Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
Sekretärin hat bereits mit Kündigung gedroht.«
Samantha gab es auf, länger um den heißen Brei herumzureden. »Was genau möchtest du von mir, Onkel Herbert? Willst du jetzt deine Entscheidung wieder rückgängig machen?«
Er war erstaunt. »Welche Entscheidung?«
Samantha runzelte die Stirn. »Na, dass du Georg die Firmenleitung übertragen hast!«
An seiner Schläfe schwoll eine Ader. »Wer hat behauptet, dass ich das getan habe?«
»Aber …« Samantha fuhr mit einer Hand entnervt durch ihr Haar. »Ich dachte, das wäre klar. Nachdem der Auftrag der Russen uns durch die Lappen gegangen ist, hast du dich für Georg entschieden.«
Herberts Faust landete krachend auf dem kleinen Küchentisch und brachte die Kaffeetassen zum Hüpfen. »Das habe ich nie getan!«, rief er erbost aus. »Im Gegenteil! Deine Mutter kam zu mir ins Krankenhaus und sagte, dass du ein Kind bekommen willst und deshalb mit der Arbeit aufhören würdest, um dich körperlich zu schonen. Es wäre dir aber peinlich, darüber zu sprechen, deshalb sollte ich dich möglichst in Ruhe lassen.« Er zuckte die Achseln. »Ich wusste nicht recht, ob du zum Zeitpunkt der Kündigung schon schwanger warst oder es noch werden wolltest, aber auf jeden Fall wollte ich dir nicht reinquatschen, denn du hast wirklich ziemlich unter Stress gestanden. Keiner hat dort je so viel geschuftet wie du. Ich dachte einfach, es wäre dir alles zu viel geworden.«
Samantha war die Kinnlade herabgefallen. »Deshalb hast du auf die Karte geschrieben, dass ich keine schweren Kisten heben und mich beim Bücken in Acht nehmen soll!«
»Ich dachte, dass das bei schwangeren Frauen so ist.« Herbert blickte düster drein. »Deine Mutter war schon als Kind ein durchtriebenes Biest. Ich hätte sie doch an diese Polen verkaufen sollen.«
»Dem will ich nicht widersprechen«, sagte Samantha. »Wann erfahre ich eigentlich diese merkwürdige Geschichte?«
»Wahrscheinlich nie. Aber vielleicht tun wir deiner Mutter auch Unrecht. Hast du ihr eventuell Grund zu der Annahme gegeben, dass du eine Familie gründen wolltest?«
»Keine Spur«, beteuerte Samantha. »Sieht es vielleicht für dich danach aus?«
Herbert musterte flüchtig ihre schmale Taille und blickte sich dann in ihrer kleinen Singleküche um. »Eher nicht. Zum Glück.«
»Was meinst du damit?«
»Da du dir anscheinend doch keine Kinder zulegen willst, kann alles wieder so werden wie früher. Komm zurück in die Firma, und gemeinsam bringen wir den Laden wieder hoch.«
»Du willst also weitermachen?«
Herbert seufzte. »Wie könnte ich nicht? Ich werde sonst wahnsinnig. Wenn ich den Rest meines Lebens nur kneipen und kuren und mit alten Leuten durch den Park tapern muss, kann ich mich genauso gut gleich aufhängen.«
»Also soll im Prinzip alles so weiterlaufen wie vorher?«
»Warum nicht? Es hat doch glänzend geklappt. Bis der blöde Infarkt dazwischen kam. Waren wir nicht eine gute Truppe?« Er nahm die Warmhaltekanne und schenkte ihnenbeiden Kaffee nach. »Natürlich würde ich verfügen, dass du im Falle meines Ausscheidens Alleingesellschafterin wirst. Wie kann ich jemandem die Firma übergeben, der sich vor den weiblichen Angestellten einen runterholt? Es wäre also völlig klar, wo du in Zukunft stehst. Ich bin bald siebzig, sehr lange wäre ich sowieso nicht mehr dabei, ganz egal, was ich jetzt sage. Außerdem räume ich dir ab sofort eine Geschäftsbeteiligung ein. Sagen wir, zehn Prozent für den Anfang. Natürlich zusätzlich zu deinem regulären Gehalt. Was hältst du davon?«
Noch vor zwei Monaten hätte Samantha vor Freude über dieses Angebot auf dem Tisch getanzt. Jetzt war ihr nicht nach Tanzen zumute. Sie lehnte sich zurück und verschränkte die Hände auf dem Tisch. »Du wirst das vielleicht nicht verstehen, aber ich kann das nicht ad hoc entscheiden, Onkel Herbert.«
»Bin ich zu spät gekommen?«
Samantha spreizte die Finger. »Früher hätte ich sonst was gegeben, um das aus deinem Mund zu hören. Aber die Verhältnisse haben sich geändert. Ich habe mich geändert. Ich habe mein Leben von Grund auf neu definiert.« Sie holte Luft. »Ich gebe zu, es ist eine gewaltige Verlockung, was du mir da anbietest. Ein großes, gut eingeführtes Unternehmen mit Millionenumsätzen und einem hervorragenden Renommee, und all das würde ich quasi geschenkt bekommen.«
»Du müsstest schon dafür arbeiten«, hob Herbert hervor. »Und zwar sehr hart. Vielleicht noch mehr als vorher. Außerdem ist es
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