Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn Werwolf-Pranken streicheln

Wenn Werwolf-Pranken streicheln

Titel: Wenn Werwolf-Pranken streicheln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nach oben gedrehten Hartenden plötzlich mit ausgebreiteten Armen vor mir und sagte: »Wir können jetzt beginnen, Mr. Sinclair.«
    »Ist es denn wahr?«
    »Ja, Sir, bitte, nehmen Sie Platz.« Er bewegte sich so zackig wie beim Militär.
    »Na ja, dann wollen wir mal.«
    Ich stand auf, ging die paar Schritte und drückte mich dann in den alten Ledersessel, dessen Fläche schon ziemlich durchgesessen war und eine Kuhle aufwies.
    »Wie soll ich die Haare schneiden?«
    »Nicht zu lang lassen, Meister. Bei ihren Preisen muß da schon etwas runter.«
    »Sagen Sie nicht das. Auch ich habe Unkosten.«
    »Den Spruch kenne ich. Ein Geschäftsmann, der nicht stöhnt, dem geht es nicht gut.«
    Er lachte und band mir das durchsichtige Plastiktuch vor die Brust. Dann begann er mit seiner Arbeit. Da ich ziemlich mundfaul an diesem Vormittag war, hatte er auch keine Lust zu reden, so daß der Meister auch nicht abgelenkt wurde.
    Um seine Kunden zu unterhalten, hatte er das Radio eingeschaltet. Ein Lokalsender brachte Musik und Interviews.
    Ich hatte kaum hingehört, weil mich die Gespräche nicht interessierten, wurde aber plötzlich aufmerksam, als die Sprecherin von einer Schule redete, der sie momentan einen Besuch abstattete und die Kinder fragen wollte, was sie Aufregendes erlebt hatten.
    »Es haben sich viele gemeldet, liebe Zuhörer, aber ein Mädchen muß ich allen anderen vorziehen. Komm bitte her. Du heißt?«
    »Gwendolyn Harper. Aber man nennt mich nur Gwen.«
    »Darf ich das auch zu dir sagen?«
    »Klar.«
    »So, und jetzt berichte mal unseren Zuhörern, was du alles erlebt hast und noch immer erlebst, wie du mir in einem Vorgespräch berichten konntest.«
    »Das mache ich gern, Miss. Ich bekomme immer dann, wenn der Vollmond scheint, Besuch von meinen Großeltern.«
    Im Hintergrund klangen enttäuschte Rufe auf. Auch die Moderatorin lachte etwas gequält, bevor sie fragte: »Hast du nicht noch etwas vergessen, Gwen?«
    »Ach so, klar. Meine Großeltern sind keine normalen Menschen, sondern Werwölfe!«
    Schweigen - Funkstille. Ich aber, der alles mitgehört hatte, zuckte so heftig zusammen, daß ich den Meister der Schere irritierte und er mir mit derselben leicht in die Kopfhaut stach.
    »Entschuldigung!« rief er lautstark. »Aber Sie haben sich so plötzlich bewegt, Sir. Ich werde…«
    »Ruhig sein!« rief ich. »Seien Sie nur ruhig. Und tun Sie mir einen Gefallen, bitte. Stellen Sie das Radio lauter!«
    »Wirklich?«
    »Ja, machen Sie schon!«
    Er ging hin und drehte an einem Knopf. Die Moderatorin hatte sich von ihrer Überraschung erholt und fragte: »Werwölfe also?«
    »Ja, Miss.«
    »Du kannst mich Erica nennen.«
    »Gut, Erica.«
    »Dann möchte ich noch von dir wissen, Gwen, wieso du in jeder Nacht Besuch von Werwölfen bekommst.«
    »Nicht in jeder Nacht, nur wenn der Vollmond scheint.«
    »Entschuldige, ich vergaß.« Einige Kinder im Hintergrund begannen zu lachen. Jemand ahmte sogar das Jaulen der Bestie nach.
    »Soll ich wirklich erzählen?« fragte Gwen.
    »Bitte.«
    »So ein Quatsch«, sagte der Figaro neben mir. »Die legen die Leute rein, wo sie nur können.«
    »Bitte, seien Sie ruhig, sonst bin ich das letzte Mal bei Ihnen gewesen!«
    »Natürlich. Sir.«
    Ich aber hörte zu, was das Mädchen namens Gwen zu sagen hatte. Der Meister merkte, daß es mir ernst war. Er schnibbelte auch nicht mehr mit der Schere herum, so daß störende Geräusche an meinen Ohren glücklicherweise ausblieben. Gwens Stimme bekam einen dozierenden Klang. »Sie wissen ja, Erica, daß Werwölfe Geschöpfe der Nacht sind. Deshalb kommen sie auch nur in der Nacht. Sie erscheinen stets bei Vollmond. Ich erwarte sie dann in unserem Garten.«
    »Darf ich mal etwas fragen?«
    »Ja.«
    »Wissen deine Eltern davon?«
    »Nein.« Gwen lachte hell. Das Interview schien ihr Spaß zu bereiten.
    »Aber jetzt werden sie bestimmt davon erfahren.«
    Die Reporterin holte geräuschvoll Luft. »Und du kennst diese Werwölfe. Sie tun dir auch nichts?«
    »Es sind ja meine Großeltern.« Das Mädchen äußerte sich, als wäre dies die selbstverständlichste Sache der Welt. Im Hintergrund klang Gemurmel auf, und selbst die Reporterin war sprachlos. »Glauben Sie mir nicht, Erica?«
    Die Frau lachte. »Es ist zumindest schwer. Aber du hast eine blühende Phantasie, Gwen.«
    »Ich habe das erlebt. Sie glauben mir nicht.«
    »Erzähl doch weiter.«
    »Sie kommen bei Vollmond. Wir treffen uns in unserem kleinen Pavillon. Dort sitzen wir dann

Weitere Kostenlose Bücher