Wenn Frauen zu sehr lieben
sind, identifizieren uns einfühlsam mit ihren Leiden und versuchen, diese zu lindern – und oft tun wir all dies, damit es uns selbst besser geht. Dass die Männer, für die wir uns am meisten interessieren, gleichzeitig diejenigen sind, die als besonders bedürftig erscheinen, leuchtet ein, sobald wir verstehen, dass es unsere eigene Sehnsucht nach Liebe und Hilfe ist, die hinter dieser Attraktion steckt.
Ein Mann, der bedürftig auf uns wirkt, braucht nicht unbedingt bettelarm oder kränklich zu sein. Vielleicht ist er ja auch unfähig, echte Beziehungen einzugehen, oder gefühlsarm und lieblos oder eigensinnig und egoistisch oder mürrisch und melancholisch. Vielleicht ist er ein bisschen zügellos und unzuverlässig oder nicht fähig, sich zu binden oder treu zu bleiben. Vielleicht erzählt er uns aber auch, dass er noch nie in der Lage war, jemanden zu lieben. Je nach familiärem Hintergrund reagiert jede von uns auf eine bestimmte Form von Bedürftigkeit. Aber am wichtigsten ist, dass wir reagieren, und zwar mit der Überzeugung, dieser Mann brauche unsere Hilfe, unser Mitgefühl und unsere Klugheit, um sein Leben besser in den Griff zu bekommen.
3. Weil es Ihnen nicht gelang, die liebevolle, zärtliche Zuwendung, nach der Sie sich gesehnt haben, von Ihrem Vater und/oder Ihrer Mutter zu bekommen, reagieren Sie unbewusst auf den vertrauten Typus «emotional nicht zugänglicher Mann», den Sie wieder durch Ihre Liebe zu ändern versuchen.
Vielleicht bemühten Sie sich verzweifelt um einen Elternteil, vielleicht sogar um beide. Aber was auch immer in der Vergangenheit falsch, nicht vorhanden oder schmerzhaft war – genau das versuchen Sie jetzt in Ordnung zu bringen.
Nun wird allmählich deutlich, dass bei uns etwas abläuft, was äußerst schädlich und zudem völlig sinnlos ist. Es wäre ganz in Ordnung, wenn wir all unsere Sympathie, unser Mitgefühl und Verständnis in die Beziehung zu einem wirklich liebesfähigen Mann einbringen würden, einem Mann also, der unseren Bedürfnissen auch entsprechen könnte. Aber Männer, die uns geben könnten, was wir brauchen, interessieren uns nicht. Sie kommen uns langweilig vor. Wir fühlen uns zu Männern hingezogen, mit denen wir die Qualen noch einmal erleben können, die wir mit unseren Eltern durchgemacht haben: Damals versuchten wir, gut, liebenswert, nützlich und intelligent zu sein, um Liebe, Aufmerksamkeit und Anerkennung von denen zu bekommen, die uns nicht geben konnten, was wir brauchten, weil sie mit anderen Problemen beschäftigt waren und sich für andere Dinge interessierten. Nun verhalten wir uns, als wenn Liebe, Aufmerksamkeit und Anerkennung nur dann wirklich zählen, wenn wir sie einem Mann entlocken können, der ebenfalls nicht in der Lage ist, uns all das bereitwillig zu geben, weil er mit anderen Problemen beschäftigt ist und sich für andere Dinge interessiert.
4. Weil Sie so große Angst davor haben, verlassen zu werden, würden Sie alles tun, um zu verhindern, dass eine Beziehung auseinanderbricht.
Verlassen werden – das ist ein sehr hartes Wort. Es heißt, allein zurückzubleiben, vielleicht zu sterben, weil wir nicht fähig sind, allein weiterzuleben. Verlassen werden – das kann eine Erfahrung im buchstäblichen, aber auch im übertragenen Sinne sein: Unser Partner kann uns emotional verlassen. Jede Frau, die zu sehr liebt, hat zumindest einmal erfahren, was emotionales Verlassensein wirklich bedeutet – mit all dem Schrecken und der unendlichen Leere, die damit verbunden sind. Wenn wir als Erwachsene von einem Mann verlassen werden, der in vieler Hinsicht die Menschen für uns verkörpert, die uns zuerst verlassen haben, wird auch das gesamte Ausmaß von Angst und Schrecken in uns wieder wach. Natürlich würden wir alles tun, um dieses Gefühl nicht noch einmal erleben zu müssen. Das führt uns zum nächsten Punkt.
5. Beinahe nichts macht Ihnen zu viel Mühe, nimmt zu viel Zeit in Anspruch oder ist Ihnen zu teuer, wenn es dem Mann «helfen» kann, mit dem Sie zusammen sind.
Hinter all den Hilfeleistungen steckt die Idee, es ließe sich damit erreichen, was Sie eigentlich wollen: einen neuen Mann aus ihm machen, der Ihnen das geben wird, was Sie wirklich brauchen. Während wir also oft bescheiden leben und uns nur wenig gönnen, geben wir bereitwillig und mit vollen Händen, wenn es darum geht, ihm zu helfen. Als Beispiele seien einige Leistungen genannt, die wir um seinetwillen erbringen:
Sie kaufen ihm Kleidung, um
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