Wenn Kinder um sich schlagen
Einzelnen gehen kann, erfahren Sie im Folgenden.
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Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern vorbeugen
Wenn Eltern es schaffen, eine liebevolle Beziehung zu ihren Kindern aufzubauen, klar und wohlwollend Grenzen aufzuzeigen und mit fairen Mitteln durchzusetzen, die in den vorigen Kapiteln beschriebenen Risikofaktoren einzudämmen und ein gutes Vorbild für einen friedfertigen Umgang miteinander zu sein, dann können sie viel dazu beitragen, derartige Probleme des Sozialverhaltens unserer Kinder zu verhindern.
Um zu gemeinschaftsfähigen Menschen zu werden, ist es notwendig, dass Kinder von ihren Eltern eine Liebe und Wärme ausstrahlende Grundatmosphäre erleben, auf deren Boden klare Regeln, die das gemeinschaftliche Miteinander erleichtern, vorgelebt und vermittelt werden. Diesen Prozess, die Verquickung von positiver Beziehungsgestaltung und Erziehung, beschreibe ich im Folgenden für die verschiedenen kindlichen Altersstufen.
Ein erzieherischer Umgang mit Kindern ist zu einem guten Teil erlernbar. Leider wird dieser Erkenntnis in unserem Gesellschaftssystem bis heute nur wenig Beachtung geschenkt. Elternkurse und Elterntrainings, in denen Eltern sowohl im Gespräch als auch in der praktischen Anleitung begleitet werden (s. Kapitel 7), gibt es allenfalls als Modellprojekte. Als begleitende Schulung für alle Eltern gibt es solche Angebote nicht. Die Möglichkeit der routinemäÃigen Kontaktaufnahme
zu jungen Eltern bei jedem neugeborenen Kind durch gesellschaftliche Betreuungsstellen, wie zum Beispiel Familienberatungsstätten, existiert leider ebenfalls nicht.
Erziehung bedeutet, dass das Kind von lebenserfahrenen erwachsenen Bezugspersonen liebevoll, aber bestimmt und konsequent in die Regeln des Miteinanders eingeführt wird. Die notwendigen Einschränkungen des Einzelnen lassen sich als Regeln des Zusammenlebens formulieren. Diese Regeln müssen von Ihnen als Eltern im Erziehungsprozess rechtzeitig bedacht werden, im familiären Einverständnis formuliert und in der Folge auch durchgesetzt werden. Regeln sind also für ein reibungsarmes menschliches Zusammenleben unbedingt notwendig. Und Regeln können auch schon von kleinsten Kindern gelernt werden, wenn sie kindgerecht (altersgerecht) und fair sind. Es gibt keine grenzenlose Freiheit. Die Freiheit des Einzelnen muss dort aufhören, wo diese Freiheitsbestrebungen die Freiheit des anderen beeinträchtigen.
Das bedingungslose autoritäre oder gewaltsame Unterbinden von kindlichen Erkundungen erzeugt beim Kind Ãrger und Frustration. Somit ist dieser autoritäre Erziehungsstil gewaltfördernd . Das grenzenlose Gewährenlassen des kleinen Kindes mit den möglichen Folgen von Chaos und Zerstörung erzeugt jedoch auch bei den gutmütigsten Eltern mit der Zeit ebenfalls Anspannung und Ãrger. Diese »gutmütigen« Eltern wollen ihren Ãrger aber oft nicht zulassen. Dadurch verstärkt sich bei diesen Eltern nur der innere Druck. Die Gefahr von aggressiven Ausbrüchen der Eltern, wenn dann doch irgendein Tropfen das Fass zum Ãberlaufen gebracht hat, ist gegeben. Zusätzlich besteht das Risiko, dass der ständige untergründige Ãrger bei diesen Eltern zur Ablehnung des Kindes führt, welche das Kind sehr wohl spürt. Des Weiteren hat ein grenzenlos aufwachsendes Kind keine Chance, wichtige Regeln des Zusammenlebens zu erlernen - ihm fehlt ein Vorbild und Modell. Spätestens beim Kontakt mit anderen Menschen
auÃerhalb der Familie kann es dazu kommen, dass sich diese Menschen durch dieses grenzenlos handelnde Kind schnell in ihren eigenen persönlichen Grenzen verletzt fühlen. Dadurch besteht die Gefahr, dass dieses Kind wieder Ablehnung und Frustration erfährt. Somit zeigt sich, dass auch ein grenzenloser Erziehungsstil gewalt- und aggressionsfördernd wirken kann.
Erziehung sollte somit einen Weg gehen, der das Kind ermutigend und fördernd begleitet, der es seine Freiheit erkunden lässt, der andererseits aber auch die Grenzen im Leben klar aufzeigt und einfordert. Das Kind muss einerseits bestimmte Regeln und Grenzen kennen und auch ertragen lernen, damit seine Mitmenschen nicht unter ihm leiden müssen. Es muss die Rechte des anderen respektieren lernen und in diesem Sinne wohlwollend, aber klar und bestimmt eingeschränkt werden. Dem Kind muss andererseits das wichtige Recht zugebilligt werden, sich auszuprobieren, seine Umwelt zu erkunden und
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