Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
das nötige Kleingeld wartete.
»Wir sind gute Freunde, viel mehr nicht.« Vorsorglich setzte Eddie hinzu: »Sie ist ja quasi meine Entdeckung.« Und für den Fall, dass Thomas nicht wusste, worauf er hinauswollte, ergänzte er: »Ich habe sie immerhin exklusiv unter Vertrag. Sie singt nur meine Sachen.«
»Ich weiß«, sagte Thomas. »Für die nächsten drei Jahre.«
»Was aber nicht heißt, dass du nicht mit ihr ausgehen kannst. Vielleicht kannst du ihr ja auch die Sache mit dem Silikonbusen ausreden.«
Valerie kam in den Aufnahmeraum und grinste die Männer über die mit komplizierter Elektronik überladenen Boards hinweg unbeschwert an. »Wie war ich?«
»Ein bisschen schwach in den Höhen, aber das kriegen wir noch hin«, sagte Thomas. »Wenn du nachher Zeit hast, kann ich dir noch ein paar Sachen erklären.« Er legte Valerie einen Arm um die Schultern und ging mit ihr nach draußen. »Hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass du eine Wahnsinnsfigur hast …?«
*
Samantha dachte das ganze darauf folgende Wochenende darüber nach, wie sie es am besten anstellen sollte, Kontakt mit Eddie aufzunehmen.
Seine Telefonnummer kannte sie natürlich längst auswendig. Sie hatte schon ungefähr hundert Mal den Hörer in der Hand gehabt, um ihn anzurufen, aber jedes Mal hatte sie gleich nach dem ersten Freizeichen der Mut verlassen, und sie hatte wieder aufgelegt.
Mittlerweile tendierte sie dazu, lieber gleich zu ihm hinzufahren. Wenn sie persönlich bei ihm erschien, hatte siezum einen das Überraschungsmoment auf ihrer Seite, und zum anderen würde er sich schwerer tun, sie abzuwimmeln. Letzteres war natürlich nicht völlig auszuschließen, vor allem, wenn man sein Benehmen bei ihrer letzten Begegnung in Betracht zog. Da hatte er nicht gerade den Eindruck gemacht, als hätte er sich gefreut, sie wiederzusehen. Im Gegenteil. Wenn sie ihn also einfach nur anrief, würde er womöglich gleich auflegen. Nein, es war auf jeden Fall besser, sie ging persönlich zu ihm.
Am Sonntag drehte sie ihre übliche Laufrunde durch den Park und überlegte dabei, was sie anziehen sollte, wenn sie zu ihm fuhr. Ein Kleid? Es war noch einmal ziemlich warm geworden an diesem Wochenende, es würde also theoretisch ohne weiteres gehen. Oder doch lieber Jeans und Turnschuhe? Egal. Sie würde es einfach spontan entscheiden. Und zwar noch an diesem Nachmittag, denn da würde sie es in Angriff nehmen. Endgültig und unwiderruflich. Sie hatte es lange genug vor sich hergeschoben.
Wie es wohl dem Kleinen ging? Ob er inzwischen aus den Windeln herausgewachsen war? Samantha musste oft an den Knirps denken. An sein strahlendes Lächeln, als er die Schokolade gefuttert hatte, und die Ernsthaftigkeit, mit der er versucht hatte, sein großes Geschäft in den Topf zu praktizieren. Eddie konnte sich glücklich schätzen, einen solchen Sohn zu haben, und Andi wiederum konnte froh sein, dass er Eddie zum Vater hatte. Mochte Eddie auch sonst einen eher unsoliden Lebenswandel pflegen – seine Vaterpflichten nahm er allem Anschein nach sehr ernst. Zweifellos eine Eigenschaft, die für ihn sprach. Zusätzlich zu den anderen Pluspunkten, die ihr bei näherem Nachdenken immer wieder einfielen.
Im selben Moment, als sie das dachte, sah sie ihn. Er hockte unmittelbar zu ihrer Rechten im Sandkasten undhielt ein Baby im Arm. Neben ihm knieten zwei Knirpse und buddelten im Sand. Einer davon war Andi, den anderen hatte Samantha noch nie gesehen.
Außer Eddie waren weit und breit keine Eltern in Sicht, lediglich ein paar größere Kinder, die sich in einiger Entfernung am Klettergerüst und an der Rutsche vergnügten.
Samantha zog für einen panischen Augenblick in Erwägung, einfach weiterzujoggen. Ihre Haare waren nicht gewaschen, sie war ungeschminkt, rettungslos verschwitzt und hatte sich nach dem Frühstück noch nicht die Zähne geputzt.
Doch genau in diesem Augenblick schaute er auf und sah sie.
Eddie zwinkerte gegen die warme Sonne und glaubte für einen Moment, eine Vision vor sich zu haben. Dann schüttelte er den Kopf. Er hatte doch tatsächlich für den Bruchteil einer Sekunde diese große Blondine für Samantha gehalten. Doch die Frau konnte nicht Samantha sein, sie hatte kurze Haare und war um einiges schmaler.
Gleich darauf zwinkerte er erneut und erkannte, dass sein erster Eindruck ihn nicht getrogen hatte. Sie war es tatsächlich. Er war mehr erschrocken als verärgert, als er feststellte, dass sich sein Puls bei ihrem Anblick heftig
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