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Wenn Tote schwarze Füße tragen

Wenn Tote schwarze Füße tragen

Titel: Wenn Tote schwarze Füße tragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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in der Rue Bras-de-Fer drinsteht. Jetzt verstehe ich Delmas’
Verzweiflung: Nur dreißig Zeilen wurden ihm im Lokalteil zugestanden. Dazu
beeinträchtigen noch mehrere Druckfehler die Verständlichkeit des Artikels. Das
einzige, was der Leser erfährt, ist, daß „die Polizei unter der Leitung von
Kommissar Vaillaud“ die Ermittlungen eingeleitet hat.
    Ich falte die Zeitung wieder zusammen,
als das Telefon klingelt. Ich nehme ab. Der Telefonist des Hotels sagt mir, daß
es die Dame sei, die schon mehrmals angerufen habe. Ich lasse durchstellen.
    „Hallo? Guten Morgen, Monsieur Burma“,
sagt eine Stimme, die mir nicht gänzlich unbekannt ist, die ich jedoch nicht
sofort einordnen kann. „Also, wissen Sie, ich mußte Sie einfach anrufen! Na
ja... Auf dem Foto in der Zeitung sind Sie ja wirklich nicht vorteilhaft
getroffen, aber ich habe Sie trotzdem sogleich erkannt. Sagen Sie... Halten Sie
immer noch die Einladung zu einem Gläschen aufrecht?“
    Die Blondine von der Straße nach
Prades! Ich wußte doch, daß wir uns wiedersehen würden!
    „Natürlich“, sage ich.
    „Nun, ich lehne ab! Ich möchte Sie nämlich einladen! Unter einer Bedingung...“
    „Und die wäre?“
    „Ich würde Ihnen gerne einen kleinen
Auftrag erteilen. Gut, Sie machen Urlaub, aber ich habe gedacht...
vielleicht...“
    „Für eine so charmante Frau wie Sie
kann ich wohl mal eine Ausnahme machen. Worum geht es denn?“
    „Um jemanden, der verschwunden ist.“
    „Welchen Geschlechts?“
    „Männlich.“
    „Nun gut... Mal sehen, was sich machen
läßt.“
    „Ich wohne in der Villa Lydia in der Avenue Buisson-Ber-nard 90a. Wissen Sie, wo das ist?“
    „Ich werde auf einem Stadtplan
nachsehen. Privatdetektive wissen sich immer zu helfen.“
    „Spotten Sie nur... Ich kann also mit
Ihnen rechnen?“
    „Ja...“
    Ich wiederhole die Adresse und füge
hinzu:
    „Zu wem möchte ich eigentlich?“
    „Ich bin die einzige Mieterin. Aber
ich nehme an, daß Sie wissen möchten, wie ich heiße. Das soll kein Problem
sein. Mein Name ist Raymonde Sigari.“
    Ich lasse mir nichts anmerken.
    „Schön, Madame Sigari! Ich muß nur
noch richtig wachwerden, dann komme ich zu Ihnen geflogen.“
    Nachdem ich aufgelegt habe, sage ich
zu Zavatter:
    „Ich glaube, Sie müssen doch noch an
die Arbeit, mein Lieber!“
     
    * * *
     
    Jenseits des Gittertores, hinten in
einem kleinen, verwilderten Park, den ein Weg teilt, der weniger gepflegt ist
als ein Stammgast im Spielkasino, steht die Villa Lydia : blendend weiß
in der Sonne, einstöckig und mit ausgebautem Dachboden, hat sie schon mal bessere
Tage gesehen. Zwei Marmorsäulen flankieren die Eingangstür, zu der man über
eine moosbewachsene Außentreppe gelangt. Das Haus ist solide gebaut und hat
sicherlich dicke Mauern. Hier am Stadtrand, ziemlich weit weg von den nächsten
Häusern, kann es problemlos in eine üble Räuberhöhle verwandelt werden.
    Von solch optimistischen Gedanken
erfüllt, drücke ich auf die Klingel. Auf einem Steinbalkon erscheint die
Blondine, und sie bedeutet mir, das Gartentor aufzustoßen. Ich stoße das
Gartentor auf. Gleichzeitig, aber von verschiedenen Seiten, erreichen wir die
Eingangstür, die sie mir öffnet. Eine Parfümwolke empfängt mich. Die Frau trägt
jetzt keine Sonnenbrille, so daß ich ihre berechnenden Augen sehen kann. Auch
ihren Minirock trägt sie heute nicht. Sie hat ihn gegen ein Negligé
eingetauscht, das in duftigen Falten auf ihre hochhackigen Hausschuhe fällt.
Das Gewand ist durchsichtig, ohne es zu sein, und ist es deswegen um so mehr.
Durch den Stoff hindurch erhascht man — je nach Blickwinkel — einen flüchtigen
Blick auf die dunklen Strapse. Das Dekolleté des Negligés ist nicht sehr
waghalsig ausgeschnitten. Die Spitze des V wird durch eine duftende rote Rose
geschmückt. Schön anzusehen, welche Mühe sich manche Leute bereits am frühen
Morgen machen!
    „Entschuldigen Sie, daß ich Sie in
dieser Aufmachung empfange“, säuselt sie kokett, „aber es ist so heiß hier im
Süden! Treten Sie ein und nehmen Sie Platz!“
    Ich trete ein und nehme Platz. Sie hat
mich in einen großen Salon mit Eichenparkett und Fenstertür geführt. Es gibt
auch noch andere Türen, die aber keine Fenster sind. Die Möbel haben nichts
Besonderes an sich. Keine Chaiselongue, kein Kanapee. Wahrscheinlich ein
Versäumnis.
    „Sie müssen auch die Unordnung
entschuldigen, die in diesem Hause herrscht“, entschuldigte sich meine
Gastgeberin weiter. „Die Miete

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