Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
stand ihm Auge in Auge gegenüber.
Eddie hielt unwillkürlich die Luft an, denn im nächsten Augenblick machte er drei erstaunliche Entdeckungen: Erstens war sie mit Schuhen exakt genauso groß wie er, und zweitens waren ihre Augen von dem unglaublichsten Blau, das er je gesehen hatte. (Eddie wusste, dass es einen Edelstein von dieser Färbung gab, doch zu seinem Ärger fiel ihm der Name nicht ein.) Und drittens roch sie gut. Nein, das traf es nicht. Sie roch betörend. Eddie blähteunbewusst die Nüstern, um mehr von diesem unglaublichen Duft einzufangen. Er war ganz sicher, dieses Parfum noch nie vorher gerochen zu haben, und ebenso sicher war er, dass ihm noch nie eins untergekommen war, das diese Wirkung auf ihn gehabt hatte. Er verlor beinahe das Gleichgewicht, als er sich instinktiv vorbeugte, um noch eine Nase voll davon zu erhaschen, während Samantha sich an ihm vorbeiquetschte.
»Sorry«, sagte Eddie betreten und wich ein Stück zur Seite.
Samantha würdigte ihn keines Blickes. Hocherhobenen Hauptes ließ sie ihn stehen und ging zurück ins Lokal.
»Blöde Gans«, brummte Eddie.
*
»Blöder Kerl«, murmelte Samantha. Was bildete dieser Idiot sich eigentlich ein, sich einfach breitbeinig dort aufzubauen und den Weg zu versperren? Er war von einem Moment auf den nächsten vor ihr aufgetaucht und hatte mit seinen lächerlich breiten Schultern den Gang blockiert. Ob er ihr absichtlich gefolgt war?
Komisch, als sie vorhin zur Toilette gegangen war, hatte sie seine ungenierten Blicke deutlich in ihrem Rücken gespürt. Normalerweise machte es ihr nicht viel aus, wenn Männer ihr hinterherschauten. Sie hatte sich schon vor vielen Jahren angewöhnt, nicht darauf zu achten, und verschwendete keinen Gedanken an all die neugierigen Blicke. Doch bei diesem Eddie (Wie er wohl richtig hieß? Edgar? Edmund?) war es ihr so vorgekommen, als ob ein paar riesige, heiße Scheinwerfer auf ihrer Rückseite brannten. Ganz offensichtlich war er ein notorischer Aufreißer. Es reichte ihm nicht, dass er ein süßes junges Ding anseinem Tisch sitzen hatte, das ganz wild darauf war, mit ihm ins Bett zu steigen. Nein, er musste jede Gelegenheit ausnutzen und alle Frauen anbaggern, die sich in seiner unmittelbaren Reichweite befanden. Wahrscheinlich war er sexsüchtig.
Jede Wette, dass er es ist, dachte Samantha. Sie seufzte, während sie zu ihrem Tisch zurückkehrte. Bei den einen war es im Übermaß vorhanden, bei den anderen gab es zu wenig davon. Das Leben war manchmal alles andere als gerecht.
»Was ist?«, wollte Babette wissen. »Hast du Sorgen?«
»Ich musste nur gerade an Hans denken.«
»Du machst dir Gedanken, weil er so viel Golf spielt, stimmt’s?«
»Ach, es ist eher allgemein«, sagte Samantha vage.
Im Grunde war es nicht allgemein, sondern sehr speziell, und es gehörte zu jenen Dingen, von denen Samantha glaubte, dass man sie einfach nicht mit anderen Leuten besprach, nicht einmal mit der besten Freundin.
Als Samantha später im Bett lag, grübelte sie eingehend über das Problem nach, während sie das Video zu einer besonders interessanten Stelle zurückspulte. Die Handlung war eigentlich immer dieselbe. Sie dauerte meist zwischen drei und fünf Minuten und schien einer genau vorgegebenen Dramaturgie zu folgen. Nur die Akteure wechselten ab und zu. Einer von ihnen, ein großer Typ mit übertriebener Muskulatur, ähnelte auf den ersten Blick dem Angeber, den sie heute beim Italiener gesehen hatte. Der Kerl auf dem Video war vielleicht eine Idee grobschlächtiger, aber wenn man nur den Körper betrachtete … Samantha entdeckte auf Anhieb eine Menge Parallelen. Natürlich gab es ein gewisses anatomisches Detail, von dem unmöglich zu sagen war, ob auch hier eine Ähnlichkeit vorlag. MeineGüte, existierten im echten Leben wirklich Männer, die so großzügig ausgestattet waren? Die arme Schauspielerin hatte alle Hände voll zu tun. Buchstäblich.
Samantha kniff die Augen zusammen und versuchte, sich den Aufreißer aus dem Restaurant bei derselben Aktion vorzustellen, die gerade auf dem Bildschirm ablief.
»Lieber Himmel«, flüsterte sie, fasziniert und wider Willen erregt. Beinahe war sie so weit, die andere Neuerwerbung zu testen, die sie unten in ihrem Kleiderschrank versteckt hatte. Sie stand dicht davor, das Ding aus der Tüte zu holen und es auszuprobieren. Nur mal so, um zu sehen, ob es überhaupt funktionierte.
»Zum Teufel«, sagte sie, während die Hauptdarsteller stöhnend und unter
Weitere Kostenlose Bücher