Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
Einsprengseln, und sie handelte von einem armen, reichen Mädchen, das zwar viel Geld hatte, aber trotzdem keine Liebe finden konnte. Eddie hatte das Lied vor genau zwei Monaten geschrieben, im Laufe einer einzigen Nacht. Es war in jeder Beziehung etwas Einmaliges für ihn, denn von allen Songs des Albums war dieser der einzige, den Eddie selbst betextet hatte.
Das Stück war zu Ende, und Valerie schaute fragend durch die Scheibe zu ihnen hinüber.
Eddie war nicht ganz sicher, ob es wirklich perfekt gewesen war, aber der Produzent gab dem Tontechniker das Okay-Zeichen.
»Besser kriegt sie’s nicht hin, Mann. Das war erste Sahne. Dieses Lied – es hat was. Ich lass mich totschlagen, wenn das nicht nächsten Monat in den Charts ist.« Der Produzent hieß Thomas und war zwei Jahre älter als Eddie. Er war ein eher unauffälliger Typ, und wer ihn nicht kannte, hätte ihn auf den ersten Blick für einen schüchternen Computerfreak oder einen braven Abiturienten gehalten. Aber wenn man genau hinschaute, sahman in seinen Augen die Dollarzeichen nur so blinken. Er hatte ziemlich viel Geld von seinem Vater geerbt und das meiste davon in seinen Lebenstraum gesteckt – ein Tonstudio vom Feinsten. Außerdem war er dabei, sich als Musikproduzent einen Namen zu machen. Er verstand einiges vom Geschäft, kannte die richtigen Leute, und den nötigen Ehrgeiz hatte er allemal. Möglicherweise fehlten ihm eine Spur Konzilianz und die Bereitschaft, mehr auf die Wünsche anderer einzugehen, aber daran arbeitete Eddie noch. Anfangs war Eddies Zusammenarbeit mit Thomas nicht gerade einfach gewesen, was vor allem daran lag, dass Thomas zwar gleich nach der ersten Probeaufnahme spontan bereit gewesen war, mit Valerie ein Album zu produzieren und es entsprechend zu promoten, aber nicht für eine Koproduktion mit Eddie zu haben war. Eddie seinerseits weigerte sich, einem Buy-out zuzustimmen, denn er war kein Neuling im Musikgeschäft und wusste genauso gut wie Thomas, was seine Arbeit wert war. Nachdem er es geschafft hatte, Thomas auf eine vernünftige vertragliche Beteiligung festzunageln, klappte es ganz gut, und sie standen kurz davor, ihr erstes gemeinsames Projekt auf den Markt zu bringen. Eddie hatte wochenlang Tag und Nacht wie ein Verrückter gearbeitet und ein Stück nach dem anderen geschrieben und arrangiert, fast so viel, wie im Laufe der letzten beiden Jahre zusammen. Nachdem es ihn einmal richtig gepackt hatte, war es wie ein Virus gewesen, mit dem er sich infiziert hatte – Heilung ausgeschlossen.
»Diese Scheibe wird ein Knaller«, sagte Thomas. »Ich bin gespannt, wie der Titel im Ausland einschlägt, vor allem in Russland. Wie weit ist dieser Sergej?«
»Wir können im Februar in Moskau die Promotion-Tour starten.«
Thomas nickte zufrieden. »Das Mäuschen wird noch viele Stunden nehmen müssen, von ihrem Stimmpotenzial nutzt sie höchstens die Hälfte. Aber allein schon damit wird sie Geld ohne Ende scheffeln. Und wir auch.«
»Außerdem sieht sie aus wie Britney in Brünett«, warf der Tontechniker ein.
»Besser«, sagte Thomas. Etwas in seinem Tonfall veranlasste Eddie dazu, sich zu ihm umzudrehen. Diesmal sah er in Thomas’ Augen etwas aufblinken, das weniger mit Dollarzeichen zu tun hatte als mit ganz normaler Verknalltheit. Eddie hatte schon die ganze Zeit so etwas kommen sehen.
»Frag sie doch mal, ob sie mit dir ausgehen will«, sagte Eddie.
»Wirklich? Ich dachte … du und sie … Dass du mit ihr …«
Seit dem Debakel mit dem Slip ganze drei Mal, und jede einzelne Begegnung hatte Eddies Wunsch vertieft, es möglichst nicht mehr so oft wiederholen zu müssen. Es war nicht so, dass er sie nicht mehr mochte, im Gegenteil. Aber mittlerweile kam sie ihm fast vor wie eine Schwester oder jemand anderer aus der Familie, und wenn er eins verabscheute, so war es Inzest. Außerdem trieb sie ihn jedes Mal schon allein dadurch zum Wahnsinn, dass sie ständig seine Wohnung nach fremder Damenwäsche durchsuchte, weil sie ihm nach wie vor einen Hang zu Perversitäten unterstellte. Außerdem hielt sie ihm vor, dass er sich benahm wie ihr Opa, was sie in erster Linie damit begründete, dass er ihr in letzter Zeit immer aus der Jacke half und ihr im Lokal den Stuhl zurechtrückte. Und sie sprach ständig davon, sich einen OP-Termin für eine Busenaugmentation zu beschaffen. Sie kannte sogar das Fremdwort dafür, was Eddie als untrügliches Anzeichendafür wertete, dass sie längst einen Termin hatte und nur noch auf
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