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Wenn nichts mehr ist, wie es war

Wenn nichts mehr ist, wie es war

Titel: Wenn nichts mehr ist, wie es war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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ric h tig ?“
    Beth antwortete nicht so fort. Sie liess sich das G esagte durch den Kopf gehen, musste aber einsehen, dass Jérémie abs o lut richtig lag.
    „Ich komme so schnell ich kann .“
    Sie legten beide auf. Beth schnappte sich Jacke und T a sche und ging zur Tür. Im Hausgang blieb sie kurz stehen und drehte sich zum Türschloss um. „Wehe du klemmst wieder, wenn ich zurüc k komme.“ Zisch te sie, winkte drohend mit dem Zeigefinger in die Richtung des Schlosses und ve r liess dann das Haus.
    Zehn Minuten später legte sie ihre Jacke auf den Stuhl in Jérémie s B ü ro.
    „Also, wie sieht dein Plan aus?“ Beth war ungeduldig.
    „Komm her.“ Jérémie schaute Beth nicht an, sondern konzentrie r te sich auf den Bildschirm vor sich, während er sie zu sich beo r derte.
    Sie ging um seinen Schreibtisch he r um und lehnte sich hinter ihm an das niedrige Regal, damit sie seinen Computerbildschirm ebe n falls sehen konnte. Sie erkannte eine Landkarte, auf der eine g e wundene rote Linie die Stra s senroute von London nach Nizza markierte .
    „Was ist das?“
    „Wie ich dir schon erklärt habe, gehe ich davon aus, dass deine Eltern dich als erstes auf deinem Mobiltelefon versuchten zu erre i chen. Deshalb würde ich dich jetzt bitten, nachzusehen, wann der erste Anruf ei n ging.“
    Wie geheissen, schaute sie nach und sagte ihm die Zeit.
    „Gut. Rechnen wir von da an zurück. Erst einmal benötigen wir die Aufstellung der möglichen Ereignisse. Beginnen wir bei dem Ereignis, das die Polizei auf die Matte gerufen hat. Dann ve r strich bestimmt noch einige Zeit vor Ort, bevor die eigentliche Verha f tung durchg e führt wurde. Anschliessend die Überführung in das Gefängnis, dort mussten sie womöglich noch warten, dann müssen wir die Zeit einer ersten Befr a gung dazurechnen. Wenn sie erst danach telefonieren durften, kommen wir auf grob geschätzte si e ben Stunden . “ Er notierte sich alles und umkreiste die Sieben auf dem Papier. „ Deine Mutter hat mich ungefähr um vier Uhr nac h mittags nach unserer Zeit angerufen. Wenn wir nun noch die Zei t verschiebung von einer Stunde a b ziehen, dann rief deine Mutter um drei Uhr an. Ich schätze, sie hat sich höchstens eine halbe Stunde Zeit gelassen, dich im Anschluss zu kontaktieren. Also wird die Nachricht betreffend Abfahrt auf deinem Anrufbeantwo r ter ungefähr von halb vier nachmittags , englische Zei t, stammen. “ Er schrieb die Zeit auf und unterstrich sie doppelt. „ Nun die e i gentl i che Rechnung. Bringen wir von dem ersten Anruf aus dem Gefängnis, der auf deinem Mobiltelefon einging, sieben Stunden in Abzug , dann haben wir halb sechs abends . Wie wir schon fes t stellten, sind sie ungefähr um vier Uhr abg e fahren. Die zeitliche Differenz zwischen der Abfahrt und der Verhaftung beträgt de m entsprechend etwa zwei Stunden. Wie weit können sie also inne r halb von zwei Stunden mit dem Auto g e fahren sein?“
    Beth konzentrierte sich darauf, was der Stift von Jérémie auf das Papier geza u bert hatte. Dann hob sie den Kopf und schaute die Karte auf dem Computer an. „ Sie sind bekanntermassen nicht zum Flughafen gefahren. Es bleiben also noch die Fähre und der Eur o tunnel , um am schnellsten auf das französische Festland überz u setzen. Aber d ie Fähre kommt für meine Mutter eher w e niger in Frage.“
    „Ja, von ihrer Tendenz zur grünen Farbe im Zusamme n hang mit dem Meer habe ich schon gehört.“ Jérémie grin s te Beth an.
    „Tatsächlich? Könnte sein, dass ich mich erinnere, es dir erzählt zu haben.“ Ihre Konzentration erlaubte nur ein schiefes Lächeln. „Zurück zum Thema. Keine Fähre, also der Tunnel. Die Verlad e station steht in Folkestone, also waren sie mit dem Auto dorthin unterwegs. Innerhalb von zwei Stunden schafft man etwa zwe i hundert Autobahnkilometer, bei einer vernünftigen Geschwindi g keit. Meine Mutter fährt aber nicht vernünftig. E i gentlich müssten sie dann noch in… Warte mal. “
    „Warum fährt denn deine Mutter und nicht dein Vater?“
    „Das ist jetzt unwichtig.“ Da sie genau wusste, dass er es späte s tens dann erfahren würde, wenn ihr Vater vor ihm sass, fügte sie knapp hi n zu: „Später.“
    Beth beugte sich vor und griff an Jérémie vorbei , um an die Tast a tur zu kommen. Mit flinken Fingern tippte sie einige Buchstaben in die dafür vo r gesehenen Felder.
    Jérémie beobachtete, wie die Worte auf dem Bildschirm entsta n den und nahm so ihren Gedankengang auf.

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