Wenn Frauen zu sehr lieben

Ihre Verantwortung Ihnen selbst gegenüber zu konzentrieren.
    Während es uns leicht fällt, intuitiv zu erkennen, was jemand anders fühlt, oder herauszufinden, was jemand anders braucht oder tun sollte, stehen wir mit unseren eigenen Gefühlen nicht in Verbindung und sind damit unfähig, kluge Entscheidungen in Bezug auf eigene Lebensbereiche zu treffen, die uns Sorgen bereiten. Oft wissen wir gar nicht so recht, wer wir eigentlich sind, und indem wir uns in dramatische Probleme verwickeln lassen, vermeiden wir Selbstbeobachtung und Selbsterkenntnis.
    Selbstverständlich kann es auch bei uns zu Gefühlsausbrüchen kommen. Aber auch wenn wir jammern und heulen, sind wir doch nicht fähig, uns bei notwendigen und wesentlichen Entscheidungen von den eigenen Gefühlen leiten zu lassen.
    14. Möglicherweise neigen Sie zu depressiven Verstimmungen, denen Sie mit den Aufregungen beizukommen versuchen, die Ihnen eine labile Beziehung ständig bietet.
    Dazu ein Beispiel: Eine Klientin von mir, die jahrelang unter Depressionen gelitten hatte und mit einem Alkoholiker verheiratet war, verglich ihr Eheleben damit, jeden Tag einen Autounfall zu haben. Das dauernde Auf und Ab, die Überraschungen und Manöver, all das, was unvorhersehbar war und die Beziehung labil machte, versetzte ihrem Organismus ständig neue Schocks. Wenn Sie jemals einen Autounfall hatten, in dem Sie nicht ernsthaft verletzt wurden, haben Sie vielleicht etwa einen Tag nach dem Ereignis eine Art Hochgefühl erlebt. Durch den extremen Schock wurde nämlich ganz plötzlich ungewöhnlich viel Adrenalin freigesetzt. Dieses Adrenalin war verantwortlich für Ihr Hochgefühl. Wenn Sie eine Frau sind, die mit Depressionen zu kämpfen hat, suchen Sie unbewusst nach Situationen, die für Sie erregend oder aufwühlend sind, wie etwa ein Autounfall (oder die Ehe mit einem Alkoholiker), sodass durch ständiges Hochgefühl Niedergeschlagenheit gar nicht erst aufkommen kann.
    Depressionen, Alkoholismus und Essstörungen stehen in enger Beziehung zueinander und scheinen Gemeinsamkeiten in genetischer Hinsicht aufzuweisen. Beispielsweise waren bei den meisten Magersüchtigen, mit denen ich gearbeitet habe, beide Elternteile alkoholabhängig, und bei vielen meiner depressiven Klientinnen gab es zumindest einen alkoholabhängigen Elternteil. Wenn Sie also aus einer Familie mit Alkoholproblemen stammen, sind Sie aus zwei verschiedenen Gründen für Depressionen anfällig: wegen Ihrer Vergangenheit und wegen Ihrer genetischen Veranlagung. Tragischerweise hat vielleicht gerade die Beziehung zu einem Menschen mit dieser Krankheit einen besonderen Reiz für Sie.
    15. Zu freundlichen, stabilen, verlässlichen Männern fühlen Sie sich nicht hingezogen. Solche «netten» Männer finden Sie langweilig.
    Den labilen Mann finden wir aufregend, den unzuverlässigen Mann reizvoll, den sprunghaften Mann romantisch, den unreifen Mann charmant, den launischen Mann geheimnisvoll. Der aggressive Mann braucht unser Verständnis. Der unglückliche Mann braucht unseren Trost. Der Versager braucht unsere Ermutigung und der Eisklotz unsere Wärme. Aber einen Mann, der ganz «in Ordnung» ist, so wie er ist, können wir nicht «reparieren», und wenn er liebevoll ist und sich um uns kümmert, können wir auch nicht leiden. Wenn wir einen Mann nicht zu sehr lieben können, können wir ihn leider meistens überhaupt nicht lieben.
     
    In den folgenden Kapiteln werden verschiedene Frauen zu Wort kommen, die alle – wie Jill – zu sehr geliebt haben. Die Geschichten dieser Frauen können Ihnen vielleicht dabei helfen, Ihre eigenen Lebensmuster deutlicher zu erkennen. Dies wird Sie in die Lage versetzen, diese Muster mit Hilfe der Verfahren, die am Ende des Buches erläutert werden, zu ändern, um so ein neues Zusammenwirken von Selbsterfüllung, Liebe und Zufriedenheit erleben zu können. Das möchte ich Ihnen wünschen.

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    Viel Sex um nichts
    Oh my man I love him so – he’ll never know
    All my life is just despair – but I don’t care
    When he takes me in his arms the world is bright …
    – My Man
     
    D ie junge Frau in meinem Büro war völlig verzweifelt. Ihr Gesicht zeigte noch immer Spuren der schweren Prellungen, die sie sich einen Monat vorher zugezogen hatte, als sie mit ihrem Auto absichtlich über eine Klippe gefahren war.
    «Es stand in der Zeitung», erzählte sie langsam und unter sichtlichen Schmerzen. «Alles über den Unfall, sogar ein Foto vom