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Wenn nicht jetzt, wann dann?

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Titel: Wenn nicht jetzt, wann dann? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Malou
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Tatendrang.
    Danach schlendere ich durch die Gassen der Altstadt, stets um den Marktplatz herum, um auf jeden Fall den Rückweg wieder finden zu können. Sehr schnell fällt mir auf, dass viele Häuser untereinander mit dicken, außen geführten, frei liegenden Stromkabeln verbunden sind. Offensichtlich geht man hier mit derlei Gefahren anders um als bei uns in Deutschland, aber es scheint zu funktionieren.
    Gegen 21.00 Uhr wird es hier schon dunkel, und ich möchte am ersten Abend im fremden Land nicht leichtsinnig sein. Also gehe ich langsam zu meiner Pension zurück, wo ich todmüde und entspannt in das viel zu weiche, völlig ausgelegene Bett falle.

2. Tag:
    Pamplona, 6. Juni

    Morgens, müde, noch immer nicht ganz angekommen, sehe ich die ersten Sonnenstrahlen durch die Jalousie des Balkons scheinen. Erste Betriebsgeräusche sind draußen in der Avano Calle in der Nähe des Plaza Castillo zu hören. Ein vorsichtiger Blick auf mein Handy sagt mir, dass es bereits 8.30 Uhr ist, also Zeit zum Aufstehen für einen neuen, spannenden Tag. Nach der Dusche, die wider Erwarten einen neuen, ordentlichen Eindruck hinterlässt, bin ich startklar, Bauchtasche und Geldgürtel, Handy und Digicam sicher am Mann bzw. an der Frau verstaut. Offensichtlich gibt es in dieser Kategorie der spanischen Zimmer kein Frühstück, sodass ich auf die Suche gehen muss, ein solches zu finden. Zwei Straßenecken weiter ist es schon: ein nettes Café, in dem es bocadillos, also belegte Brötchen, und café con leche, also Kaffee mit Milch, gibt. Ein gutes Preisleistungsverhältnis, ein ausreichend gefüllter Magen und ein freundlicher Barkeeper, der recht gut französisch spricht und mir den Weg zum Beginn des Jakobsweges in Pamplona zeigt, stimmen mich froh und zufrieden. Und wirklich, zwei Straßenecken weiter, kaum zu glauben, stehe ich vor dem blauen Schild mit weißer Muschel, das den Jakobsweg mit gelber Pfeilrichtung ausweist.
    Ich bin ganz ergriffen, den Beginn meines Traumes zu sehen, und mache erst einmal ein Foto. Zudem wird mir bewusst, dass es einfach unglaublich ist, wie einfach sich bisher alles gestaltet hat. Ich bin erleichtert und entspannt, denn nun werde ich morgen meinen roten Faden, den Einstieg in den Jakobsweg aufnehmen und damit mein durchaus vorhandenes Orientierungsproblem zur Seite legen können.
    Für heute jedoch ist Pamplona geplant. In der Touristinformation im Zentrum erhalte ich einen kostenfreien Stadtplan und auch eine genaue Informationsbroschüre über Navarra, was mir sehr zusagt. Außerdem bekomme ich hier auch meinen ersten Pilgerstempel, der erste von dreißig möglichen, denn für so viele ist auf meinem Pilgerpass Platz. Mit Hilfe des Stadtplanes entwerfe ich den Plan für den heutigen Tag: Plaza de Castillo, Plaza de Torros, die Zitadelle und die Kathedrale von Santa María mit Museum sollen es werden. Unterstützt vom Stadtplan laufe ich los — und verlaufe mich immer wieder. Oft frage ich Passanten, die mir mit Händen und Füßen auf Spanisch antworten, die mit mir englisch und einmal sogar deutsch sprechen. Allen gemeinsam ist, dass die Spanier sehr freundlich und hilfsbereit mit mir umgehen.
    Trotz allem verlaufe ich mich immer wieder und brauche sicher die dreifache Zeit, um meine Sehenswürdigkeiten zu finden. Doch dies führt mich unvermittelt kreuz und quer durch die schöne Altstadt von Pamplona, vorbei an vielen alten bis zu sechsstöckigen Häusern, fast alle mit einem schmiedeeisernen Gitterbalkon, alle mit Jalousien, viele mit Blumen geschmückt, manchmal schmuddelig, aber auch oft schön in Farbe und renoviert. Hier lebt man draußen. Gaststätten haben Holzbänke in die Fußgängerzone gestellt, es gibt Straßencafés und Holzbänke auf den Plätzen und in den Parkanlagen. Die Spanier sind überwiegend gut gekleidet, man achtet auf Etikette. Und allen ist eines gemeinsam: Sie sind freundlich und zuvorkommend und machen auf mich keinen gestressten Eindruck, wie ich ihn nur allzu gut aus Deutschland kenne. Man lebt hier, arbeitet auch, aber alles im machbaren Bereich.
    Am Plaza de Castillo wird gebaut, deswegen konnte ich ihn kaum finden, und als ich endlich dort bin, stelle ich fest, dass er sich um die Ecke vom Busbahnhof des gestrigen Tages befindet. Die Welt ist eben klein! Der Plaza de Torros mit zugehöriger Straße ist hochinteressant, und ich kann mir gut vorstellen, wie hier die Stiere für den Stierkampf im Juli zur Arena hin durch die Straßen getrieben werden. Überall

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