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Wenn Tote schwarze Füße tragen

Wenn Tote schwarze Füße tragen

Titel: Wenn Tote schwarze Füße tragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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mit der Faust auf die Werkbank, sieht streng in
die Runde und sagt:
    „Seht ihr, ihr Hornochsen?
Entschuldigt euch bei dem Herrn und geht schlafen! Ihr braucht dringend Ruhe.“
    Estaraches Freund, der Moslem und der
Angeber mit den Bürstenhaaren stehen auf und gehen hinaus. Mein Kidnapper
murmelt eine Entschuldigung und gibt mir meinen Revolver zurück. Ich lande
einen erstklassigen Aufwärtshaken an seinem Mussolini-Kinn. Das habe ich mir
schon die ganze Zeit vorgenommen. Widerstandslos kassiert er den Schlag, wie
etwas, das einfach fällig war. Niemand muckt auf. Die drei sind froh, daß sie
verschwinden dürfen.
    Ich bleibe mit dem alten pied-noir, dem Hauptmann — er heißt Chambord — und dem dicken
Adjutanten-Chauffeur-Blindenhund zurück. Chambord verlangt — man ist
schließlich nicht umsonst Hauptmann oder Ex-Hauptmann! — von mir zu wissen, was
es mit dem Verschwinden von Agnès Dacosta auf sich hat. Ohne mich in den
Einzelheiten meiner Ermittlungen zu verlieren, sage ich ihm unter anderem, daß
Agnès höchstwahrscheinlich den Verräter von Algier entlarvt habe. Er solle mich
jetzt aber bloß nicht fragen, wer das sei und wo er sich aufhalte. Und ich füge
hinzu, daß ich nicht wisse, was ich von Dacosta halten solle, auch wenn er
Agnès’ Vater sei.
    „Alle halten ihn für schuldig“, seufzt
Chambord. „Wirklich verrückt! Sogar Dacosta selbst ist davon angesteckt worden.
Ich kenne ihn seit Jahren. Als ich vor zwei Monaten hierherkam, habe ich ihn
besucht. Er hat mich angefleht, ihn nicht mehr aufzusuchen. Er wolle von der
Vergangenheit nichts mehr hören, habe zu niemandem Kontakt, außer zu einem
gewissen Dorville und der Dame, die wir beide, Monsieur Burma, ebenfalls
kennen: Madame Lambert. Sie wissen nicht, was Sie von Ihrem Klienten halten
sollen, sagen Sie? Nun, mir geht es nicht besser. Nur daß ich etwas weiß,
abgesehen von meiner persönlichen Überzeugung, daß Dacosta zu einem Verrat
nicht fähig ist. Sehen Sie, ich war bereits in den Händen der barbouzes, in ihrem Hauptquartier in der Villa Djemila, als die Sache in Algier passiert
ist. Mir ging es ziemlich schlecht. Schon halb im Koma, habe ich einen
interessanten Satz von einem meiner Kerkermeister aufgeschnappt. Es war von
,dem Mann 1 die Rede — ohne daß sein Name genannt wurde, leider! — ,
,der die Omega-Leute hochgehen lassen und dafür fünfzig Millionen kassiert
hat’. Hörte sich so an, als wär er im Haus gewesen. Als man mich noch am selben
Tag an einen anderen Ort brachte, habe ich den Verräter auf dem Flur gesehen.
Damals konnte ich noch sehen. Der Mann war mir unbekannt, und ich habe sein
Gesicht nicht gut genug erkennen können, um ihn zu identifizieren. Er hatte
seinen Hut tief ins Gesicht gezogen. Einzig Gestalt und Haltung des Mannes sind
mir im Gedächtnis geblieben. Ich brauche natürlich nicht hinzuzufügen, daß es
nicht Dacosta war...“
    Chambord wurde nach Frankreich
überstellt und zu einigen Jahren Knast verurteilt. In dem Gefängnis, in dem er
seine Strafe absitzen mußte, wurde er bei einer Meuterei durch eine Granate der
Polizei an den Augen verletzt. Allerdings war sein Leiden nicht unheilbar, und
als er freigelassen worden war, kam er nach Montpellier, um sich hier von einem
renommierten Augenarzt behandeln zu lassen. Nun stehe ein operativer Eingriff
bevor, durch den er hoffe, sein Augenlicht wiederzugewinnen. Inzwischen habe er
Kontakt zu Leuten, deren Gemüt immer noch von dem Verrat erhitzt sei.
    „Ich habe Dacosta in Schutz genommen“,
fährt er fort, „doch ich redete in den Wind. Die weniger Fanatischen haben mir
vorgeschlagen: ,Beschreiben Sie uns Gestalt und Haltung des Unbekannten in der
Villa Djemila, dann sehen wir, ob die Beschreibung auf einen unserer Landsleute
paßt.’ Das ist doch idiotisch! Sie glauben fest und steif, daß der Verräter,
auch wenn es nicht Dacosta ist, sich in dieser Stadt aufhält. Herrgott nochmal!
Er kann genausogut in Lyon oder Toulon oder, noch wahrscheinlicher, in
Südamerika sein... Aber Sie sagen es ja selbst, Monsieur Burma! Sie haben Grund
zu der Annahme, daß der Verräter sich hier in der Gegend aufhält. Also haben
die anderen anscheinend recht... Wie dem auch sei, ich bin auf den Vorschlag
meiner Landsleute eingegangen. So konnte ich bis jetzt den unschuldigen Dacosta
vor dem Schlimmsten bewahren. Ich beschrieb also das, was mir von dem
Unbekannten in Erinnerung geblieben ist. Der Mann ist ziemlich groß, etwas
schief in den Schultern, hinkt

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