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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette Livermore
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Rolle spielt, können immer mehr Menschen nicht mehr glauben, und dies wird unsere Kultur und die Art und Weise, wie wir unsere Kinder unterrichten und wie wir mit den großen Herausforderungen des Lebens umgehen, tiefgreifend verändern. Meine Mutter wünscht eine katholische Beerdigung, was für mich in vielerlei Hinsicht schwierig werden wird, weil mein Glaube gestorben ist.
    Eine meiner frühesten Erinnerungen an Mama ist die, dass sie mich in Leeton durch den Garten führt und mir die Blumen zeigt und »hübsch« sagt. Seit 2003 hat Alzheimer ihre Erinnerung ausgehöhlt. An den meisten Tagen jedoch erhellt sich ihr Gesicht noch immer, wenn sie mich über den Korridor auf sich zukommen sieht. Sie hatte sich immer wieder nach ihrer eigenen Mama und ihrem Papa erkundigt und gewundert, warum diese sie nicht besuchten, aber gnädigerweise ist auch diese Erinnerung verblasst. Es kam mich hart an, ihren Kummer immer wieder aufs Neue zu schüren, indem ich ihr erklärte, sie seien tot, und so wich ich am Ende zu einer Entschuldigung aus, um diesen Moment zu überbrücken. Ich hatte sie zuvor noch nie angelogen.
    Solange sie noch in der Lage war, ins Auto zu steigen,
blieb sie an den Wochenenden bei uns und aß mit uns, streichelte den Hund und spielte mit ihren Enkelkindern, aber im Lauf des Tages wurde sie von Fantasiegebilden und Ängsten heimgesucht, die sich nicht verjagen ließen. Die alten Sorgen unserer Kindheit quälten sie. »Haben wir die Rechnungen bezahlt?« »Wo sind die Jungs?« »Warum hast du sie nicht abgeholt?« Bei einer Gelegenheit hatte sie während der zwanzig Minuten, die ich brauchte, um von ihrem Heim, wo ich sie abgeliefert hatte, wieder nach Hause zu kommen, acht Nachrichten auf meinen Anrufbeantworter gesprochen. Sie klang ängstlich, wie verlassen, und ihre Stimme war brüchig.
    »Ich habe überlegt, ob du vielleicht zu mir kommen könntest. Ich fühle mich so allein. Ich weiß nicht, was los ist. Ich weiß nicht, was ich machen soll … Schade, dass du nicht da bist. Ich möchte dich nicht beunruhigen, aber irgendwas stimmt nicht. Ich habe von keinem was gehört, seit ich hier angekommen bin … Ich komme mir vor, als hätte man mich vergessen. Ich rufe an, um zu erfahren, wie es dir geht … Ich habe überlegt, was passiert ist und ob ich nach Hause gehe. Wenn du mich anrufen könntest, wäre ich wirklich froh.« Die Nachrichten setzten sich in einem stetigen fehenden Sermon fort, der mich hilflos machte, weil ich erst vor einer halben Stunde bei ihr gewesen war. Das war, als sie noch wusste, was ein Telefon war und wie man die automatische Nummernwahl betätigte.
    Zwei Jahre später war sie sich ihrer Umgebung nicht mehr in dem Maße bewusst, dass sie von Angst hätte gequält werden können. Sie scheint jetzt glücklich zu sein. Jedes Mal, wenn wir sie sehen, ist der Erinnerungsfaden
schwächer. Ihre Sprache ist zu einem Wortsalat zusammenhangloser Sätze geworden.
    »Warum starrst du mich an, weil du keine Haare hast? Es wird wieder wachsen. In Rosa ist es besser. Ich möchte es wärmer haben, ich möchte hungriger sein, ich möchte müde sein. Wo ist meine Mutter? Weißt du, wo sie ist? Sie muss viel zu lesen haben, um ständig das Richtige zu tun. Colette! Kannst du schon laufen? Du musst laufen. Es gibt da ein Beet voller Blumen, aber sie sind nicht im Wasser. Du hast wunderschöne Augen. Deine Augen sind herrlich, als könnten sie die Welt sehen. Und was kann ich sehen? Sechsundzwanzig. Er hat keine Bananen. Ich muss jetzt zu diesem Picknick, weil ich meine prächtigen Kinder sehen muss.«
    Manchmal muss man sie zum Essen auffordern; manchmal verfällt sie in leeres, undurchdringliches Starren und erkennt uns nicht. Ihre Welt ergibt keinen Sinn mehr, und was sie durchmacht, lässt mich das Alter fürchten. In dieser zweiten Kindheit gibt es keine Hoffnung auf Jugend. Mama hat keine Kontrolle über ihre Körperfunktionen mehr; ihr Schlaf ist gestört, und sie läuft sehr unsicher. Wie in der Kindheit ist sie einem Zyklus von Baden, Füttern und Waschen unterworfen, und sie empfindet auch Trennungsangst.
    Der Glaube gab mir einmal eine Schutzmaßnahme gegen die Verzweiflung in die Hand. Er stellte eine Belohnung für ein gut gelebtes Leben in Aussicht und das Versprechen endgültiger Gerechtigkeit. Wäre der Glaube wahrhaftig, könnte er Antworten auf viele Fragen geben. Aber es gibt keine Antworten. Alles, was ich tun kann, ist
mit dem Schweigen, dem Unbekannten, der Grausamkeit, dem

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