Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn nichts mehr ist, wie es war

Wenn nichts mehr ist, wie es war

Titel: Wenn nichts mehr ist, wie es war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
Vom Netzwerk:
ihr sagen, dass etwas dazwischen gekommen ist. Sie könnten ihr aber auch mitteilen, dass ihre Rabeneltern unfähig sind , den in dieser angeblich schweren Zeit nötigen Beistand zu leisten, da sie einen Gefängni s aufenthalt vorziehen. Dies aufgrund unkontrollierter Wutausbrüche und illegalen Medikamentenha n dels. Das ist nicht übel in Anbetracht der von I hnen geltend g e machten Umstände . Ü b rigens, auch wenn S ie bald wieder auf fr eiem Fuss sein sollten, dürfen S ie das Land aufgrund der laufe n den Ermittlungen nicht verlassen . Ich bitte hierbei um I hr Ve r ständnis für die Justiz. Sie handelt im Namen der Gerechti g keit, so gesehen halte ich diese Massnahme für angebracht . Wir wollen ja nicht, dass S ie untertauchen. “ Mit einem selbstgefälligen Lächeln schloss der Beamte seine Ausführu n gen.
    Kochend vor Wut hätte Jake am liebsten diesem fetten Arschloch die gelben Zähne dem o liert.
    „Ich verstehe “ , b rachte Jake gepresst hervor. „Und wann kann ich mit me i ner Frau sprechen?“
    „Vorerst übe rhaupt nicht. Das Risiko einer s ituationsangepassten A b sprache ist zu hoch.“
    Jake hatte das Gefühl wörtlich vor Wut zu rauchen. „Ve r stehe ich das richtig, ich darf nicht einmal mit meiner eigenen Frau spr e chen?“
    „Ihr Gehirn scheint noch vernünftig zu funktionieren. Darüber bin ich froh.“ Wieder grinste dieser sog e nannte Gesetzeshüter. Er schien mit sich selbst und seiner Leistung äusserst zufrieden zu sein. I r gendwie wurde Jake beim Anblick dieses Kerls an einen verfressenen Kater erinnert , der soeben einen riesigen Fisch ve r speist hatte. Die Vorstellung, dass man diese Vierbeiner früher in S ä cke gesteckt hatte, um sie dann zu ertränken, stimmte Jake ein klein wenig ruh i ger.
     
    Zurück in der Zelle dachte er über eine Taktik nach. Sein Anwalt und zum Glück auch Familienangehöriger tat im Hintergrund b e stimmt schon alles, damit wenigstens diese Gitterstäbe Verga n genheit we r den konnten. Aber wenn er und Susanna draussen waren, was dann? Sie durften das Land nicht verlassen, noch nicht. Sollten sie es trotzdem riskieren? Und wenn sie ertappt würden? Dann wäre es endgültig vorbei mit der Reise nach Fran k reich und im Knast halfen sie niemandem. Im Gegenteil, sie wü r den nur noch mehr Unannehmlichkeiten und Sorgen verursachen. Wenn sie allerdings erfolgreich wären, kön n ten sie bei Beth sein und er könnte seine Schwester noch einmal sehen. Jake kam mit seinen Gedanken zu keinem akze p tablen Ergebnis. Egal wie er es drehte und wendete, es gab immer einen Haken, der ins Gewicht fiel. Kurz vor der Verzweiflung besann er sich auf e t was, dass er schon Ewigkeiten nicht mehr ausprobiert hatte, weil es ihm nie gelungen war. Er versuchte zu mediti e ren.
    Ohne es von Jake zu wissen, tat Susanna es ihm gleich. Nach e i nem weiteren Mal der immer gleichen Fragen war s ie zurück in ihre Zelle gebracht worden. Sie war kurz davor gewesen, sich für diese Han d lung zu bedanken, denn sie hätte beinahe wieder eine Dummheit gemacht und diesen arroganten Beamten erneut ve r prügelt. Während sie mit ineinander verschränkten Beinen, die Hände auf ihren Knien ruhend, auf dem Boden sass , erinnerte sie sich mit einer gewissen Genugtuung zurück an ihre zweite Bege g nung mit dem Wiesel. So hatte sie den geprügelten Beamten schon vor ihrer Attacke getauft, als ihr sein Gesicht in der ursprünglichen Form zum ersten Mal richtig au f fiel.
    Als die ser Kerl den Verhörraum zum ersten Mal betrat, hätte sie beinahe laut losgelacht. Das Auge war fast vollständig zug e schwollen und erinnerte langsam an einen kreisrunden Regenb o gen. Dazu kam noch eine dicke Schicht kühlendes Gel, das sp e ckig glänzend ihr Werk ve r zierte. Sie malte sich aus , wie diese kleine Memme von seiner Mami einen Packen tiefgekühlter Er b sen hatte vorbeibringen lassen, um sein Wehwehchen zu verso r gen. Ein wenig schämte sie sich für den Stolz, den sie bei ihrer ausführlichen B e trachtung des Auges empfand, aber er hatte es nicht besser verdient. Die Strapazen, die jetzt auf sie zuk a men , hatte sie allerdings auch nicht besser verdient, dessen war sie sich schmerzlich bewusst. Dieses B e wusstsein drang beim Gedanken daran sofort wieder an die Oberfläche und der soeben ergriffene Strohhalm, der wenigstens ein bisschen Ruhe versprach, en t schlüpfte wieder.
    „Einatmen, ausatmen… Verdammt, warum klappt das nicht?“ S u sanna wurde ungeduldig, versuchte es

Weitere Kostenlose Bücher