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Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)

Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Mistkerl, dass ich ihn nicht wiedersehen will. Was mich betrifft, so will ich nur, dass er aus meinem Leben verschwindet, sobald es vorbei ist. Und glaub mir, so ist es am gesündesten.«
    »Spielt es denn keine Rolle, wer wen verlässt?«
    »Nein«, sagte er.
    Samantha dachte kurz nach. »Was ist, wenn aus der Liebe schon vorher Freundschaft wird? Ganz schleichend, ohne dass man es mitkriegt?«
    »Dann war es keine richtige Liebe«, sagte Benedikt schlicht.
    *
    »You’re the one that I want, uh, uh, uuuh«, trällerte Babette, während sie durch die Wohnung hopste und eine frische Parfümwolke hinter sich herzog. Sie hatte eine Stunde gebraucht, um sich aufzubrezeln, und sah aus wie eine Discoqueen aus den Siebzigern, mit engem Glitzertop, Strassjeans und üppig gestylten Locken. Giovanni wollte mit ihr auf eine Nostalgieparty gehen, wo den ganzenAbend Oldies von solchen Gruppen wie Abba und Fleetwood Mac gespielt werden sollten.
    »Wieso gehst du nicht mit?«, wollte sie von Samantha wissen.
    Samantha hockte in trübseliger Stimmung auf dem Sofa und betrachtete das Gebirge von zerknülltem Schokoriegelpapier neben sich. Wie viele von den Dingern hatte sie seit heute Mittag gegessen? Sechs? Sieben? »Meine Sachen passen mir nicht mehr. Ich bin fett.«
    »Ach komm, das sind doch nur faule Ausreden dafür, dass du zu Hause hocken und die Wände anstarren willst. Davon wird es auch nicht besser. Geh unter die Dusche, wasch dir die Haare, zieh dir was Fetziges an! Jetzt bist du frei, das musst du ausnutzen! Da gibt es sicher jede Menge hochinteressanter Typen!«
    »Gleich kommt Sliver , den will ich mir angucken.«
    »Den hast du schon dreimal gesehen! Und außerdem spielt William Baldwin da einen kranken Spanner!«
    »Man kann aber seinen nackten Hintern sehen«, sagte Samantha störrisch. In Wahrheit hatte sie weder Lust zum Fernsehen noch auf den nackten Hintern von William Baldwin, obwohl er ihr in einem früheren Leben Seufzer des Entzückens entlockt hatte. Alles, was sie im Moment interessierte, war das Kreuz. Sie hatte den Kalender vor dem Umzug ins Altpapier entsorgt, weil sie das Ding sowieso nicht leiden konnte. Es war ein geschmackloser, mit Blumenmotiven bedruckter Werbekalender von ihrer Hausbank, den sie Anfang des Jahres nur in ihrem Zimmer aufgehängt hatte, weil er gerade da gewesen war. Im Prinzip brauchte sie gar keinen Wandkalender, höchstens den Abfalljahresplaner der Gemeinde, um die Abfuhrzeiten für die gelben Säcke, die Biotonne und den Restmüll nicht durcheinander zu werfen. Ansonsten reichte ihrvöllig der kleine Taschenkalender, den sie in ihrer Handtasche hatte.
    Leider war das fette rote Kreuz nicht zusammen mit dem Kalender im Altpapier verschwunden. Es hatte sich quasi verselbstständigt und sich in ihr Gehirn eingebrannt. Sie konnte unmöglich auf eine Discoparty gehen, wenn sie ständig aufs Klo rennen musste, um nachzuschauen, ob sich etwas tat.
    »Warum machst du dir nicht einen vergnügten Abend mit Joseph?«, fragte Babette unvermittelt. Sie lächelte vergnügt. »Ich habe bei der Agentur angerufen. Er wäre heute verfügbar.«
    Samantha fuhr zusammen und blickte verstört auf.
    »Du hast was ?«
    »Na, ich dachte, ich treffe ihn vielleicht mal«, sagte Babette leichthin. »Aber dann kam Giovannis Einladung zu dieser Wahnsinnsparty dazwischen.« Ihr Lächeln wurde breiter. »Gönn dir ruhig mal was. Buch ihn für heute Abend, das täte dir gut, nach all dem Trennungsstress.«
    In Samantha brodelte es wie in einem Vulkan. Es fehlte nicht viel, und sie würde bersten und bis in den letzten Winkel der Wohnung Feuer und glühende Asche spucken. Und sie würde Babette dabei zu einem winzigen, verkohlten Nichts abfackeln.
    »Das ist mir im Moment viel zu teuer«, sagte sie mit mühsam beherrschter Stimme.
    Damit lag sie nicht einmal so sehr neben der Wahrheit. Sie hatte ein paar Euro gespart, aber die Welt war es nicht, vor allem nicht in Anbetracht der Tatsache, dass sie arbeitslos war und eine neue Wohnung brauchte. Natürlich hätte sie in den vergangenen Jahren bescheidener leben können, doch an Hans’ Seite war es nicht weiter schwierig gewesen, sich seinem eher aufwändigen Lebensstilanzupassen. Dabei war es keineswegs so, dass er alles bezahlt hatte. Samantha hatte von Anfang an Wert darauf gelegt, ihre finanzielle Unabhängigkeit zu demonstrieren. Für ihre Bedürfnisse war sie fast ausschließlich selbst aufgekommen, und dabei war sie nicht eben geizig gewesen. Sie hatte

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