Wenn Frauen zu sehr lieben
und Verhaltensweisen dieser Männer entspringen denselben Kindheitserlebnissen, denselben Triebkräften. Trotzdem entwickeln Männer, die in ihrer Kindheit geschädigt wurden, nur selten eine Abhängigkeit von Beziehungen. Infolge einer Wechselwirkung zwischen kulturellen und biologischen Faktoren versuchen sie im Allgemeinen, sich zu schützen und ihrem Schmerz aus dem Weg zu gehen, indem sie Ziele anstreben, die eher außen als innen liegen, die mehr unpersönlicher als persönlicher Art sind. Diese Männer neigen eher zu einer Fixierung auf Arbeit, Sport oder ein Hobby, während Frauen auf Grund der kulturellen und biologischen Einflüsse, denen sie ausgesetzt sind, dazu tendieren, sich auf eine Beziehung zu fixieren – vielleicht gerade auf die Beziehung mit einem solchen emotional beeinträchtigten, abweisenden Mann.
Ich hoffe, dass dieses Buch allen Betroffenen hilfreiche Anstöße geben kann, aber ich habe es in erster Linie für Frauen geschrieben, weil «zu sehr lieben» in erster Linie ein weibliches Phänomen ist. Somit verfolgt mein Buch ein spezielles Ziel: den Frauen, deren Beziehungen zu Männern destruktive Muster aufweisen, zu helfen, diese Tatsache zu erkennen, die Ursprünge dieser Muster zu verstehen und sich das anzueignen, was für eine positive Veränderung ihres Lebens notwendig ist.
Wenn die Bezeichnung «zu sehr lieben» auf Sie zutrifft und die Lektüre Sie trotzdem kalt lässt, wenn Sie sich dabei langweilen, vielleicht sogar ärgern oder wenn Ihnen dabei nur in den Sinn kommt, wie sehr dieses Buch einem anderen Menschen helfen könnte, dann schlage ich Ihnen vor, es vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt erneut zu lesen. Wir alle müssen gelegentlich Erkenntnisse abwehren, weil es zu schmerzhaft oder zu bedrohlich für uns wäre, sie zu akzeptieren. Diese Abwehr ist ein ganz natürlicher Selbstschutz, der sich automatisch, ohne unser Zutun einstellt. Vielleicht erreichen Sie ja beim nochmaligen Lesen, dass Ihnen bestimmte eigene Erfahrungen und Gefühle wieder stärker ins Bewusstsein rücken.
Lesen Sie langsam. Lassen Sie die Schilderungen der hier vorgestellten Frauen sowohl verstandes- als auch gefühlsmäßig auf sich einwirken. Die Fallgeschichten in diesem Buch werden bei Ihnen vielleicht den Eindruck erwecken, ich hätte besonders extreme Beispiele gewählt. Aber das stimmt nicht. Ich habe es beruflich wie auch privat mit Hunderten von Frauen zu tun gehabt, die zu sehr lieben, und ihre persönlichen Merkmale, Eigenarten und Erlebnisse sind hier keinesfalls übertrieben dargestellt. In Wirklichkeit sind die Schicksale dieser Frauen noch viel komplizierter und leidvoller. Wenn Ihnen diese Probleme nun weitaus schwerwiegender und bedrückender als Ihre eigenen vorkommen, dann ist dies eine Reaktion, wie ich sie nur allzu gut von den meisten meiner Klientinnen kenne. Jede glaubt, ihr eigenes Problem sei «nicht so schlimm», während sie gleichzeitig großes Mitgefühl für andere aufbringt, die ihrer Meinung nach «echte» Schwierigkeiten haben.
Es ist eine «Ironie des Schicksals», dass wir Frauen so viel Sympathie und Verständnis für das Leid anderer Menschen entwickeln können, während wir offenbar blind für (und durch) unser eigenes Leid sind. Ich selbst weiß dies nur allzu gut, denn auch ich habe die meiste Zeit meines Lebens zu sehr geliebt, bis irgendwann der Tribut an meine körperliche und seelische Gesundheit so hoch wurde, dass ich mich gezwungen sah, meine Beziehungsmuster im Umgang mit Männern einer genauen Prüfung zu unterziehen. Jahrelang habe ich hart daran gearbeitet, diese Muster zu ändern. Die Arbeit hat sich in jeder Hinsicht gelohnt.
Ich hoffe, dass dieses Buch Ihnen allen als Betroffenen helfen wird, Ihren Zustand realistischer einzuschätzen. Ich wünsche mir auch, dass Sie daraus den Mut schöpfen, eine grundlegende Veränderung in Angriff zu nehmen, indem Sie Ihre Energie nicht mehr dafür einsetzen, sich in der Liebe zu einem Mann zu verzehren, sondern sie für sich selbst, Ihre Genesung, Ihr eigenes Leben zu nutzen.
Ich beschreibe in diesem Buch eine Reihe von Schritten, die meiner Erfahrung nach zur Veränderung notwendig sind. Sollten Sie sich entscheiden, diese Anleitung zu befolgen, dann müssen Sie – wie bei allen therapeutischen Prozessen – mit jahrelanger Arbeit rechnen, die Ihren ganzen Einsatz fordert. «Zu sehr lieben» ist ein Muster, aus dem es kein schnelles Entrinnen gibt. Ein so früh erworbenes, so gut eingeübtes
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