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Wenn nicht jetzt, wann dann?

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Titel: Wenn nicht jetzt, wann dann? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Malou
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danach ziehe ich noch die unteren Teile meiner Hose, die mit Reißverschlüssen abtrennbar sind, aus, und es geht weiter.
    Der Weg führt mich durch Getreidefelder mit Mohn- und Kornblumen, an Wiesen mit den schönsten Sommerblumen und an Steinborten, die aussehen, als hätte jemand einen Steingarten angelegt, vorbei. Ich sehe blaue Glockenblumen, rosa Ginster und kleinere und größere Blüten, immer wieder und in allen Farben. Und es gibt Schmetterlinge und Hummeln zu betrachten. Die Landschaft ist so schön, doch ich kann sie nicht so recht genießen, ich leide an meinem Rucksack.
    Nach weiteren 45 Minuten benötige ich die nächste Pause, endlich kann ich meinen Mammutrucksack wieder absetzen. Jetzt gibt es Frühstück: Weißbrot, belegt mit Kochschinken, Käse und Zwiebel. Frisch gestärkt verlasse ich meinen Rastplatz, nachdem ich mich intensiv mit vier Französinnen unterhalten habe. Eine kommt aus Lyon und ist das zweite Mal hier, um den Weg dieses Mal zu Ende zu gehen.
    Jetzt sehe ich den weiteren Weg vor mir, unendlich lang, ständig an Höhe gewinnend, sich durch Büsche und Felder bis auf gut 800 Meter Höhe hinaufschlängelnd, bis zur Bergkuppe, die mit Windrädern gesäumt ist.
    Gleichmäßigen Schrittes versuche ich, den Berg zu ersteigen, jedoch dauert es endlos. Immer wieder muss ich stehen bleiben, Luft holen, denn mein Rucksack erschwert erbarmungslos den Aufstieg. Inzwischen bin ich Schweiß überströmt, es ist 11.00 Uhr, und ich ziehe auch meine Weste aus. Der Schweiß läuft mir in die Augen, brennt, und ich brauche wieder eine Pause, möglichst im Schatten. Inzwischen muss ich diesen schon suchen, denn die Sonne scheint mit voller Kraft vom blauen Himmel.
    Mit einem Getränk gestärkt, geht es weiter, Schritt für Schritt nach oben. Es dauert unglaublich lange, und ich sehne mich nach kalter Apfelschorle und einem See zum Baden. Aber derartige Sehnsüchte lassen sich nicht realisieren, und so geht es weiter. Zwar nehme ich kleine Blumen am Wegesrand und ein wundervolles Feld mit roten Mohnblumen wahr, doch sonst sehe ich nichts. Blick nach vorn, Schweiß überströmt, auf dem Weg nach oben, mit dem Rucksack erschlagen.
    Oben angekommen, völlig erschöpft, breitet sich vor meinen Augen eine unglaubliche Landschaft aus: hinten die Pyrenäen, Ausläufer der Berge, davor Felder und Wiesen aus der Vogelperspektive des Flugzeuges. Ich bleibe ergriffen stehen, genieße, bin glücklich und ruhe mich aus. Weiter führt der Weg den Bergkamm entlang, und kurz vor dem Abstieg ist das Panorama noch unglaublicher: Fernsicht total und das rundherum — Postkartenmotive von unwirklicher Schönheit.
    Nun geht es zum Glück nach unten. Doch keine Erleichterung, weit gefehlt! Es folgt ein sehr schwieriger, anstrengender Abstieg durch Geröllhalden, die aussehen, als seien sie einmal ein Flussbett gewesen. Auch hier habe ich einen viel größeren Zeitbedarf als geplant, sodass ich lediglich zwei bis drei Kilometer in der Stunde bewältigen kann. Unten angekommen, Pause, ich liege auf meiner Decke im Schatten und schlafe sofort ein.
    Französisch wird geredet, und ich werde nach zwanzig Minuten wieder wach. Die Französinnen von heute Morgen haben mich eingeholt. Ich biete Marmorkuchen an, nicht ganz uneigennützig, denn ich versuche, meinen Rucksack zu überleben. Wir stehen zusammen und reden und essen, und ich fühle mich wieder wohl. Weiter geht es, jede in ihrem Tempo, die Stunden vergehen, bis ich endlich in Uterga ankomme.
    Es ist fast 16.00 Uhr und ich genieße die Aussicht, hier in einer Herberge unterzukommen. Es gibt Zimmer mit Dusche, sauber und schön, und auch Pilgerbetten im Schlafsaal. Ich gönne mir wieder den Luxus eines Einzelzimmers. Ausruhen tut Not, und ich fühle mich zufrieden und bin nach einer halben Stunde wieder fit. Zwar habe ich heute nicht so viel geschafft, wie ich wollte, denn mein eigentliches Ziel war das 23 Kilometer entfernte Puente La Reina. Jedoch bin ich trotz allem zufrieden.
    Als ich nach einer Pause wieder in den Garten- und Terrassenbereich hinausgehe, kommt eine junge Engländerin dazu, blonde Haare, sehr schmal und zierlich. Sie trägt an den Füßen nur Badelatschen und hat ihre Füße völlig mit weißem Mull umwickelt. Sie beginnt ein Gespräch und erzählt mir auf Englisch, dass sie seit dem Abstieg in den Pyrenäen die Füße voller Blasen habe, sodass sie gar nicht mehr laufen könne. Ab morgen will sie erst einmal mit dem Bus weiterfahren.
    Abends sitzen wir

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