört arbeiten.«
»Kein Problem.«
Grace hatte nun keinerlei Termine und verbrachte den Vormittag in einer Art Nebel. Sie versuchte zu arbeiten, nahm aber nichts richtig auf, und ihre Notizen ergaben kaum Sinn. In einem letzten Versuch, wenigstens etwas zu schaffen, entschloss sie sich, die Sitzordnung für das Festessen aufzustellen.
Nach etwa zwanzig Minuten schob sie sämtliche Papiere beiseite und blickte zu der Büste ihres Vaters. Dann drückte sie den Knopf der Gegensprechanlage.
»Kat, würdest du bitte den Hausservice rufen? Ich möchte etwas ins Museum herunterschaffen lassen. Oh, sag ihnen auch, dass ich ein paar andere Bilder hier haben möchte. Die hier hängen schon zu lange an den Wänden.«
Dann drehte sie sich zu Smith um, der telefonierte. Das
hatte er den ganzen Morgen über getan und vermutlich Informationen über Isadoras Fall zusammengetragen. Sie wollte ihn nach weiteren Einzheiten fragen, war aber nicht sicher, ob sie sich dann besser fühlen würde.Wenn er ihr schlechte Nachrichten übermittelte, war das immer doppelt schlimm.
Grace sah von der Büste auf die Konfektschale und den Pfeifenständer. Sie sah Callies Bild vor sich und beschloss, auch das alles fortzustellen.
Als Smith das Handy ablegte, fragte sie: »Was weißt du über Callie?«
Smith machte sich eine kurze Notiz und blickte hoch.
»Sie wohnt in dem Haus, vor dem wir sie abgesetzt haben. Sie ist siebenundzwanzig, unverheiratet, lebt alleine
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