Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
Zumutung für ihn.«
»So, wie du es mir geschildert hast, wandelt er nicht gerade im Tal der Tränen.«
»Weil er sich mir zuliebe beherrscht«, sagte Samantha würdevoll. »Er ist und bleibt eben ein echter Gentleman.«
»Meine Rede. Du bist so was von hirnlos, dass du ihn dir durch die Lappen rutschen lässt. Und das alles wegen diesem …«
Samantha räusperte sich warnend.
»Na gut, ich sag ja nichts mehr. Und wo willst du jetzt hin?«
Samantha schaute sie groß an, worauf Babette zusammenzuckte und sich Hilfe suchend umschaute.
»Also ich weiß nicht«, sagte sie zweifelnd. »Gut, wir kennen uns lange, und ich weiß, dass du regelmäßig das Klo sauber machst und so, aber …«
»Falls du es vergessen haben solltest – wir haben bis vor zwei Jahren hier drinnen zusammen gewohnt, und es hat super geklappt. Diese Wohnung hat vier Zimmer, und ein Zimmer steht komplett leer. Es wäre ja auch nur vorübergehend, bis ich was Eigenes gefunden habe.«
»Und was ist mit deiner Mutter? Sie hat ein großes Haus.«
»Das willst du mir doch wohl nicht ernsthaft vorschlagen?«, entrüstete Samantha sich.
»Warum nicht? Sie ist eine so nette, zuvorkommende …«
»Nervensäge«, fiel Samantha ihr ins Wort. »Also, kann ich jetzt bei dir einziehen oder nicht?«
Babette seufzte. »Meinetwegen. Aber wenn Giovanni kommt, musst du in deinem Zimmer bleiben. Und ich kann dir beim besten Willen nicht versprechen, dass wir leise sein werden.«
*
Samanthas Auszug aus der Villa ging problemlos vonstatten und war eine stumme, traurige Angelegenheit. Sie hatte einen Umzugsdienst bestellt, der Freitagvormittag vorfuhr und alles erledigte. Samantha besaß nicht viele Möbel, lediglich die Dinge, die sich in ihrem Schlafzimmer befanden. Die Möbelpacker schleppten alles bei strömendem Regen aus dem Haus. Den Rest von Samanthas Habseligkeiten packten sie in Kisten, die sie ebenfalls in den Wagen luden. Samantha stand fröstelnd daneben und wartete, dass sie fertig wurden. Hans war nicht da. Er hatte es vorgezogen, den Tag im Golfclub zu verbringen. Sie hatten nicht mehr viel miteinander gesprochen.
Kurz nach dem Frühstück war Benedikt aufgetaucht, um ihr Gesellschaft zu leisten.
»Irgendwie ist es uns nicht gegeben, nach bürgerlichen Konventionen zu leben«, seufzte er.
»Mir ist es durchaus gegeben«, widersprach Samantha. »Nur weil ich mich von Hans trenne, heißt das noch langenicht, dass ich beziehungsunfähig bin oder sonst wie auf dem absteigenden Ast!«
In Wahrheit hatte sie den dringenden Verdacht, dass sie genau das war. Mit fast zweiunddreißig Jahren hatte sie nichts weiter aufzuweisen als eine kaputte Ehe, etliche gescheiterte Beziehungen, eine verkrachte Karriere und einen krankhaften Hang zu käuflichen Männern. Und ein rotes Kreuz im Kalender, das immer noch wie ein Damoklesschwert über ihr hing. Bis jetzt hatte sich nichts getan. Na gut, der Tag war noch nicht zu Ende, und sie war niedergeschlagen und fertig mit den Nerven. Theoretisch könnte es PMS sein – aber genauso gut auch nur eine schlichte, handfeste Trennungsdepression.
Benedikt stand neben ihr auf dem Bürgersteig und schaute den Möbelpackern zu.
»Zwei Jahre«, sagte er wehmütig.
»Ich weiß selber, dass es zwei Jahre waren«, versetzte Samantha gereizt.
»Willst du wissen, was ich mich gerade frage?«
»Nein, und es interessiert mich auch nicht sonderlich.«
»Ich frage mich, ob es für dich verplemperte Zeit war oder ob es dir in irgendeiner Weise genützt hat.«
»Inwiefern genützt? Indem ich mietfrei wohnen konnte?«
»Nein, nicht finanziell oder so. Einfach nur allgemein. Zum Beispiel, ob du für dich jetzt sagen kannst, dass es dich in irgendeiner Form weitergebracht hat und deshalb wertvoll für dich war. Dass du dich glücklich schätzt, ihn gekannt zu haben.«
Samantha verdrehte die Augen. »Wo hast du denn dieses Gesülze schon wieder her? Aus einem Buch? Vielleicht eins mit dem Titel: Wenn aus Liebe Freundschaft wird ?«
Benedikt war erstaunt. »Woher weißt du das?«
»Ich hab’s neulich bei dir rumliegen sehen.«
Benedikt seufzte abgrundtief. »Ich muss zu meiner Schande sagen, dass ich das nicht kann.«
»Was kannst du nicht?«
»Von Liebe zu Freundschaft übergehen. Entweder ist ein Typ ein solcher Mistkerl, dass ich ihn nicht wiedersehen will.«
»Oder?«, fragte Samantha.
»Wie?«
»Du hast entweder gesagt. Dann musst du auch oder sagen.«
Benedikt lächelte schief. »Oder er ist ein solcher
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