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Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Titel: Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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einvernehmlich ins Innere des Hauses – langsam, um gegen nichts zu stoßen. Sie hatte immer noch ein mulmiges Gefühl in ihrem Magen, das nicht von ihrer Übelkeit rührte. Mitten in der Nacht verlassene und fremde Häuser zu erkunden, gehörte nicht unbedingt zu einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen.
„Es ist alles in Ordnung.“
Sie wand den Kopf. „Wie meinst du das?“
„Wir sind allein. Es gibt hier nichts Bedrohliches.“
„Woher weißt du das?“, fragte sie erstaunt.
„Weil ich Antennen dafür habe. Wenn jemand außer uns hier wäre oder uns auflauern würde, würde ich das spüren.“
„Ist das … deine Gabe?“
„Sozusagen. Meine Spezialität sind Schutzzauber – und alles was damit zusammenhängt. Jede Hexe hat einen besonderen Schwerpunkt.“
Angestrengt dachte sie darüber nach, was wohl ihre Gabe, ihr
Schwerpunkt
war. Gab es etwas, das sich durch ihr Leben zog? Etwas, das besonders ausgeprägt oder auffällig war? Oder hatte es bisher noch keinerlei Anzeichen gegeben? Weil ihre Kraft noch nicht „aktiviert“ worden war? Hekate hatte gesagt, ihre größte Gabe wäre ihr Licht. Aber aus dieser Aussage konnte sie keine rechte Erkenntnis oder Antwort ziehen. Schutz stand für Sicherheit – Licht stand für …?
Surrend gingen die Lampen an und offenbarten den Urheber des lauten Klirrens. Jonathan hatte eine Vase zu Boden gerissen, die nun in unzähligen kleineren und größeren Scherben auf dem Boden verstraut lag. Dazwischen schlängelten sich die vertrockneten und zerbröselten Überreste eines Blumenstraußes.
Einen Augenblick später stieß Jonathan wieder zu ihnen, musterte kurz sein Scherbenmeer und wandte sich an sie. „Ich denke, der heutige Tag war lange und aufregend genug. Wir sollten uns alle aufs Ohr legen. Morgen ist genug Zeit für weitere Fragen, Antworten und Erforschungen.“
Sie sah unschlüssig zwischen Jonathan und Marah hin und her. Natürlich war sie müde. Aber sie wusste immer noch nicht genau, warum sie überhaupt hier war. Sie wusste überhaupt nichts mehr. Alles, was sie einst gedacht hatte zu wissen, hatte sich aufgelöst, wie ein Strickpullover, Masche um Masche. Angst, Grauen und Kummer steckten in ihren Knochen, ihrem Kopf, ihrem Herzen – dagegen konnte auch eine Schutzhexe nicht viel ausrichten.
„Er hat recht, Gwen. Wir sollten schlafen gehen“, räumte Marah versöhnend ein. „Ich weiß, du hast eine Menge Fragen und wir werden sie dir …“, auf einen anklagenden Blick von Jonathan hin, schwenkte sie um. „
Ich
werde sie dir auch beantworten, wenn ich kann – aber eine Mütze Schlaf kommt jedem von uns zu Gute. Wer weiß, wie viel Schlaf wir die nächste Zeit abbekommen werden.“
„Allerdings …“ Jonathan nickte zustimmend. „Ich fahre noch den Wagen in die Garage und beseitige das Scherbenchaos, dann beziehe ich Stellung auf der Couch.“  

***
     

     

    „ Die Polizei hat den silbernen Volvo gefunden. Ein paar Kilometer von der Autobahn entfernt, bei einem Gebrauchtwarenhändler.“„Hat er den Volvo dort gegen einen anderen Wagen eingetauscht?“, fragte Merkas mit leicht gerunzelter Stirn.
„Nein. Nikolaj muss geahnt haben, dass man ihm auf den Versen ist. Deshalb hat er den Fluchtwagen verscherbelt. Er hat sich allerdings nur die Kohle auszahlen lassen und keinen anderen Wagen mitgenommen. Der Händler hat gedacht, er macht ein gutes Geschäft. So lange jedenfalls, bis die Polizei bei ihm aufgetaucht ist. Da hätte er sich sicher am liebsten selbst in den Hintern gebissen, weil er ein Auto ohne Papiere gekauft hat.“
„Nahe welcher Autobahn wurde der Wagen gefunden …?“
„A22 – Brennerautobahn.“
Unwillkürlich hob er die Brauen. „Italien …? Will er eine falsche Fährte legen? Oder will er Italien nur passieren, um weiter nach Frankreich oder Spanien zu fahren?“ Merkas sprach laut, obwohl er mehr mit sich selbst redete. „Was könnte er in einem dieser Länder wollen?“ Er verschränkte die Arme auf dem Rücken und stellte sich vor das Fenster. Draußen auf der Straße wankten einige Betrunkene umher – teils mit Flaschen, teils mit Frauen in den Armen. Glücklicherweise niemand von seinen Männern – Glück für
sie
. Sollten sie zu diesem Zeitpunkt tatsächlich daran denken, sich die Hucke vollaufen zu lassen, statt seine Befehle auszuführen, hätte er einiges mit ihnen zu bereden – oder zu tun. Doch da sie es nicht waren, verliefen sich die Gestalten zu unbedeutenden Silhouetten und ließen seine Gedanken

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