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Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition)

Titel: Wenn Licht die Nacht durchdringt: (Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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abermals zum Zentrum seines Begehrens gleiten.
Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er wollte sie endlich in die Finger kriegen, wollte sie endlich leiden sehen. Alle beide. Nikolaj und das Gör. Jetzt. Sofort.
Wohin fuhren sie? Wo würde er sie finden?
„Italien … Frankreich … Spanien …“ Er murmelte die Worte leise vor sich her, als ob ihr Klang ihm die Antwort geben könne.
    Italien … Toskana … Italien … Toskana … Italien … Toskana …
Sie kamen aus dem Nichts. Immer wieder plätscherten die Worte durch seinen Kopf.
Italien … Toskana … Italien … Toskana … Italien … Toskana …
„Ich will, dass ihr eure Suche auf die Toskana beschränkt. Nehmt euch … abgelegene Häuser vor. Keine Ruinen. Bewohnbare Gebäude.“
„Boss …?“
Er wandte sich um und zog eine Augenbraue hoch. „Du hast mich doch verstanden – oder?“
„Ja.“
„Na dann setz dich gefälligst in Bewegung.“
Sein Gegenüber machte Anstalten sich umzudrehen.
„Ach, und wenn du sowieso gerade unterwegs bist: Sag Tonja ich möchte mehr Wein – kredenzt zusammen mit einem paar warmer Schenkel. Etwas Blondes wäre nicht schlecht“  

***
     

     

    Sie hatte einen unruhigen, aber tiefen Schlaf. Paradox, aber wahr. Ihr Traum war wie Nebel gewesen: Vorhanden, aber nicht greifbar. Ebenso war alles Äußere wie Nebel gewesen: Da und doch nicht da.
Als sie die Augen aufschlug, fiel Tageslicht ins Zimmer und ließ den Raum anders aussehen und wirken, als gestern Nacht. Freundlicher, weniger bedrohlich, aber auch verwaist. Alles war mit einer feinen Staubschicht überzogen und wirkte, als hätte sich hier längere Zeit niemand mehr aufgehalten. Dies ließ einen Hauch von Vergänglichkeit und Melancholie in der Luft schweben, der sie mit einem bedrückenden Gefühl erfüllte. Trotz der Tatsache, dass sie den Besitzer des Hauses nicht gekannt, ihn niemals gesehen hatte, empfand sie so etwas wie Kümmernis, weil er nie wieder aus dem Fenster sehen, die Küche benutzen oder in seinem Bett schlafen würde. Er war unwiderruflich fort – ebenso wie ihr Vater es war.
Mit einem tiefen Atemzug versuchte sie Abstand von diesen Gedanken und Gefühlen zu nehmen und einen klaren Kopf zu fassen. Marah, die sich gestern mit ihr zusammen im Obergeschoss schlafen gelegt hatte, während Jonathan sich im Erdgeschoss auf der Couch breitgemacht hatte, lag nicht mehr neben ihr. Zwar gab es im Obergeschoss zwei Schlafzimmer, beziehungsweise ein Schlafzimmer und ein Gästezimmer, doch hatte Jonathan darauf bestanden im Erdgeschoss auf der Couch zu schlafen. Seiner Aussage nach um die Haustür besser im Auge zu haben – aber unverkennbar auch, um Abstand zwischen sich und die beiden Frauen zu bringen. Marah hatte sich auf ihre Bitte hin das Schlafzimmer mit ihr geteilt, da sie ungern allein hatte sein wollen.
Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen und lauschte nach Geräuschen im Haus. Bis auf ein paar Vögel, die draußen vor dem Fenster vor sich hinzwitscherten, konnte sie auf Anhieb nichts hören.
Nachdem sie ein paar Minuten versucht hatte an gar nichts zu denken und den Schmerz ihrer Blessuren, der nach Abklingen der Schmerzmittel nun deutlicher zu spüren war, weg zu atmen, vernahm sie mit einem Mal ein Poltern und Scheppern von unten. Reflexartig setzte sie sich auf, ihr Körper spannte sich unwillkürlich an. Wäre etwas nicht in Ordnung, so hätte Marah das wahrscheinlich längst bemerkt, versuchte sie sich zu beruhigen. Immerhin war sie eine Schutzhexe oder so etwas wie eine Hexe mit intuitivem Radar für Schwierigkeiten und Bedrohungen. Wahrscheinlich war sie einfach nur früher wach gewesen und hatte sich leise davongeschlichen, damit sie weiterschlafen konnte.
Oder … war sie vielleicht genau deswegen nicht mehr in Bett? Wegen einem Gefühl, dass etwas nicht stimmte? War sie nach unten gegangen, weil sie etwas –
jemanden
– Bedrohliches wahrgenommen hatte?
Sie kletterte aus dem Bett und trat langsam den Weg nach unten an. Der Holzboden gab bei ihren Schritten immer wieder ein leises Knarzen von sich, was nicht gerade dazu beitrug, sich unbemerkt fortzubewegen.
Sie spürte, wie starr all ihre Muskeln waren, wie ihr Herz kräftig gegen ihren Brustkorb pochte und Furcht durch ihre Poren sickerte.
„Nicht noch mehr … nicht noch mehr …“
, wiederholte sie immer wieder stumm in ihrem Kopf. Sie wollte nicht noch mehr schreckliche Dinge erleben müssen, wollte, dass es endlich vorbei war.
Sie hatte gerade die vorletzte Treppenstufe

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