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Wenn nichts mehr ist, wie es war

Wenn nichts mehr ist, wie es war

Titel: Wenn nichts mehr ist, wie es war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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Tonband zu plaudern als wären sie Bonny und Clyde? Keiner der beiden hatte es für nötig geha l ten, ihr zu sagen , was geschehen war oder in welchem G e fängnis sie sassen . Das ging wirklich zu weit. Und was sollte diese Fe s t netztelefoniererei? Beide kannten die Nummer des Mobiltelefons auswe n dig.
    „ Scheisse !“ Beth rannte zu ihrer Handtasche und zog ihr Telefon heraus. Der Blick auf das fröhlich leuc h tende Display entlockte ihr einen erneuten Fluch. Sieben Anrufe in Abwesenheit . Es wunderte sie in A n betracht der vergangenen Tage nicht sonderlich, dennoch ärgerte sich Beth darüber, dass sie sich nicht erinnern konnte , das Telefon auf lautlos gestellt zu ha ben. A ber die kleine durchgestr i chene Musiknote oben rechts im Bild belegte ihr Handeln einde u tig .
    „Ok, jetzt bloss nicht verzweifeln, nicht durchdrehen, nicht in hysterische und auch nicht in Wutanfälle ausbrechen. Das hilft nicht, das hält nur auf. Atmen nicht vergessen, keine Panik. Hi n setzen, nac h denken.“ Beth kam sich zwar blöd vor, mit sich selbst zu sprechen, als würde sie unter einer Persönlichkeitsstörung le i den, aber sie schaffte es damit tatsächlich ihren Puls etwas zu se n ken und die Atmung zu verlangs a men .
    „Gut. Ich muss mit meinen Eltern sprechen, ich kann nicht warten, bis sie sich wieder zu melden vers u chen. Möglicherweise verpasse ich sie dann wieder. Ich brauche aber Hilfe, weil sie mir, wieso auch immer , nicht gesagt haben, wo sie sich aufha l ten .“ Sie dachte einen Moment ruhig nach. Dann kam ihr der zündende Gedanke. „ Jérémie .“ Sofort sprang sie auf und zog die Visitenkarte, die ihr Jérémie geg e ben hatte, hervor. Ihre Finger flogen in Windeseile über die Tasten des Telefons . Inständig hoffte sie, dass Jérémie auch zu dieser unchristlichen Stunde noch in seinem Büro sitzen wü r de.
     
    „Da muss jemand aber ein dringendes Bedürfnis haben, zu le i den, wenn er mich im Kraftraum stört.“ Jérémie drückte den Stopp-Knopf am Lau f band und wischte sich mit dem Handtuch, das er um seinen Hals gelegt ha tte, den Schweiss von der Stirn, dann ging er zu m Tel e fon.
    „Ja?“
    „ Jérémie ?“ Ohne eine Antwort abzuwarten sprach Beth we i ter. „Ich brauche deine Hilfe.“
    „Zuerst einmal wollen wir die guten Manieren nicht vergessen. Also: Ha l lo Beth. Geht es dir besser?“
    „ Jérémie , ich bin ganz und gar nicht zum Scherzen aufgelegt. Ich bra u che dich als den Profi , der du bist.“
    „ Wow .“ Er überlegte sich, dass er das von Frauen durchaus schon gehört hatte, aber n ormalerweise in anderen Zusammenhängen. „Beth, du hast mich vom Laufband geholt, meine Laune ist also auch im Keller. Das kannst du mir gla u ben. Worum geht es?“
    „Meine Eltern. Sie sind im Gefängnis und ich muss mit ihnen spr e chen.“
    „Was?“ Jetzt hatte sie seine volle Aufmerksamkeit. „Jetzt mal lan g sam. Deine Eltern sind im Gefängnis? Woher weißt du das?“
    „Sie haben mich mehrfach auf dem Mobiltelefon und auf dem Fes t netztelefon angerufen. Ich war aber nicht zuhause und das Mobiltelefon habe ich nicht gehört. Als ich nach Hause kam, hatte ich mehrere Nachrichten auf dem Anrufbeantworter, aus denen hervorging, dass sie im Gefän g nis sind und dass es ihnen gut geht.“
    „Ich gehe davon aus, dass sie dir nicht gesagt haben, in welchem G e fängnis sie sind, in welchem Ort der Knast steht und ebenfalls kann ich wohl die Frage nach einer Rufnummer mit nein bean t worten. Ric h tig?“
    „So ist es. Die Rufnummer war unbekannt und Namen haben sie keine genannt. Nicht einmal das Land haben sie ge sagt “ , r ief Beth in einem Anflug von Verzweiflung etwas lauter als bea b sichtigt aus.
    „Beruhige dich. Ich werde dir natü r lich helfen. Wann kannst du auf dem Revier sein? Ich werde hier auf dich warten und mir e t was überl e gen.“
    „Aber wenn sie noch einmal versuchen zu Hause anzur u fen?“
    „Sie haben deine Mobilnummer, sie werden es als erstes dort ve r suchen, in der Hoffnung, dass du es immer bei dir hast. Aber n a türlich musst du es laut stellen. Hast du das getan?“
    „Ja.“
    „Sehr schön. Ich habe hier die be s seren Möglichkeiten, dir zu helfen. Also komm hierher. Ausserdem habe ich den Verdacht, dass das Stillsit zen und W a r ten nicht in deiner Natur liegt. Dir ist meiner Meinung nach besser geholfen, wenn du dich nüt z lich machen kannst. Und das geht am besten, wenn du mir hier hilfst . Liege ich mit dieser Annahme

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