Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
übernommen. Wir sind da ausgezogen.«
»Ich muss mit Eddie sprechen. Über die Lattenroste.«
»Vielleicht kann ich Ihnen da weiterhelfen. Beziehungsweise Eddie kann es, ich werde ihn fragen.« Samantha wusste selbst nicht genau, warum sie das gesagt hatte. Es war draußen gewesen, bevor sie großartig darüber hatte nachdenken können.
»Das wäre wunderbar«, sagte Dmitri. »Ich suche einen – wie sagt man – potenten Mann.«
Samantha schluckte. »Äh … potent?«
»Ja, einen potenten Partner. Ist das ein falsches Wort?«
»Nein, es passt gut.« Und wie, dachte Samantha. Vor allem in Bezug auf Eddie. Allein seinen Namen zu hörenbrachte ihre Magennerven zum Kribbeln. Bitter erkannte sie, dass all ihre Bemühungen umsonst gewesen waren. Sie hatte sich mit solchem Eifer eingeredet, wie gleichgültig er ihr war, dass sie es am Ende beinahe selbst geglaubt hatte. Und dann kam dieser Russe daher, sprach nur ein paar beiläufige Worte über ihn, und sie fing an zu zittern wie ein alberner Teenager.
»Ich habe viel Holz«, sagte Dmitri.
Samantha runzelte verständnislos die Stirn. »Was für Holz?«
»Einen ganzen Wald. Ich habe einen Wald, und Eddie soll für mich Lattenroste machen.«
»Für das Hotel?«
Dmitri lachte. »Nicht für ein Hotel. Für viele, viele Leute, die keine Lattenroste haben. In Russland. Ich bringe das Holz, Eddie macht die Lattenroste, und die kommen nach Russland.«
»Eine Art Joint Venture«, sagte Samantha. In ihrem Gehirn hatten einige länger nicht benutzte Windungen angefangen, zu arbeiten. Sie waren ein bisschen eingerostet, weshalb sich auch keine klaren Gedanken einstellen wollten. Es waren nur schwache Ansätze von eher unausgegorenen Ideen, aber Samantha war sicher, da noch Konturen hineinbringen zu können.
»Genau«, sagte Dmitri. »Ein Joint Venture. Schönes Wort für eine schöne Sache. Wann sehen wir Eddie?«
»Ich regle das.« Samantha kramte ihren Taschenkalender aus ihrer Gürteltasche, kritzelte ihre Telefonnummer auf ein leeres Blatt und riss es heraus. »Das ist meine Nummer. Wo kann ich Sie erreichen?«
Dmitri nannte ihr den Namen des Hotels. »Ich freu mich«, sagte er zum Abschied, genau wie sie selbst bei ihrer letzten Begegnung mit ihm.
Samantha war nicht ganz sicher, ob sie dasselbe auch von sich sagen konnte. Dmitri war kaum davonspaziert, als sie auch schon anfing, sich selbst zu beschimpfen.
Du blöde Kuh, dachte sie, während sie weiterjoggte. Wieso musstest du schon wieder lügen? Warum konntest du nicht einmal die Wahrheit sagen? Aus welchem gottverdammten Grund musst du immer noch so tun, als wäre Eddie mit dir zusammen? Und was soll der Mist mit den Lattenrosten?
Immerhin gelang es ihr nach einer Weile angestrengten Nachdenkens, wenigstens der letzten Frage auf den Grund zu gehen.
Eddie hatte eine Fabrik, und dort standen Maschinen, mit denen man Lattenroste herstellen konnte. Samantha hatte sie selbst gesehen. Vielleicht waren einige davon etwas überholungsbedürftig, aber das war sicher kein großes Problem. Und sie selbst arbeitete in einer Schreinerei, wo an manchen Tagen die Hälfte der Belegschaft untätig herumhockte, weil es keine Aufträge gab. Alexander Damaschke war damit der perfekte Subunternehmer für dieses Joint Venture. Samantha sah schon alles halbwegs vor sich. Wozu hatte sie BWL studiert? Prinzipiell waren alle erforderlichen Komponenten für ein gutes Geschäft da. Der Rohstoff, die Produktionsstätte, die Arbeitskräfte. Zumindest in der Theorie hatte sie alles beisammen. Im Grunde musste sie nur dafür sorgen, dass alles koordiniert und optimiert wurde. Womit sie wieder bei dem Punkt ankam, der dieses seltsame, ärgerliche Schwächegefühl in ihr auslöste. Eddie. Ohne seine Mitwirkung würde bei dieser Sache nichts laufen. Sie würde mit ihm sprechen müssen. Bald.
Während sie nach Hause trabte, fragte sie sich, ob diese ganze aberwitzige Idee mit den Lattenrosten nicht letztlichallein deswegen ihrem Hirn entsprungen war, weil sie ihn wiedersehen wollte.
*
Eddie saß im Technikraum des Tonstudios und sah durch die große Scheibe, wie Valerie sich im schalldichten Aufnahmeraum bewegte, während sie sang. Sie wiegte sich im Takt und hatte die Augen geschlossen. Die Hände hatte sie an den Kopfhörern, als könnte sie so die Musik daran hindern, hinauszudringen und sich zu verflüchtigen. Sie sang den Titelsong des Albums, That’s me, Tiffany . Es war eine sanfte, zu Herzen gehende Ballade mit ein paar rockigen
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