Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
Kinder?«
»Nein, habe ich nicht.«
»Aber Sie sind verheiratet?«
»Nein.« Darauf folgt peinliches Schweigen, oder die Person entfernt sich sogar. Worüber könnte man sonst reden?
Wie ich höre, karikiert man den praktischen Arzt gern als jemand, der nur Husten und Erkältungen behandelt, aber das ist weit gefehlt. Es ist ein Beruf, bei dem man vielen schrulligen Charakteren und Menschen begegnet, die körperlich und seelisch ums Überleben kämpfen.
Manchmal kehre ich nach Osttimor zurück, um die Klinik und die Schwestern zu besuchen. Der anderthalb Stunden dauernde Flug von Darwin nach Osttimor verschiebt auf dramatische Weise die Lebenswirklichkeiten. Die Reise in einem Passagierfugzeug, in dem Drinks und Schokoriegel verteilt werden, ist weitaus bequemer als in dem rumpelnden Militärtransporter. Die Zeitung von Darwin hat die immergleiche Schlagzeile eines weiteren Krokodilangriffs, während die Timor Post von timorischen Studenten berichtet, die zum Medizinstudium nach Kuba gehen. Neun kubanische Ärzte arbeiten nun in unserem kleinen Distrikt, aber medizinische Hilfe ist immer noch schwer zu bekommen.
Sara machte im April 2006 ihren Abschluss in Kunst
und Erziehung an der University of New Castle. Bald darauf kehrte sie in das chaotische Dili zurück, um dort an ihrer alten Schule zu unterrichten. Bruder Dan, der Sara und viele andere in die Freiheit befördert und ihr zu ihrem Studium in Australien verholfen hatte, wurde bei einem Motorradunfall schwer verletzt und bekommt seitdem seine Umgebung nicht mehr mit.
Gewalt im Inneren trägt zur weiteren Erschütterung Osttimors bei. Es gab so viel Hoffnung, als die timorische Flagge auf dem Fußballfeld von Aileu zum ersten Mal gehisst wurde, aber es braucht mehr als Reden und Feuerwerke, um eine Nation aufzubauen. Ich hoffe, Osttimor findet die Führung, die es verdient. Menschen an der Macht verlieren leider sehr oft den Kontakt zur Not der Armen. Jene, die gegen ihre Nachbarn gewalttätig geworden waren, hatte man nicht dafür zur Verantwortung gezogen, und Arbeitslosigkeit und Armut säen weiterhin die Saat der Armut. Es ist so einfach, alles niederzureißen und zu zerstören, aber es braucht Jahre, ein neues Land aufzubauen und zu hegen. Wir neigen dazu, auf das Drama und die Krise zu reagieren, aber die stillen Tode all jener zu übersehen, die sterben, weil es keine Straße oder kein Wasser gibt.
14
»Ich werde der Mutter Kirche Heilige geben.«
»Er hat mich geführt und gehen lassen in die Finsternis und nicht ins Licht … Du hast Dich mit einer Wolke verdeckt, dass kein Gebet hindurchkonnte.«
Klagelieder Jeremias 3,2 und 44
Ich weiß nicht, was mich dazu veranlasst hat, im Oktober 2003 zur Seligsprechung von Mutter Teresa nach Rom zu fahren.
Im antiken Herzen der Ewigen Stadt spazierte ich über das Kopfsteinpflaster durch den Titusbogen aufs Forum, wo man Laurentius gegrillt hatte, weil er gesagt hatte, die Armen seien der Schatz der Kirche. Das Kolosseum und die nackten Katakomben legen Zeugnis von einem Volk ab, das voller Hoffnung gestorben ist.
Die Scavi oder Ausgrabungen tief unter dem Vatikan haben eine kleine Stadt mit alten Straßen und Fresken zutage gefördert, die sich in ihrem Originalzustand erhalten hat, begraben aufgrund von Erdarbeiten, die unter Konstantin, dem Kaiser aus dem vierten Jahrhundert, ausgeführt wurden, der die erste Basilika von St. Peter errichtete. Konstantin hat das Kreuz falsch interpretiert und es als Schlachtenstandarte benutzt. Vielleicht hatte er die Evangelien nicht
gelesen. Seine Basilika begrub eine kleine Stadt und einen Knochenhaufen, die zu einem Mann namens Petrus gehörten, zusammen mit einem schmucklosen Idealbild.
Der auf dem Grundriss der von Konstantin erbauten Basilika errichtete barocke Petersdom war tatsächlich prächtig mit seinem Marmor, Messing und Gold, stand aber in starkem Kontrast zu den Ermahnungen der Evangelien: »Verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach.« (Lukas 18,22) Ich wollte am Fuß einer Säule ein wenig ausruhen, aber ein Wächter sagte mir, ich solle aufstehen. Christus sagte: »Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.« (Matthäus 11,28) Mag ja sein, aber nicht hier. Die Basilika war kein heiliger Ort. Es war ein regnerischer Tag, also stellte ich mich an, um in die Kuppel von St. Peter zu entfliehen, wo ich in Augenhöhe des
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