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Wenn nichts mehr ist, wie es war

Wenn nichts mehr ist, wie es war

Titel: Wenn nichts mehr ist, wie es war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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bittere Tränen. Sie wusste nicht, wen es getro f fen hatte, sie konnte aber auch nichts tun , denn sie war immer noch gefesselt wie ein Tier in der Falle . Als wären sie weit entfernt, drangen dumpfe Gerä u sche an ihr Ohr. Doch sie waren nicht fern. Sie waren in unmittelbarer Nähe. Stimmengewirr, Rufe und Schrit te, ein K l i cken und schliesslich sank ihr Arm schwer wie Blei zu Boden. Ein kurzer Impuls liess sie wissen: Sie war frei. Verschwommen bemerkte sie ein Gesicht vor sich, das scheinbar etwas zu sagen versuchte. Sie kannte diesen Menschen, aber sie war nicht fähig, ihn einzuor d nen , es war ihr auch egal . Blind vor Tränen sto l perte sie so schnell sie konnte zu Jérémie , der immer noch unter dem anderen Körper auf dem Boden lag . Sie suchte seine Hand, versuchte den anderen von ihm zu stossen. Aber es wollte ihr nicht gelingen. Dann plöt z lich, ein leises Stöhnen, eine Bewegung und der obere Körper rollte wie von Geisterhand zur Se i te.
    „Verfluchte Scheisse noch Mal! Ich werde nie wieder versuchen eine Frau zu retten!“ Schwerfällig rappe l te sich Jérémie auf seine Ellb o gen. Vor Erleichterung aufschluchzend riss ihn Beth mit einer stürmischen Umarmung gleich wieder zu B o den.
    „Au!“ Es klang wie das Jaulen eines verletzten Hun des , aber er liess sie gewähren. Dann um schloss er sie mit seine n Arme n, ve r grub sein Gesicht in ihrem Haar und sog tief ihren süssen Geruch ein . Seine feinen Fältchen an den Augen vertieften sich, als sich ein Grinsen auf seinem Gesich t ausbreitete. Ganz sanft strich er ihr erst über das H aar, bevor er seine Hand flach in ihren Nacken legte und sie mit leichtem Druck zwang, ihn anzusehen. Er scha u te ihr tief in die Augen, aber das neckische Funkeln ve r schwand nicht. „Du bist mir nicht mehr b ö se?“
    „Das weiss ich noch nicht, aber ich bin vorerst einfach froh, dass du noch lebst.“
    „Du hast mir eine Heidenangst ei n gejagt, weißt du das?“
    „Stimmt, deine Falte wurde tiefer.“ Beth strich mit dem Finger die Falte zwischen seinen Augenbrauen nach. „ Also habe ich mein Ziel erreicht.“ Jetzt musste auch sie l ä cheln.
    „Du kleines…“ Mit einem plötzlichen Ruck wechselte Jérémie die Position. Nun konnte er auf sie hinu n tersehen. Den Satz beendete er trot z dem nicht. Das Lächeln verschwand aus beiden Gesichtern und sie verloren sich in den Augen des anderen. Ein Blick, der alles preisgab. Die Erleichterung, die Erschöpfung, die Freude, die ausgestandene Angst, die Trauer, die Wut, die Verwirrung, die Hilflosi g keit.
    „ Auch d u hast mir eine Heidenangst eingejagt.“
    Warm u m fasste Jérémie Beths Wange. Er liess seine Finger sanft in Ihr Haar gleiten und beugte sich über sie, bis sich ihre Lippen berührten. Eine Berührung , die sich von einem zärtlichen B e kenntnis in eine heisse Offenbarung wa n delte. Die ganz e Welt schien still zu stehen.
    „So , genug jetzt , ihr zwei! Bevor es nicht mehr j ugen d frei ist.“
    Den Mund noch nicht ganz vom anderen gelöst, mus s ten Beth und Jérémie unwillkürlich lächeln. Es f iel ihnen schwer, doch sie lö s ten ihre Blicke voneinander , um die Köpfe dem Störenfried entg e genz u heben. Paul stand wie ein Sittenpolizist mit in die Hüften gestem m ten Händen vor ihnen und Silvan direkt daneben. Dieser hatte aber die Arme vor seinem Körper verschränkt und schien es fast ein wenig zu b e dauern, dass die Vorstellung schon beendet worden war, bevor sie richtig b e gonnen hatte .
    „Spassverderber “ , g rummelte Jérémie und hievte sich schwer auf die Beine. Er bot Beth seine Hand an, die sie dankbar ergriff und sich daran hochzog.
    „Ihr seht aus, als wärt ihr Tarzan und Jane persönlich “ , k omme n tierte Silvan ihr A u s sehen.
    Beth und Jérémie musterten sich gege n seitig von Kopf bis Fuss. Die z errissenen, schmutzigen Kleider, die zerzausten Haare und die verkrusteten Wunden wirkten tatsächlich nicht sehr zivil i siert. Bevor Jérémie aber etwas erwidern konnte, drängte sich eine Frau zwischen Si l van und Paul hindurch.
    Beth überlegte kurz, ob sie zu allem Übel auch noch an Wasse r mangel gelitten hatte und dies nur eine Fata Morgana war, aber als die Frau sie fest in die Arme schloss, musste sie daran denken, dass Fata Morganas sich normalerweise beim Näherkommen au f lösten, was hier nicht der Fall zu sein schien. „Mama!“ Erleichtert aufatmend liess Beth sich in die Arme ihrer Mutter si n ken.
    „Oh , mein Liebes!

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