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Wenn nicht jetzt, wann dann?

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Titel: Wenn nicht jetzt, wann dann? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Malou
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beide mit anderen Pilgern zusammen und reden. Jeder der Pilger erzählt seine Geschichte, und ich bin entspannt und freue mich auf den nächsten Tag.

4. Tag:
    Uterga — Puente La Reina (7 km) — Los Arcos (39 km), 8. Juni

    Frühmorgens, 6.30 Uhr, gehe ich los. Es ist schon warm, T-Shirt genügt. Der Weg führt mich durch Felder, gesäumt von Büschen und vielen unterschiedlichen Sommerblumen. Es geht an einem Mohnfeld vorbei, diesmal direkt neben dem Weg, sodass ich wieder stehen bleibe und unbedingt ein Foto von dieser wundervollen Landschaft mache. Von der Anhöhe habe ich einen beeindruckenden Blick auf das umliegende Land. Felder, Hügel, Berge, Wald — ruhig und absolut friedlich ist diese Landschaft. Als die Sonne über dem Hügel aufgeht, fühle ich mich richtig ergriffen. Die Natur in dieser einsamen, heilen Dimension habe ich so noch nicht erlebt.

    Der Weg schlängelt sich wieder durch einsame Felder, bis nach circa einer Stunde der nächste kleine Ort in Sicht kommt. Zeit zum Frühstücken, und dieses Mal muss eine Fruchtschnitte reichen. Ich sitze auf einer Anhöhe auf einer Bank im Schatten und schaue in das Tal. Die Landschaft ist zum Malen, und ich genieße alles, nicht nur mein »Frühstück«.
    Dann geht es weiter — der Rucksack ist immer noch zu schwer — durch den kleinen Ort in Richtung Puenta La Reina, das ich nach einer weiteren Stunde und fünf Kilometern erreiche. Eine kleine Stadt — alte Bauten, enge Gassen, Blumen geschmückte schmiedeeiserne Balkone, gepflasterte Gehwege. »Touristinformation« ist mein Ziel. Dort erstehe ich eine Karte von Puenta La Reina und die Information, wann und wo ich mit dem Bus, über Ciraqui und Estella, weiter nach Los Arcos komme. Da der nächste Bus erst um 13.40 Uhr fährt, habe ich noch fast drei Stunden Zeit, mir den Ort anzusehen.

    Zuerst muss ich nun einen schweren Gang tun: Ich suche und finde ein Postamt. Seit gestern steht nämlich mein Entschluss fest, dass ich den entbehrlichen Teil meines Rucksackinhaltes nach Hause schicken will. Unter anderem befindet sich mein »Führer über Nordspanien« darunter, den ich aus praktischen Erwägungen kurzerhand mit dem Taschenmesser in drei Teile zerteilt habe, sodass ich nur die Teile über La Rioja, Kastilien-León und Galicien, die ich tatsächlich benötige, hier behalte und den Rest wegen seines erheblichen Gewichtes nach Hause schicke.
    Im Postamt treffe ich den ersten unfreundlichen, gelangweilten Spanier, der mir widerwillig einen Paketkarton aushändigt, mir keine Auskunft über Portokosten gibt und schließlich für meine entbehrlichen Dinge, 2,9 Kilogramm schwer, die ich nach Hause schicke, eine horrende Geldsumme verlangt. Dafür hätte ich die Dinge glatt in Deutschland neu kaufen können!

    Folgende Utensilien reisen ohne mich im Paket nach Hause:

    1 Essbesteck
    1 Taschenlampe
    1 Regenschirm
    1 T-Shirt
    1 Top
    1 langärmeliger Pullover
    1 Laufshirt
    1 ¾-Hose
    1mal Rock + Top
    1 Prospekt über Navarra
    Teile des Spanienführers

    Danach habe ich jetzt ein Rucksackgewicht von circa elf Kilogramm erreicht. Dazu kommen dann jeweils noch meine Jacke, die ich tragen muss, wenn es warm ist, und die jeweilige Tagesverpflegung, sodass ich morgens immer noch mit einem Gewicht von mindestens zwölf Kilogramm loslaufe. Wenn dann meine Seltersflaschen leer sind und die Verpflegung aufgegessen ist, verringert sich auch das Gewicht meines Rucksackes.
    Endlich bin ich relativ frei, denn im Rucksack ist jetzt Platz, sodass ich diesen nun wieder problemlos schultern kann. Fröhlich marschiere ich zur Stadtbesichtigung los und sehe mir den Dom, die unglaublich schöne alte Brücke mit den Rundbögen und die Gassen mit den alten Häusern an. Es ist heiß, und ich habe Hunger. Mit Aprikosen, die ich an einem der vielen Pilgerbrunnen wasche, und frischem Brot gut versorgt, gehe ich zur alten Brücke, setze mich dort in den Schatten und genieße eine Siesta.
    Frisch gestärkt, erstehe ich eine Stunde später noch ein neues Cappy, natürlich mit Jakobswegsymbol — gelbe Sonnenstrahlen — und gehe noch etwas durch die Stadt. Kinder in allen Altersstufen in Schuluniform laufen an mir vorbei, hübsch anzusehen in ihren karierten Hosen und Röcken. Schließlich geht eine Gruppe Kindergartenkinder an mir vorbei, die alle laut: »Buen camino!« rufen, als sie mich als Pilgerin erkennen. Ich bin sehr begeistert von dieser niedlichen Art der Aufmerksamkeit und genieße sie sehr.
    Nun suche ich die Busstation, die

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