Wenn nichts mehr ist, wie es war
Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung? Ich habe mir solche So r gen gemacht!“
„In Ordnung ist wohl nicht ganz ric h tig, aber ich denke, es geht mir ganz gut. Zumindest bin ich noch in einem Stück. Aber wie kommst du hie r her?“
„Ach Kleines, das ist eine lange G e schichte. “
Während Susanna einen Kurzabriss ihrer langen Geschichte gab, wandte sich Jérémie an Paul. „ Warum hat das denn so lange g e dauert! Beinahe hätte ich ins Gras gebissen! “ Er zeigte auf den Leichnam, der i m mer noch im Dreck lag.
„ Sie können froh sein, dass wir schon da sind. Eigen t lich hätte ich noch länger gewartet, wäre da nicht der Anruf vom Revier g e kommen .“
„ Was haben die gesagt? “
„Dass Henry keines natürlichen Todes gestorben ist. Beim Geda n ken daran, wer uns damals diesen Bären aufgebunden hat, schril l ten meine Alarmglocken und das offensichtlich zu Recht.“ Paul scha u te Jérémie ernst an.
„ Ja, eindeutig zu Recht! Und wissen Sie was noch? Ich könnte schwören, L a ris sa Depruit kannte den Kerl ebenfalls.“
„Nicht ihr Ernst! Sie denken doch nicht etwa , er war der Zw i schenhändler?“
„ Ich denke es nicht nur, i ch bin mir ziemlich sicher. Larissa und Henry waren doch wie geschaffen dafür, ihnen den Mord an Dina in die Schuhe zu schieben. Abgesehen davon, hat mir e in Vöge l chen aus der U n terwelt mal was von einem Neuling mit einer Stimme ohne Stimmbruch gezwitschert und dem Typen der da liegt, hat ’ s beim Hauseinsturz die Eier ze r quetscht.“ Die Daumen in die Jeans eingehakt stand Jérémie breitbeinig neben Paul und starrte den im Schmutz liegenden Leichnam an. „Er hätte sein Vorhaben beinahe zu Ende führen kö n nen .“
„ Worum geht’s hier eigentlich? W er ist das? Ich kapier nichts!“ Silvan, dem die beiden den Rücken g e kehrt hatten, meldete sich aufgeregt und ne u gierig zu Wort.
„ Wir werden einen Bericht schreiben, den du dann lesen darfst. Jetzt ist erst einmal aufräumen ang e sagt .“
Paul klopfte Jérémie freundschaftlich auf die Schulter. „Chef, ich glaube, Sie h a ben heute genug getan.“
Kapitel 62
Zwischenzeitlich war es taghell geworden. Nachdem Paul mit viel Mühe alle Beteiligten nach Hause g e schickt hatte, Susanna sicher in Dinas Wohnung angekommen war und sich nach langem Gu t zureden d a von hatte überzeugen lassen, dass es Beth gut ging und sie darum nicht in ein Krankenhaus musste , stand Jérémie e r schöpft , aber z u frieden unter seiner Dusche und liess sich das hei sse Wasser genüsslich über den N acken fliessen, in der Hof f nung , seine verspannten Muskeln wenigstens ein bis s chen lockern zu können . Aber als er sich zu seinem Shampoo umdrehen wollte, wurde er sofort an sein weit grösseres Problem erinnert. Ein st e chender Schmerz durchfuhr ihn, als sein e Bewegung mit der g e prellten Rippe in Konflikt geriet. Zischen d stiess er den Atem aus. Nachdem der Schmerz abgeklungen war, keh r ten seine Gedanken sofort wieder zu Beth zurück. E r hatte sie mit ihrer Mutter in D i nas Wohnung geschickt, damit sie sich ausru h te und die beiden Frauen endlich ungestört miteinander sprechen konnten. Zum Abschied hatte er ihr nur einen kurzen Kuss auf die Lippen g e haucht ohne zugeben zu können, dass er sie gerne noch bis zum nächsten Morge n grauen bei sich gehabt hätte.
Im Schatten der Dämmerung des nächsten Morgens huschten die beiden Frauen wie zwei flüchtige mi t samt ihrem Gepäck in das mit laufendem Motor wa r tende Taxi. Beth öffnete die Tür zur Rückbank und rutschte auf den Sitz. Sie wagt e es nicht, ihren Kopf zu heben, denn sie hatte Angst d em wissenden Au s druck in den Augen ihrer Mutter nicht standhalten zu können. Susanna nahm schweigend neben ihrer Tochter P latz und drückte einfach kurz deren Arm, bevor sie den Mann am Steuer anwies , loszufa h ren. Mit quietschenden Reifen tat dieser wie geheissen und raste in halsbrecherischen Tempo in Richtung des Flu g hafens.
Unruhig rutschte Beth auf dem Sitz hin und her, bis sie es nicht mehr aushielt. „ Anhalten !“ Der Ruf schallte so laut und unerwartet durch das Taxi, dass der Fahrer erschrocken eine formvollendete Vollbremsung hinlegte. Kaum war das Auto zum Stillstand g e kommen, öffnete Beth auch schon die Tür. „Mama, geh du schon vor, ich werde rechtzeitig nachko m men.“ Dann schlug sie die Tür hinter sich zu und gleich darauf fuhr das Taxi wi e der an.
Jérémie wachte auf, als er ein
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