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Wenn nur noch Asche bleibt

Wenn nur noch Asche bleibt

Titel: Wenn nur noch Asche bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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waren.
    „Komm!“
    Sie liefen weiter, ohne ein weiteres Mal aufgehalten zu werden. Wie viele Männer waren noch übrig? Waren inzwischen weitere hinzugekommen? Elenas Bein schmerzte höllisch, als sie die Felsen hinter sich ließen und durch den Kiefernwald rannten. Die Abenddämmerung brach herein. Keuchend und japsend torkelte sie durch eine Szenerie, wie sie friedvoller nicht hätte sein können. Es war ein Abend, um auf der Terrasse ein Buch zu lesen und Kaffee zu trinken, nicht, um von geisteskranken Wahnsinnigen gehetzt zu werden.
    Etwas zischte an ihrem Gesicht vorbei. Elena wäre fast gestürzt, als sie davor zurückwich, wurde im letzten Moment von Daniel aufgefangen und landete statt auf dem Boden in seinen Armen.
    „Ein Dorn.“
    Sie sah das Ding im Stamm einer Kiefer stecken, schwarz und glänzend, als sie auch schon unsanft auf die Beine gezerrt wurde. Wieder durchzuckte sie ein Schmerz. Diesmal so unerwartet heftig, dass sie aufstöhnte. Diese verdammte Kugel! Es fühlte sich an, als steckte sie noch immer in ihrem Knochen.
    „Komm, ich trage dich.“
    Sie wollte protestieren, doch ehe überhaupt ihr Mund aufklappte, hob Daniel sie hoch, rückte sie kurz zurecht und rannte. Der Wald flog nur so an ihnen vorbei. Besaß er etwa auch die Fähigkeit zu übermenschlicher Schnelligkeit im Laufen? Waren sie vorher nur wegen ihr so langsam vorangekommen?
    Elena verging Hören und Sehen. Wind pfiff an ihrem Gesicht vorbei, Kiefernnadeln streiften ihre Haut. Über ihr leuchtete hinter verschwimmenden Zweigen der Abendhimmel. Die Sonnenuntergänge in Maine waren wunderschön. War dies hier ihr letzter, den sie sah?
    „Mist!“ Unvermittelt blieb Daniel stehen und setzte sie ab. „So was ahnte ich schon.“
    Die Dämmerung war tiefer geworden. Nur undeutlich erkannte Elena, dass sie vor einem Abgrund standen. Es ging steil in die Tiefe, unten erwarteten sie von trockenen Nadeln bedeckte Felsen und ein Bach, der sich plätschernd durch die Schlucht wand.
    „Laufen wir einfach am Rand entlang.“
    „Gute Idee.“ Daniel seufzte. „Leider kommt uns von beiden Seiten jemand entgegen.“
    „Woher weißt du das? Es ist fast dunkel.“
    „Ich spüre es. Alter Shaolin-Trick. Nein, warte. Alter Präastronautik-Trick.“
    „Und was jetzt?“
    „Wie wäre es, wenn ihr einfach aufgebt?“
    Eine weibliche Stimme erklang hinter ihnen. Sonderbar vertraut. Elena fuhr synchron mit Daniel herum. Eine dunkle, schlanke Gestalt stand keine zehn Schritte vor ihnen zwischen finster aufragenden Kiefernstämmen. Und diese Gestalt hielt ein weiß schimmerndes Blasrohr an ihre Lippen.
    Vorbei. Es gab keinen Weg, zu entkommen. Zwei weitere Gestalten tauchten auf, die Gesichter hinter schwarzen Bandagen versteckt.
    Plötzlich warf sich Daniel vor sie. Sie griff nach seinen Schultern, spürte, wie sein Haar ihre Finger streifte und wie ein kaum merkliches Zucken durch seinen Körper ging. Er fuhr herum, hob sie erneut auf seine Arme und trat einen Schritt zurück.
    „Nein!“ Das Wort ging in einen Schrei über, als er losrannte, absprang und gemeinsam mit ihr in die Tiefe stürzte. Ihre Eingeweide wurden in den Hals hinaufgequetscht. Ihr Körper war ein einziger Krampf. Sie fielen, fielen immer weiter, immer schneller. Dann ein Schlag, ein Krachen. Daniels Körper unter ihr, der ihren Sturz abfing. Sie wurden nach vorn geschleudert, herumgerissen. Die Wucht des Aufpralls löste Elenas Griff. Plötzlich kugelte sie allein über nasse Steine, prallte gegen einen Felsen und blieb stöhnend auf dem Rücken liegen.
    Daniel!
    Taumelnd kam sie auf die Füße. Stürzte zu dem dunklen Schatten hinüber, der reglos zwischen den Steinen lag. Seine Augen waren geschlossen, doch als sie sich über ihn beugte, öffneten sie sich einen winzigen Spalt.
    „Lauf!“, brachte er hervor. „Verschwinde!“
    „Ich lasse dich nicht allein.“ Sie tastete seinen Körper ab. Ihr wurde heiß und kalt vor Schrecken. Beide Beine waren unzweifelhaft gebrochen. Und er war zu schwer, um ihn zu tragen. Nein, sie war zu schwach. Elena wimmerte seinen Namen. Wieder und wieder. So abgrundtief verzweifelt, dass sie glaubte, keinen einzigen Atemzug mehr nehmen zu können.
    „So was nennt man Pechsträhne.“ Er brachte ein schiefes Grinsen zustande. „Knochen können lästig sein. Jetzt lauf schon, verdammt noch mal. Ich komme klar.“
    „Ach ja? Und wie?“
    „Lass das meine Sorge sein. Hau ab, oder ich mach dir Beine. Lauf, Elena!“
    „Ich

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