Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
es mal wieder geschafft. Mit ein paar Blicken und Bewegungen hatte sie es hingekriegt, dass sein Leben schon wieder innerhalb von wenigen Sekunden völlig auf den Kopf gestellt wurde. Und dabei war er so sicher gewesen, dass die ganze Sache für ihn ausgestanden war. Bis jetzt war er bestens klargekommen, jedenfalls war das seine Meinung. Immer, wenn er das Gefühl hatte, zu oft an sie denken zu müssen, rief er einfach Valerie an. Oder er schnappte sich Andi und hockte sich mit ihm zusammen auf die Plane, um zu malen.
Eddie warf einen düsteren Blick auf die endlosen Rollenvon Papier, die sie bereits in gemeinsamer künstlerischer Aktion produziert hatten und die er an der rückwärtigen Wand des Raums gestapelt hatte. Er würde bald losziehen und neue Tapetenreste besorgen müssen. Joe hatte zweimal welche mitgebracht und bereits angekündigt, dass seine Vorräte an Malpapier damit erschöpft waren.
Eddie ballte die Fäuste. Zum Teufel, was war so besonders an ihr? Nichts, verdammt noch mal. Sie roch vielleicht besser als andere Frauen, aber damit hatte es sich auch schon. Er musste nichts weiter tun, als sie sich endlich aus dem Kopf zu schlagen.
Spontan beschloss er, dass es Zeit für einen kleinen Ortswechsel war.
»Wie sieht’s im Topf aus, Alter?«, fragte er. »Ist was drin?«
Andi spreizte die Beine und lugte an seinem Schniedel vorbei ins Topfinnere.
»Nix dinn«, sagte er bedauernd.
»Irgendwann kriegst du’s schon hin«, meinte Eddie. »Also, dann ab in die Wanne, Kollege. Wir gehen noch eine Runde auf den Spielplatz.«
*
Als Samantha nach Hause kam, saß Hans im Kaminzimmer. Er hatte die Beine übergeschlagen und die Arme vor der Brust verschränkt.
»Ich dachte, du wolltest noch Golf spielen«, sagte Samantha.
»Eigentlich wollte ich lieber mit dir reden.«
Seine Stimme war ernst. Nicht der Hauch eines Lächelns zeigte sich in seinem Gesicht.
Im nächsten Augenblick erkannte Samantha auch denGrund dafür. Vor ihm auf dem Couchtisch stand ein einzelner Herrenschuh, Größe vierundvierzig. Das Gegenstück davon hatte Samantha vorhin bei Eddie abgeliefert.
»Wo hast du den gefunden?« Ihre Stimme klang eigentümlich heiser. Es hörte sich an, als hätte sie den Mund voller rostiger Nägel.
»Unter deinem Bett.«
»Aber …« Samantha beendete den Satz nicht. Es hätte sich zu dämlich angehört, wenn sie jetzt gesagt hätte: Ich habe doch überall nachgeschaut oder Ich habe doch alles in den Schrank gesteckt.
»Ich habe ihn schon vorletzten Samstag gefunden. Du hast an dem Abend allein geschlafen, wegen des Ausschlags. Als ich den Geldschein aufhob, habe ich Klamotten unterm Bett gesehen, mir in dem Moment aber nichts weiter dabei gedacht. Später, als du schon schliefst, habe ich noch einmal nach dir geschaut. Die Sachen unter deinem Bett waren weg, nur der Schuh lag noch dort. Du hattest ihn wohl in der Eile vergessen.« Hans räusperte sich. »Ich gehe mal davon aus, dass er nicht deinem Bruder gehört, obwohl mir jemand von den Nachbarn erzählt hat, dass er zusammen mit einem anderen Mann bei uns im Garten herumlief. Nackt.«
Samantha überlegte für den winzigen Bruchteil einer Sekunde, ob sie nicht einfach behaupten könnte, ihr Bruder und sein neuer Lover hätten sich ihr Zimmer als vorübergehendes Liebesnest erkoren. Aber ein Blick in Hans’ Gesicht reichte, um zu wissen, dass er auf diese plumpe Story nicht hereinfallen würde.
Hans stieß den Schuh mit dem Fuß an. »Die Anzeichen waren da, die ganze Zeit schon. Es lief schon seit Monaten nicht mehr richtig gut zwischen uns, stimmt’s?«
Samantha sagte nichts. Sie schaute starr zu Boden. Inihren Augen brannten Tränen, und in ihrem Magen rumorte es heftig vor Übelkeit.
»Vor drei Wochen hast du ihn das erste Mal getroffen, bei diesem Geschäftsdinner im Chez Ludovic , nicht wahr? Und Samstag vor acht Tagen auch wieder. In meinem Haus. Und in meinem Bett.
Samantha räusperte sich vorsichtig. »Eigentlich ist es mein Bett.«
Hans machte sich nicht die Mühe, auf diesen kläglichen Einwurf einzugehen. »Die Versuche von Babette und deinem Bruder, das Ganze zu vertuschen, waren zwar sehr ehrenwert, aber nicht besonders überzeugend. Und mit deinem Ausschlag verhält es sich so, dass du ihn immer nur in besonders schweren Beziehungskrisen bekommst.«
Samantha konnte es schlecht abstreiten. Wahrscheinlich hatte er ihre Mutter danach gefragt.
»Mir war gleich klar, was da lief, aber ich hatte die optimistische
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