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Wenn nur noch Asche bleibt

Wenn nur noch Asche bleibt

Titel: Wenn nur noch Asche bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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recht.“
    „Violet …“
    Mehr kam nicht über seine Lippen. Verwunderung, Enttäuschung und Zorn hielten sich die Waage. Er checkte die Lage. Nylonseile schlangen sich um seine Handgelenke und waren mit zwei eisernen Griffen verbunden, die rechts und links von ihm an die Wand des Transporters geschweißt waren. Offenbar diente dieser Wagen dazu, die Opfer zu den jeweiligen Ritualplätzen zu bringen. Er roch altes Blut. Dazu den Hauch längst verwehter Angst und abgrundtiefer Verwirrung. Wie viele hatten hier schon die letzten Stunden ihres Lebens verbracht?
    „Keine Angst“, sagte er zu Elena. Wut verlieh seiner Stimme die nötige Festigkeit, um sie überzeugend klingen zu lassen. „Ich hole uns hier raus.“
    „Das bezweifle ich.“ Violet rekelte sich auf ihm. Ihr Genuss an der Situation war unübersehbar, und dieser Genuss vertiefte sich zu sadistischer Leidenschaft, als sie ein kleines Messer aus ihrem Gürtel zog. „Greg macht niemals Fehler. Niemals. Und er will dich, wie er nichts anderes je wollte. Es gibt kein Entrinnen.“
    Violet begann, seelenruhig sein Hemd zu zerschneiden. Die Ärmel bis hin zur Schulter, bis sie es in zwei Hälften geteilt hatte und es einfach beiseitezerren konnte. Während Elena wild vor sich hinfluchte und fauchte wie eine eingefangene Katze, gehalten von den Armen zweier Männer, deren Gesichter bis auf die Augen hinter schwarzen Stoffbinden verborgen waren, beugte Violet sich vor und ließ ihre Lippen sanft über seine Brust gleiten.
    „Du sollst wissen, dass es mir leidtut um dich.“ Ihre Stimme war ein samtweiches Raunen. „Ich könnte mir wahrhaft Besseres vorstellen, als dich zu verbrennen. Schade drum. Wirklich.“
    „Warum?“, presste er hervor. Seine Gedanken kreisten unaufhörlich um Elena. Der Gedanke, selbst zu brennen, war fern und unbedeutend. Aber die Gewissheit, dass sie sein Schicksal teilen würde, war unerträglich.
    „Ich suchte ein Ziel“, schnurrte Violet, die Lippen auf seine Haut geschmiegt. „Ich suchte Glauben. Greg hat mir beides gegeben. Ihr müsst keine Angst haben. Euch und auch uns erwartet nichts anderes als die Erlösung.“
    „Das glaubst du doch nicht wirklich.“ Elena schäumte vor Wut. „Greg verarscht euch nach Strich und Faden. Für ihn ist alles nur ein Spiel, und ihr seid seine lustigen kleinen Spielfiguren.“
    „Ungläubiges Miststück.“ Violet sagte es sanft, fast zärtlich. „Du solltest die Wahrheit erkennen, wenn du sie siehst. Sonst gibt es für dich keine Erlösung.“
    „Auf diese Erlösung gebe ich einen Dreck. Und Greg kommt vor Lachen nicht in den Schlaf, weil er mit eurem Geld wieder ein paar Jahre die Sau rauslassen kann. Glaubt ihr, ihr seid seine ersten Jünger? Weit gefehlt. Er hat dieses Spielchen schon ein paar Mal durch.“
    „Stopf ihr das Maul!“, fauchte Violet einem der Männer zu. „Ich bin ihr dummes Geschwätz leid.“
    Als er gehorchte und eine Spritze samt Fläschchen aus einer kleinen, schwarzen Box holte, gefror Daniels Verstand zu eisigem Schrecken. Er fing Elenas Blick ein, hielt ihn fest, bis der Mann ihr den Inhalt des Fläschchens in die Armvene gejagt hatte, und sprach ihr stumm Mut zu. Ihm war klar, was man ihr gegeben hatte. Das sardonische Lächeln. Die Droge, die ihrem Gesicht eine Maske der Seligkeit verlieh, selbst dann noch, wenn man sie bei lebendigem Leib verbrannte.
    „Es tut mir leid“, flüsterte er ihr zu. „Es tut mir so leid.“
    „Sie wird’s überstehen.“
    Violet umfing seinen Kiefer mit einer Hand und zwang ihn, zu ihr aufzublicken. Daniel hätte sich vor Ekel am liebsten übergeben, als er ihre widerwärtig weichen Lippen auf seinen spürte. Er zog an seinen Fesseln, so fest er konnte, doch das Nylon hielt stand. Chemie raste durch seine Adern. Blockierte noch immer die Kraft, die er gebraucht hätte, um sie beide zu befreien.
    „Hast du Rebecca getötet?“ Weil es das Einzige war, das er tun konnte, schleuderte er Violet mit seinem Blick allen Hass entgegen, den er empfand. „Sag schon. Hast du ihr und dem Mädchen die Kehle durchgeschnitten?“
    „Ja“, erwiderte sie gleichmütig. „Aber was ist schon der Tod? Nur ein Übergang. Ein Wechsel. Ihr messt diesem Vorgang zu viel Bedeutung bei.“
    „Rebecca hat dir vertraut! Genauso wie Elena. Und du glaubst, ein solcher Verrat bleibt ungesühnt?“
    „Ich tue nur, was getan werden musste. Nenn es Schicksal. Im Lauf der Dinge gibt es kein Richtig oder Falsch. Den größten Schmerz, den Rebecca

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